Sex oder Schokolade
Parker quer durch die Küche.
Kit konzentrierte sich wieder auf die Arbeit. Sein Assistent hatte keine Probleme mit der Creme brulee, und die Törtchen mit Mousse au chocolat waren bereits im Ofen. Kit machte sich an die Vanilleglasur, doch Sabrina ging ihm nicht aus dem Kopf.
Stirnrunzelnd drehte er die Flamme unter der Glasur höher. Er dachte an Ma'am. Vor einigen Monaten war er aus Tahiti zurückgekehrt und hatte als Erstes Ma'am besucht. Ihm war aufgefallen, wie sehr es mit ihr bergab ging, seit ihr Mann gestorben war. Genau wie ihre leiblichen Kinder war auch Kit bereit gewesen, sofort seinen Job aufzugeben, damit er sich um sie kümmern konnte. Doch Ma'am hatte darauf bestanden, dass er seine Chance nutzte und nach New York ging. Als Kit sah, wie stolz sie über seinen Erfolg war, hatte er sich gefügt.
Am liebsten hätte er ihr das „Decadence" gezeigt, doch dann hatte sie eine Lungenentzündung bekommen und war gestorben.
Seltsam, wie sehr ihr Tod ihn aus der Bahn geworfen hatte. An seine Eltern konnte er sich nur ganz schwach erinnern, und erst auf Ma'ams Beerdigung war Kit bewusst geworden, wie wichtig sie für ihn gewesen war. Deshalb hatte er dort einen Entschluss gefasst. Er wollte die richtige Frau heiraten, ein Haus kaufen und ein paar Kinder haben. Um wieder einen Anker im Leben zu bekommen und glücklich zu sein.
Dann war Sabrina aufgetaucht. Unbeschwert, abenteuerlustig und mit einem aufregenden Körper.
Sie passte überhaupt nicht zu ihm, und trotzdem konnte er nicht aufhören, sich nach ihr zu sehnen. Selbst wenn er sie dazu überreden konnte, lange genug mit dem Schokoladeessen aufzuhören, um mit ihm ins Bett zu gehen, reichte ihm das sicher nicht. Und für sie wäre eine flüchtige Affäre auch nicht richtig. Obwohl sie so tat, als zähle für sie nur der Spaß im Leben, hatte Kit an ihr eine verletzliche Ader entdeckt, die sie vor der Welt verbarg.
„Entschuldigung." Vijay tippte Kit auf die Schulter. „Könnte es sein, dass dir gerade die Glasur anbrennt?"
Kit ließ den Löffel fallen und zog den Topf von der Flamme. „Mist." Er hatte das Umrühren vergessen.
Während alle in der Küche ihre Witze über ihn rissen, schüttete Kit die angebrannte Glasur weg. Charmaine kam aus dem Speiseraum und sank auf den Platz, wo sonst immer Sabrina saß.
Ihr fiel auf, wie unkonzentriert Kit war, und sie verzog belustigt die Lippen. „Sie geht dir nicht aus dem Kopf."
„Nein", antwortete er. „Sie hat sich schon in meinem Herzen breit gemacht."
„Wow. Normalerweise erkennen Männer diesen Unterschied gar nicht."
Kit zuckte mit den Schultern. „Und was nützt mir das? Sie will mich nicht."
Charmaine lachte nur.
„Vielleicht begehrt sie mich", stellte Kit klar. „Aber sie will nichts auf Dauer."
„Keine Sorge." Charmaine strich sich durch das pinkfarbene Haar. „Sabrina ist kein Dummkopf. Sie wird deinen Wert schon erkennen." Lächelnd betrachtete sie ihn von Kopf bis Fuß. „Ein Glück für sie, dass du nicht mein Typ bist."
Der Duft der frischen Desserts brachte Sabrina aus dem Konzept. Sie wollte die Quittungen zusammenrechnen, aber immer wieder tippte sie die falschen Zahlen ein. Das hatte sie nun von Marjories Plan mit der Schokolade. Sobald sie Schokolade roch, lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Außerdem dachte sie dann an Kit, wie er in den Pfannen und Töpfen rührte und alles vermischte ...
„Bist du bald fertig?"
Kit schaffte es immer wieder, sie spielend leicht aus dem Konzept zu bringen. Hastig schob sie die Quittungen zusammen und blickte hoch. „Hallo, Kit. Wie kann ich dir helfen?"
Er stand hinter der Bar und schob ihr einen kleinen Dessertteller zu. „Indem du das hier probierst."
„Was ist das?" Noch mehr Schokolade? Die konnte sie gebrauchen.
„Ein winziger Kuchen mit Mousse au chocolat auf einer Vanilleglasur mit Zartbitterflocken und Kokosraspeln verziert."
Warum injiziert er mir nicht direkt Kakaopulver in die Venen? dachte sie.
„Findest du es nicht appetitlich?"
Als Sabrina ihm in die Augen sah, verstärkte sich ihr Lächeln. Kit sah wieder wie ein großer Junge aus, und dieser Miene konnte sie einfach nicht widerstehen.
„Doch, doch, sehr sogar." Sie nahm die Gabel. Zum Frühstück hatte sie Obst gegessen, und das Mittagessen hatte sie ganz ausfallen lassen. Lediglich von den Schokodrops hatte sie ständig genascht, damit sie nicht zu Kit in die Küche schlich.
Sabrina aß mit viel Appetit. „Hm", brachte sie heraus.
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