Sex oder Schokolade
schwang die Beine vom Tisch und lachte mit ihrer tiefen sinnlichen Stimme. „Ich kenne viele Leute im In- und Ausland. Die Jahre auf den Laufstegen der Welt waren nicht umsonst. Und jetzt zahlt es sich auch für uns aus, dass ich bei so vielen wohltätigen Vereinen engagiert war. Noch dazu meine Lieblingsvereinigung." Sie machte eine dramatische Pause und strich sich durch das kurze schwarze Haar. „Kennen Sie die Organisation IRO? Die Flüchtlingshilfe?"
„Die IRO? Natürlich."
„Anfang der Neunziger war ich Sprecherin dieser Organisation. Ich habe für Anzeigen posiert, aber auch Flüchtlingscamps besucht und vor dem Kongress gesprochen."
„Ja, ich erinnere mich." Sabrina sah die Bilder der glamourösen Dominique Para inmitten der Flüchtlingskinder noch vor sich. Dominique hatte sehr menschlich und dadurch noch schöner ausgesehen.
„Letzten Monat habe ich meine frühere Zimmergenossin Daffy getroffen. Sie war früher Daphne B, ein Model für Dessous, und dieses Jahr hat sie den Vorsitz bei der Preisverleihung der IRO. Ich habe sie dazu überredet, dass das ‚Decadence' bei dieser Verleihung das Catering übernimmt." Sie schwang auf ihrem grünen Ledersessel vor und zurück. „Ist das nicht toll? Ich weiß genau, dass Sie erstklassige Arbeit leisten werden."
Sabrina schluckte. „Ich?"
Dominique wedelte mit den Händen. „Sie sind perfekt für diesen Job. Bloß keine falsche Bescheidenheit", wiegelte sie Sabrinas Proteste ab. „Ein so fabelhaftes Geschöpf wie ich kann Bescheidenheit nicht ausstehen."
Sabrina musste lachen. Sie wusste genau, dass ihre Chefin nur eine Fassade zur Schau stellte. Dominique stammte aus einer Kleinstadt in Kansas und war als Vierzehnjährige beim Kauf von Lippenstift von einem Agenten entdeckt worden. Ihr jetziges Alter verheimlichte sie, aber man munkelte, sie sei schon fünfundvierzig. Geheiratet hatte sie nie, und ob ihre Beziehung zu Curt Tyrone mehr als Freundschaft war, wusste niemand genau.
„Als nicht ganz so fabelhaftes Geschöpf kommen mir da leider Zweifel." Sabrina biss sich auf die Lippe. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich ein so großes Ereignis organisieren kann. Ich habe da nicht sehr viel Erfahrung."
„Das ist nur eine Frage des Selbstbewusstseins", widersprach Dominique. „Das haben Sie. Nicht jede Frau, die sich in einem schlecht sitzenden Kleid bei mir vorstellt, bekommt den Job."
Sabrina wurde verlegen. Das Kleid hatte sie sich von Marjorie geliehen. Wenn Dominique gewusst hätte, was Sabrina in ihrer Freizeit trug, wäre sie entsetzt gewesen.
„Aber Dominique, ich weiß gar nicht, wo man bei so etwas anfangt."
„Natürlich bei Daffy." Sie reichte ihr eine Visitenkarte. „Hier ist ihre Nummer. Rufen Sie an, lassen Sie sich die Nummer von Daffys Assistentin geben, und dann geht's los."
Sabrina griff nach der gravierten Karte.
Dominique strich sich das Haar nach hinten und stand auf. „Tja, ich muss los." Sie stieg über den offenen Schuhkarton und beachtete ihre abgelegten Schuhe nicht mehr. „Ich lass mir die Bikinizone enthaaren. Das macht eine große ruppige Russin. Schlimmer als Jeder Zahnarzt."
Dominique entschwand aus ihrem Büro, und Sabrina betrachtete die pinkfarbenen Schuhe.
Sie war in ihrem Leben viel zu oft barfuß gelaufen, um sich auf so hohen Absätzen wohl zu fühlen. Andererseits wirkten in Manhattan alle Frauen so modebewusst. Selbst Marjorie, abgesehen von ihrer Kinderfrisur. Und diese Schuhe betonten bestimmt ihre Beine. Sicher würde es Kit auffallen.
Sabrina blickte unter die Sohlen. Sie waren kaum zerkratzt. Sie zog ihre flachen Schuhe aus und probierte Dominiques an. Unpraktisch, aber aufregend. An den Hacken waren winzige Schleifen befestigt.
Sabrina stand auf und schwankte leicht. Was hatten hohe Absätze nur an sich, dass Frauen deswegen schwach wurden? Und Männer auch.
Über die Schwingtür hinweg suchte Kit nach Sabrina. Sie saß auf einem der Barhocker, breitete die Quittungen auf dem Tresen aus und sprach kurz mindern Barmixer. Dann schlug sie die Beine übereinander und machte sich an die Arbeit.
Kit betrachtete ihre schicken pinkfarbenen Pumps. Die hatte sie vorhin doch nicht angehabt. Zog sie sich jetzt während der Arbeit um, nur um ihn zu quälen?
Unbewusst lockerte er den Kragen seiner Kochuniform. Der Kragen fühlte sich viel zu steif an, aber die Kleidung wurde ihm nicht nur am Hals zu eng.
„Wenn du weiter an der Tür rumstehst, bricht dir noch jemand die Nase!" rief
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