Sex ist verboten (German Edition)
Ambitionen zur Stelle und erzählen Geschichten von Erfolg und Scheitern. Hauptsächlich vom Scheitern. Na los,Beth, zeig’s ihnen, sonst stirbst du als Nobody. Zeig ihnen, was du kannst. Wenn ich das Dasgupta-Institut verlasse, dann
muss
ich Erfolg haben. Ich muss einen Hit produzieren. Wer bin ich denn sonst? Andererseits kann ich die Songs nicht ohne Carl arrangieren. Carl war gut im Arrangieren, auch wenn er nur so getan hat, als wolle er den Durchbruch. Carl hätte nur gerade so viel gemacht, wie nötig war, um sagen zu können, dass er es versucht hatte, dass er sich Mühe gegeben hatte, das Metronom benutzt hatte. Dann, sobald es mit Anstand möglich war, hätte er aufgegeben, mich geheiratet und eine Stelle bei Marriot’s angenommen. Er ist sogar mit Dad angeln gegangen. Irgendwo in Oxfordshire. »Ich angele gern«, sagte er. »Mir fallen gute Melodien ein beim Angeln. Und gute Riffs, während ich warte, dass einer anbeißt.« Dad hatte sich einen Sohn gewünscht, der die Firma übernehmen würde, aber es kam kein Sohn. Meine Schwestern hatten Schwachköpfe geheiratet. Beth war der Köder für den künftigen Geschäftsführer.
»Carl ist ein netter Kerl«, sagte Jonathan nach dem Abend in Soho.
»Er ist ein toller Gitarrist«, sagte ich. »Er ist gut im Arrangieren der Songs.«
Jonathan dachte darüber nach. »Er ist ein begabter Gitarrist, Beth. Das wirst du besser wissen als ich. Aber er hat nicht deine Courage.« Er lachte. »Carl ist nicht rücksichtslos genug. Er wird es nicht weit bringen.«
»Bin ich rücksichtslos?«
Wieder zögerte er. »Ja, Beth, das bist du. Ich glaube, das bist du.«
»Und du?«
Er lächelte wieder. Jonathan konnte die schlimmsten Sachen mit einem Lächeln sagen. »Da musst du meine Frau fragen.«
»Und was würde sie antworten?«
»Dass meine Arbeit immer Vorrang hatte. Dass ich wegen meiner Arbeit jung geheiratet habe und wegen meiner Arbeit Affären hatte, dass ich sie wegen meiner Arbeit verlassen habe und wegen meiner Arbeit bei ihr geblieben bin. Sie würde sagen, dass ich dich wegen meiner Arbeit vergöttere, Beth, dass ich aber wegen meiner Arbeit nicht um dich kämpfen werde.«
Wir lagen zusammen im Bett, was wir praktisch immer taten.
»Und hat es sich gelohnt?«, wollte ich wissen.
Darüber dachte er eine ganze Weile nach. Das liebte ich an Jonathan: dass er wirklich darüber nachdachte, wenn man ihm eine schwierige Frage stellte. Er versuchte wirklich, einem die Wahrheit zu sagen, auch wenn es nicht die Wahrheit war, die man hören wollte. »Ja und nein«, sagte er schließlich. Und dann: »Urteile selbst, Beth. Ich habe dieses Atelier, nicht wahr? Ziemlich schön. Ich male. Nicht schlecht. Ziemlich gut eigentlich. Und ab und zu verkaufe ich etwas. Ab und zu. Ich habe genug Geld für ein Taxi, wenn ich eins brauche, genug Geld, um essen zu gehen. Ich habe dich, Beth. Heute Abend. Heute Abend habe ich dich. Aber ich habe die Malerei nicht revolutioniert. Mein Name ist nicht in aller Munde.«
»Na und, wen kratzt das schon?« Ich kuschelte mich an ihn.
»Mich«, sagte er sofort. Darüber brauchte er nicht nachzudenken. »Aber die Frage ist eigentlich nicht, ob es sich gelohnt hat, sondern ob ich es anders hätte machen können. Und die Antwort darauf lautet, ich glaube nicht. Mit Sicherheit lässt sich das nicht sagen – wie auch? – , aber ich glaube es wirklich nicht.«
»Und wenn wir ein Baby bekämen?«
»Werden wir nicht«, sagte er.
»Aber wenn doch, Jonnie? Nach dem, was wir eben gemacht haben.«
»Werden wir nicht«, sagte er.
»Du meinst, weil du keins willst. Du würdest mich zwingen, abzutreiben.«
»Ich würde dich zu gar nichts zwingen, Beth. Das könnte ich gar nicht, selbst wenn ich wollte.«
»Wieso bist du dir dann so sicher?«
»Weil du kein Kind willst, Beth. Du willst gar keins, und eins von mir erst recht nicht.«
»Und wenn ich nun doch eins will?«
»Du willst keins«, sagte er. »Und deshalb wirst du auch keins bekommen.«
Auf dem Klo der Helferinnen wusch ich mir die Hände und nahm einen neuen Tampon, den letzten aus der Packung. Jetzt war wieder ein Moment, wo ich zur Männerseite hinüber gehen und etwas in GHs Tagebuch hinterlassen könnte. »Da Sie ohnehin niemals in der Lage sein werden, Ihre Frau zu verlassen«, könnte ich schreiben, »können Sie ebenso gut aufhören, sich zu quälen, und einfach das Beste draus machen, oder?« Oder ich könnte mich ausziehen und in seinem Bett auf ihn warten. Das sollte
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