Sex oder Schokolade
Die Schokoladenspeise war noch warm und schmolz auf der Zunge. Die Vanilleglasur war dazu die perfekte Ergänzung. Schon nach wenigen Sekunden verspürte Sabrina ein absolutes Glücksgefühl in sich aufsteigen, und ihre Wangen röteten sich.
Kit beugte sich näher und stützte sich mit den Ellbogen auf den Bartresen.
Durchdringend blickte er sie an. „Schmeckt's?"
Sie stöhnte nur. „Absolut. Überwältigend. Die Frauen werden reihenweise hier im Restaurant einen Gipfel der Lust erleben, wenn sie dieses Dessert essen. Du hast dich selbst übertroffen."
„Einen Gipfel der Lust, ja?"
Sabrina legte die Gabel weg und presste die Finger an die Augen. Wann würde sie endlich lernen, aufzupassen, was sie sagte? „Habe ich das gesagt?"
„Ich glaube, du hast dem Dessert gerade seinen Namen verpasst." Er lachte leise. „Sabrina Bliss, du isst gerade den Gipfel der Schokolust'."
Sie lachte auf. Das Törtchen war so köstlich, dass sie es bis auf den letzten Krümel aufaß.
Zum Glück war die Portion klein. Selbst bei der strengsten Diät konnten die Gäste sich einen Gipfel der Schokolust erlauben. „Das schmeckt so gut, dass es unser Wahrzeichen werden könnte." Sabrina versuchte sich aufs Geschäft zu konzentrieren und nicht auf Sex.
„Nein, da haben wir schon den ‚Decadence Brownie'. Vielleicht sollte ich mir das Rezept für mein eigenes Geschäft aufheben." Er zwinkerte. „Verrate Dominique und Curt nicht, dass ich auf ihre Kosten meine Experimente anstelle."
„Du willst ein eigenes Restaurant eröffnen?" Das hatten eigentlich alle Chefköche irgendwann vor.
„Kein Restaurant, sondern ein Pralinengeschäft, ganz alt^ modisch im französischen Stil."
„Verstehe."
„Darauf spare ich schon seit langem. Du siehst also, dass ich mich nicht einfach so treiben lasse. Ich habe ehrgeizige Ziele."
„Das ist bei mir ganz anders. Ich lasse mich treiben." Es konnte nicht schaden, ihn daran zu erinnern, auch wenn sein enttäuschter Blick ihr wehtat. Sabrina wollte ihre Grundsätze nicht einfach so über den Haufen werfen. Zugegeben, sie wollte den Ring haben, der traditionellerweise in ihrer Familie vererbt wurde, doch ansonsten hatte sie keine so hoch gesteckten Ziele.
„Entschuldige mich." Kit nahm den leeren Teller und wirkte sehr verschlossen. „Das hatte ich vergessen."
„Das heißt ja nicht, dass du mir nicht davon erzählen darfst", wandte sie hastig ein, weil Kit ihr jetzt doch sehr Leid tat. „Ich würde gern mehr von deinen Plänen hören."
„Ein anderes Mal."
„Nein, jetzt. Wirklich. Weißt du denn schon, wie du dein Geschäft finanzierst?"
„Eigentlich möchte ich kein Darlehen aufnehmen. In so ein kleines Geschäft muss man ja längst nicht so viel investieren wie in ein Restaurant. Ich lebe sehr sparsam, und ein Freund von mir ist Broker. Er verwaltet mein Vermögen. Aber es ist nicht so groß, dass ich damit angeben könnte."
„Das kannst du eher mit deinen Gipfeln der Schokolust." Sie blickte auf Kits Brust. Die meisten Chefköche sahen in ihrer weißen Uniform aus wie eine Wurst in der Pelle. Kit nicht.
„Dann sollten wir uns vielleicht treffen, um die Schokolust gemeinsam ..."
„Sag das nicht." Sabrina kniff die Augen zu. Jetzt brauchte sie die Glücksstoffe aus der Schokolade dringender denn je. „Wir sind hur Freunde, stimmt's? Haben wir uns nicht darauf geeinigt?"
„Einen Vertrag habe ich nicht unterschrieben."
„Aber ich sozusagen. Lust und Schokolade mit dir, das wird es für mich nicht geben."
Er wollte protestieren, aber Sabrina winkte ab und suchte schnell nach einem Punkt, mit dem sie Kit zeigen konnte, wie verschieden sie waren. „Erst neulich ist mir wieder eingefallen, dass ich als Kind eine Menge Geld gespart hatte. Wahrscheinlich war es das einzige Mal in meinem ganzen Leben, dass ich meine Zukunft geplant hatte."
Sie ließ sich nicht von Kits enttäuschtem Gesicht aufhalten. „Ich war verrückt nach Pferden und ging jeden Tag in den Reitstall. Schließlich willigten meine Eltern ein und zahlten mir Reitstunden. Und von da an wollte ich unbedingt ein Pony oder ein Pferd besitzen.
Mom und Dad fanden das viel zu teuer, aber sie wollten mir auch Eigenverantwortung beibringen. Also sagten sie, ich könne ein Pferd bekommen, wenn ich genug Geld für alle weiteren Ausgaben wie Stallmiete und Futter hätte. Wahrscheinlich dachten sie, das würde ich nie schaffen, aber ich sparte jeden Penny. Milchgeld, Babysitten, Ställe ausmisten." Sie atmete
Weitere Kostenlose Bücher