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Sex ist verboten (German Edition)

Sex ist verboten (German Edition)

Titel: Sex ist verboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Parks
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seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Kein Teil des Achtfachen Pfads. Harper hätte etwas dazu sagen sollen. Er hätte sagen sollen: Liebe Schüler, durch Veröffentlichungen werden Sie nie ins Nirwana kommen.
    Nach diesem Retreat fahre ich nach Hause, wickle Wordsmith ab, sage Susie, sie kann mit ihrem Leben machen, was sie will – absolut alles, was du willst –, ich sage L, es ist aus mit uns. Linda, es ist aus. Aus und vorbei. Und T. Ich sage T auch, dass es aus ist. Terry, es ist aus. Ich habe Terry nur gebraucht, um bei Linda bleiben zu können. Ich sollte mich schämen. Charlie ist ein guter Mann. Kümmere dich um deinen Ehemann.
    Alles ist aus.
    Schön wär’s.
    Und dann? Wo bin ich?

BROKKOLI
    JONATHAN HATTE KEINE PROBLEME mit Stimmungsschwankungen oder Unentschiedenheit. Ich könnte jetzt aufstehen, zum Schlaftrakt A zurückgehen, meine Jeans ausziehen und mich neben meinen Tagebuchschreiber ins Bett legen. »Jetzt einfach nur in deine Augen zu schauen«, hat er auf einen Bierdeckel geschrieben, »ist der schönste Moment meines Lebens.« Das war unser bester Abend, der vorletzte. Er hat keine Sekunde daran gedacht, seine Pläne umzuwerfen. Ich könnte in sein Schlafzimmer stürmen und rufen: »Was für ein Arschloch Sie sind, Mr. Tagebuchschreiber! Was für ein falscher, verkorkster Schleimscheißer!« Ich könnte sein Tagebuch in die Tonne hauen und es einfach vergessen. Ich könnte es mit einem weisen Ratschlag wieder an sein Bett legen. »Lassen Sie los, GH. Lassen Sie Ihr riesiges Ego einfach los.« Ich habe durchaus Mitleid mit ihm und seiner Frau. Die beiden sind verloren. Ich habe auch Mitleid mit meinen Eltern. Zusammen werden sie niemals glücklich werden, und getrennt voneinander werden sie auch nicht glücklich sein. So viel zum Thema Einbalsamieren. Marriot’s war eine Leichenhalle. Carl zu heiraten hätte den Tod bedeutet.
    Ich dachte, du
wolltest
sterben?
    Zwei Motten schwirren um den Lampenschirm im Zimmer der Helferinnen herum. Warum bringe ich keine Insekten mehr um? Es ist unheimlich, wie sie immer wieder hektisch flatterndgegen die Papierkugel stoßen. Blindwütig, ohne Sinn und Verstand. Alle Lampenschirme im Institut sind von Ikea. Eine Motte fällt zu Boden, schlägt mit ihren schmuddeligen Flügeln und fliegt dann wieder nach oben. Jonathan hat Fliegen mit einem Händeklatschen getötet. Er wurde nie sauer oder wütend, außer, wenn man über seine Frau reden wollte. »Meine Ex-Frau«, sagte er dann. »Ex ist der springende Punkt.«
    Es ist sehr still hier. Abgesehen von den Motten. Sie sind unheimlich, weil sie den Tod zu suchen scheinen, aber ich habe trotzdem Mitleid mit ihnen. Ich fühle mich verloren. Vielleicht sollte ich die eine oder andere Fliege töten, einfach um wieder auf Kurs zu kommen. Vielleicht ist es das, was ich brauche: ficken und töten und brutal sein: Ralph bumsen, Ralph fertigmachen, das Tagebuch zerreißen, diese dummen Motten totschlagen, irgendein obszönes Graffito mit meinem Menstruationsblut an die Wand schreiben. DASBUMSTA !
    Es ist zwei Uhr morgens und Beth ist an einem Wendepunkt.
    Aber wohin wenden?
    Soll ich abhauen oder hierbleiben?
    Was tun? Ich stecke in der Klemme.
    Sagen wir mal, ich gehe ins Bett und höre dem Nagen der Maus und Stephanies Schnarchen zu. Könnte ich machen. Was will die Maus in dem Zimmer? Uns die Zehen abnagen? An unseren Ohrläppchen knabbern? Auf unsere Betten pinkeln? Oder einfach nur da sein, uns Gesellschaft leisten?
    Was machen Tiere den ganzen Tag? Was machen diese Motten eigentlich wirklich? Woher wissen sie, was sie tun sollen?
    Ihre Körper sagen es ihnen.
    Merkwürdig mümmelnd! Wegen der Zähne vermutlich.
    Oder sagen wir, ich gehe zurück in die Küche und stopfe mich mit den Resten von gestern voll. Könnte ich machen. Carlhat immer gestaunt, wie viel ich nach einem Konzert gegessen habe. Wir waren total verschwitzt und betrunken, rochen nach Rauch und fühlten uns sehr lebendig. Würstchen. Pizza. Kebab. Und anschließend Sex. Manchmal nahm ich kaum wahr, mit wem. Carl war abwechselnd glücklich und deprimiert. Er wollte mich unbedingt heiraten. Er roch schon unsere Babys. Es waren Welpen oder kleine Kaninchen. Carl wollte das Stroh wechseln. Er war ein süßer kleiner Junge, der ein Haustier brauchte. Eigentlich war total klar, dass ich nicht die Richtige war. Ich habe durchaus Mitleid mit ihm. Er war ein fantastischer Gitarrist. Er spielte sauber und routiniert. Echt talentiert. Aber er hätte jederzeit

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