Sex oder Schokolade
nach ..." Fast hätte sie gesagt: verlieben wir uns. Stattdessen kaute sie übertrieben lange und fügte dann hinzu: „Lernen wir uns besser kennen." Mit einem Mal kam ihr der Vorschlag ihrer Schwester, Kit erst kennen zu lernen, bevor sie mit ihm schlief, sehr reizvoll vor.
„Eine seltsame Denkweise von einer Frau, die mit einem Futon von Ort zu Ort zieht."
„Das ist unfair." Sie musste lachen. „Bei dir klingt das so, als würde ich unter Brücken schlafen."
„So habe ich es nicht gemeint."
„Iss deinen Hot Dog." Sabrina saugte am Strohhalm.
„Wie viel muss ich denn über dich wissen, bevor ich dich wieder küssen darf?" Kit kaute genussvoll.
Sie konnte noch so oft beteuern, dass Kit und sie nur Freunde waren. Dass sie irgendwann mit ihm schlafen würde, schien ihr unausweichlich zu sein. Nur der Gedanke an den Ring hielt sie im Moment noch davon ab. Obendrein hatte Marjorie jetzt auch einen zweiten Termin beim Friseur. Sicher ließ sie sich die Haare abschneiden, und wenn Sabrina dann schwach würde, konnte sie mit Marjories triumphierenden Lächeln rechnen. Aber gleichzeitig wäre Marjorie auch enttäuscht von ihr, und Sabrina würde sich immer anhören müssen, sie sei unbeherrscht und ihr fehle jede Selbstdisziplin.
„Du kannst mich noch so gut kennen, es wird dir nichts nützen. Unsere Freundschaft ist rein platonisch."
Unwillig sah er sie an. „Wie gemein. Weißt du eigentlich, wie gut ich küssen kann?"
„Freunde küssen sich nicht", beharrte sie.
„Dann will ich nicht dein Freund sein."
Unwillkürlich griff sie nach dem Schokoriegel. Er war so weich, dass er die Rundung ihrer Hüfte angenommen hatte. „Und wenn du mehr als Freundschaft nicht bekommen kannst?"
„Dann Freundschaft." Er warf Sabrina einen schmachtenden Blick zu. „Aber nur, bis ich einen Weg gefunden habe, dich zu verführen."
Das schmeichelte ihr. Sie begehrte ihn mehr als jeden anderen Mann zuvor, und dieses Verlangen umfasste mehr als nur Sex. Sie wollte ihn ganz und gar. Früher hätte sie den Mann in so einer Situation sofort mit in ihre Wohnung geschleppt, doch jetzt zückte sie seufzend den Schokoriegel und stopfte ihn direkt aus der Packung in ihren Mund.
Belustigt sah Kit ihrem Kampf mit dem klebrigen Papier zu. „Mit Schokolade", sagte er, und es klang wie ein weltbewegender Entschluss. „Ich werde dich mit Schokolade verführen."
Erwartungsvoll leckte Sabrina sich die Lippen.
Ein paar Tage später fuhren Kit und Sabrina in einem Leihwagen zum Hafen, um Sabrinas Eltern in Empfang zu nehmen. Kit dachte über seine Beziehung zu ihr nach. Sabrina wollte nur Freundschaft, doch ihm war klar, dass sie früher oder später miteinander schlafen würden. Er ließ ihr Zeit, obwohl er diese Wette zwischen Marjorie und ihr nicht ganz nachvollziehen konnte. Dass Sabrina keine Beziehung auf Dauer suchte, hatte sie ihm deutlich klargemacht, aber eine flüchtige Affäre wäre vielleicht gar nicht so schlecht. Danach konnte er Sabrina vergessen und weiter nach der Frau fürs Leben suchen.
Wenn er sich das lange genug einredete, glaubte er es vielleicht sogar irgendwann.
Kit versuchte, so oft wie möglich in der Freizeit mit ihr zusammen zu sein. Deshalb holte er jetzt auch ihre Eltern ab.
„Meine Eltern glauben das bestimmt nicht, dass wir nur Freunde sind, auch wenn wir es erklären."
Charlie und Nicole Bliss kehrten heute, von der Kreuzfahrt zurück und wollten ihren Töchtern das neu gekaufte gemeinsame Haus zeigen. Kit fand es taktisch klug, sich bei ihren Eltern vorzustellen, obwohl er natürlich keine Hintergedanken verfolgte.
„Das Erklären überlasse ich dir", sagte er und bog zum Hafen ab.
Sabrina blätterte in den Anweisungen und Anfahrtskizzen, die Marjorie aus dem Internet ausgedruckt hatte. Mit Textmarker waren die wichtigsten Informationen angestrichen, als ob Sabrina sonst nicht in der Lage sei, die richtige Stelle zu finden.
„Die gute Marjorie." Sie seufzte.
„Wieso ist sie eigentlich nicht hier?"
„Sie sagte irgendwas von einer dringenden Lieferung von Bonbons. Später ruft sie Mom auf dem Handy an, damit sie uns beim Haus treffen kann." Sabrina blickte nervös nach draußen, während Kit auf dem großen Parkplatz in eine freie Lücke bog. „Bist du bereit für meine Eltern?"
„Nein, das bin ich nicht. Ich weiß nicht, wie ich mich benehmen soll."
„Wieso nicht?"
„Weil mir das alles fremd ist. Ich hatte nie eine richtige Familie."
Sabrina
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