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Sex und Folter in der Kirche

Sex und Folter in der Kirche

Titel: Sex und Folter in der Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Herrmann
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ist eine so grundlegende Folter, daß sie seit alters gebräuchlich ist. Sie gilt in vielen Folterbüchern als eine Art Initiationsritus der Marter, als der erste Grad, der die Opfer, falls sie überleben (sollen), auf weitere Quälereien vorbereitet. Eine komplizierte Ausrüstung ist ebensowenig erforderlich wie eine zeitraubende Ausbildung des Folterknechts. Noch im Reich der Kaiserin Maria Theresia wußte die Justiz, wie sie vorzugehen hatte.107 Die Handgelenke werden gefesselt, ein Seil wird an den Fesseln befestigt und das Opfer hochgezogen. Ist die Fesselung perfekt und werden noch Gewichte an die Füße gehängt, bricht
    sofort jede Schulter mit Schulterblatt und Schlüsselbein aus den Gelenken, eine Verletzung, die zu bleibenden Verformungen von Brust und Rücken führt. Werden die Gewichte verstärkt, kann das Knochengerüst eines Körpers so sehr auseinandergezogen werden, daß der gefolterte Mensch gelähmt wird oder stirbt.
    Ähnlich wirkt die Judaswiege: Die grauenvolle Prozedur blieb vom Mittelalter bis heute nahezu unverändert, die nicht weniger furchterregende Ideologie sowieso. Nur die Bezeichnung dieses Folterwerkzeugs ist nicht mehr in Gebrauch. Ich bedaure dies: Der Name weckt wie kein anderer Erinnerungen an das Schicksal »unseres Herrn«, verrät den grausamen Jünger-Trieb und seine Beweggründe, klingt christelnd, trifft die Sache, legt die Foltergeschichte der Christenheit bloß, hält sie gegenwärtig. Das Opfer der Judaswiege wird an einer Seilwinde nach oben gezogen und auf die Spitze
    einer hölzernen Pyramide gesetzt, so daß sein Gewicht auf dem After, der Scheide, dem Hodensack oder dem Steißbein zu lasten kommt. Der Folterknecht kann, nach Belieben der Inquisitoren, durch Hochziehen und Herablassen den Druck zwischen Null und
    dem ganzen Körpergewicht variieren. Er kann sein Opfer auch
    schaukeln oder mehrmals hintereinander auf die Spitze fallen lassen.108 Noch in jüngster Vergangenheit (und in der Gegenwart?) wurde diese Folter bei nicht wenigen Regierungen in Lateinamerika geschätzt. Mittlerweile ist sie modernisiert: Die Tragegurte sind ebenso wie die Spitze der Pyramide elektrifiziert.109
    Fortschritte in technisierter Grausamkeit sind auch bei den Ket-tengeißeln festzustellen: Die von den Römern verwandten Leder-peitschen110 sind technisch längst überholt. Zwar finden sich noch immer Peitschen, die »nur« den Zweck haben, dem Opfer die Haut 210
    abzuziehen. Sie sind in einer Salz- und Schwefellösung getränkt und bewirken, daß Haut und Fleisch bald nur noch eine formlose Masse bilden und Lunge, Nieren, Leber, Eingeweide herauszutreten beginnen. Die genannte Ausstellung zeigte aber auch eine Geißel aus rasiermesserscharfen, flachen, ovalen Kettengliedern; eine weitere war mit Lorbeeren, scharfen, blattförmigen Metallschneiden, aus-gestattet.111
    Auch die Kopfpressen und Schädelschrauben112 des Mittelalters erfreuen sich noch heute bei den Behörden vieler Folterländer (dazu später) einer großen Beliebtheit.113 Jeder Kommentar erscheint überflüssig, sobald ein Exemplar dieser Werkzeuge betrachtet
    wird: Der Schädel wird zwischen zwei Eisenklammern gepreßt, und eine griffige Schraube dreht diese Klammern langsam gegeneinander. Zuerst werden die Zähne gegen die Kiefer gedrückt und zerbrechen sie schließlich. Dann treten die Augen aus den Höhlen, und endlich spritzt das Gehirn durch die geborstene Schädeldecke. Die modernsten Pressen verfügen über gepolsterte Kinn- und Schädel-auflagen, so daß sie, falls das Opfer überleben sollte, keine größeren Spuren hinterlassen.
    Die gedornte Halskrause oder die gedornte Halskette, über fünf Kilogramm schwere, in Europa weitverbreitete Instrumente aus
    Eisen, an allen Seiten mit Dornen besetzt, wurde im Nacken des Opfers geschlossen. Das Fleisch im Bereich von Nacken, Schulter
    und Kiefer wird auf diese Weise bis auf die Knochen abgetragen; der sich ausbreitende Wundbrand, Blutvergiftungen und die Ero-sion der Knochen selbst führen in kurzer Zeit zum Tod. Die prakti-kablen Martergeräte waren bei sparsamen Kommunen beliebt; sie arbeiteten von selbst, Tag und Nacht, schufen keine unvorhergese-henen Zwischenfälle, bedurften keiner Aufsicht und ersparten die Kosten für den Henker.114 Dieser Selbstand des Werkzeugs mag mit ein Grund sein, weshalb es noch heute angewandt wird.
    Instrumente und Kleidungsstücke mit innen angebrachten Dor-
    nen waren nicht nur Werkzeuge der Fremdfolter, sondern sind bis heute als

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