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Sex ist verboten (German Edition)

Sex ist verboten (German Edition)

Titel: Sex ist verboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Parks
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doch an uns.«
    Ich habe das Kind verloren, Carl. Haben dir die Ärzte das nicht mitgeteilt? Ich habe kein Wort gesagt. Ich habe die Augen geschlossen gehalten. Ich hatte einen perfekten Freund, und ich hatte in dieser Liebe komplett versagt. Ich habe versucht, ihn zu lieben, aber ich konnte es nicht. Ich habe ihn betrogen. Ich habe ihn verraten. Jeden Abend, wenn wir im Zelt miteinander schliefen, habe ich versucht, ganz da zu sein, ihn wirklich zu lieben; ich glaube, ich habe es versucht. Ich konnte nicht. Ich konnte nicht lieben. Mein einziger Plan war die Flucht. Wenn er nicht verschwinden wollte, musste ich es tun. Ich musste mich in Luft auflösen. Oder ins Meer gehen.
    Stattdessen ist das Kind verschwunden.
    ICH BIN AUF DER INTENSIVSTATION , schrieb ich. SIE WOLLEN MICH INS KOMA VERSETZEN. WENN DU MICH LIEBST, DANN KOMM HER, EHE ES ZU SPÄT IST .
    Es stimmt nicht, dass ich meine E-Mails checken könnte. Ich könnte es nicht. Vielleicht werde ich nie wieder eine E-Mail lesen.
    Aber was, wenn es nur gute Nachrichten gab?
    Beth, Philippe ist aus dem Koma aufgewacht. Er fragt nach
    dir.
    Beth, »Better Off On My Own« ist auf Platz eins. Alle suchen nach dir. Alle wollen, dass du wiederkommst. Wo zum Teufel hast du dich vergraben? Wir sind auf alle großen Festivals eingeladen. Wir haben Verträge für neue CDs. Wir haben genug Geld, um ein Haus zu kaufen.
    Tut mir leid, Carl, ich will das nicht mehr.
    Tut mir leid, Carl, ich bin nicht mehr ich.
    Dies ist nicht meine E-Mail-Adresse, Carl.
    Ich bin entkommen, ich bin verschwunden.
    Liebe Elisabeth, ich fürchte, Dads Krebs ist wieder da. Es geht ihm sehr schlecht. Welche Gründe du auch für dein Verschwinden hattest, bitte komm jetzt wieder. Es wäre grausam, wenn du es nicht tätest.
    Auf keinen Fall kann ich meine Mails checken.
    Warum können die Motten es nicht lassen? Merken sie nicht, dass sie ihre Flügel zerstören, wenn sie ins Licht krabbeln, wenn sie ihre Körper an einen Ort zwingen, wo Körper nicht hinkönnen?
    Die Motten sind eine Qual. Ich habe Mitleid mit ihnen.
    Mein Stift krabbelt hartnäckig an Orte, wo ich nicht hinkann. Pfeilstift. Hübsches Wort, Mr. Tagebuchschreiber.
    Vor einer Stunde ging es mir noch gut beim Lesen seines Tagebuchs. Ich habe mich an seinen Problemen erfreut.
    Vor einer Woche ging es mir noch gut dabei, mich dem Tagesablauf im Dasgupta-Institut unterzuordnen, alle Regeln zu befolgen.
    Es ging mir gut beim Waschen von Reis und Kichadabohnen.
    Gut beim Sellerieschneiden.
    Gut beim Kartoffelbreimachen, mit Sojamilch.
    Gut beim Abspülen von schmutzigem Geschirr.
    Beim Schreiben stemme ich mich gegen etwas Hartes, ohne vorwärtszukommen, aber auch ohne wirklich zu leiden.
    Macht das Sinn?
    Vielleicht meine ich, ohne die geringste Aussicht, zu sterben.
    Ich stand auf, durchquerte die Küche und machte das Licht an. Sie hatten nicht sehr gut geputzt. Mein Hals fühlte sich rau an von den Zigaretten. Und meine Unterhose wurde langsam nass. Da stand eine Schüssel mit geschnittenem Kohl, die eigentlich in den Kühlraum gehörte. Das Geschirrtuch, mit dem sieabgedeckt war, war schmutzig. Vikram wäre ausgerastet. Ich legte ein sauberes Geschirrtuch über den Kohl und stellte die Schüssel weg. Stell dir vor, du wirst im Kühlraum eingeschlossen. Du bist das, was andere übrig gelassen haben, und frierst dich zu Tode.
    Ich belud einen Teewagen und brachte Teller, Schüsseln und Besteck für das Frühstück in die Speisesäle. In den Speisesaal der Frauen. In den Speisesaal der Männer. Ich machte überall Licht. Ich überprüfte das Müsli, die Brotaufstriche, die Milch, die Margarine, die Butter, den Honig, und füllte alles auf. Ich hätte das im Schlaf machen können. Ich brauche keine Entscheidung zu treffen, um festzustellen, ob genug Soja- und Kuhmilch da ist, genug Sesamkörner und gemahlene Nüsse. Ich brauche dazu nicht jemand zu sein.
    Bei den Männern ist der Roibuschtee alle, bei den Frauen das Hommus. Wenn doch mehr zu tun wäre. Wenn ich doch einfach nur helfen könnte. Helfen, helfen, helfen. Einfach nur die anderen bedienen. Nacht für Nacht. Tag für Tag. Ein Niemand. Wenn ich nur irgendjemandes Kleider waschen, Schuhe putzen, Haar schneiden, Essen kochen, Hemden bügeln könnte. Wie Mum es für Dad gemacht hat, nicht lieben, nur bedienen. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dir die Hemden bügele«, habe ich zu Carl gesagt. Ich konnte ihn nicht lieben. Ich habe es versucht. Vielleicht auch nicht. Was

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