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Sex und Folter in der Kirche

Sex und Folter in der Kirche

Titel: Sex und Folter in der Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Herrmann
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selten gefoltert; sie galten, in stillschweigendem Einvernehmen des Patriarchats, als immun. Nur wenn, nach Auffassung christlicher Werteväter, die Art der Strafe der Art der Sünde folgen sollte, wie im Falle von Homosexualität und Masturbation, bezeichnenderweise aber nicht bei Vergewaltigung, konnten auch Hoden und Penisse gefoltert oder abgezwickt werden; die sündigen und bestraften Teile wurden
    zusammen mit der Hand des Sünders verbrannt.96
    Das Rad: Nach dem Hängen war das Rädern die gebräuchlichste Methode in Mittel- und Nordeuropa, vom frühen Mittelalter bis zum Beginn des achtzehnten Jahrhunderts.97 Das Opfer wurde auf dem Rücken liegend und mit ausgestreckten Gliedern auf den Boden des Richtplatzes gelegt und an Eisenringen festgebunden; stabile Querhölzer wurden den Handgelenken, Ellbogen, Fußknöcheln,
    Knien und Hüften untergeschoben. Dann zerschlug der Henker mit den eisenbewehrten Kanten des Rades Glied um Glied, Gelenk nach Gelenk, Schultern und Hüften; ein tödlicher Schlag wurde vermieden. Die Täter wußten, worum es ging: Nur ein langsamer, kennt-nisreicher, zurückhaltender Folterer ist ein Meister seines Fachs; das ist noch immer Regelvorgabe für Folterschüler.98 Meisterlich auch, bei den Opfern so gut wie keine Spuren zu hinterlassen, um jedem Vorwurf eines überlebenden Menschen begegnen zu können99.
    Die von Exekutoren und Schaulustigen verspotteten100, von
    Amtspersonen aus Staat und Kirche umgebenen Opfer, berichtet
    ein deutscher Chronist aus dem siebzehnten Jahrhundert, verwandelten sich zusehends in schreiende Puppen aus »rohw, schleymig und formlos Fleisch wie die Schleuch eines Tündenfischs«101. Danach wurden ihre Glieder in die Speichen eines größeren Rades geflochten und in horizontaler Lage auf der Spitze eines Pfahls befestigt; Vögel holten sich Fleischstücke und pickten die Augen aus. Der Tod trat — langsam! — nach den vermutlich längsten und 208
    grausamsten Schmerzen ein, die der Einfallsreichtum der Machtap-parate ersinnen konnte. Selbst der grausame Kreuzestod Jesu
    bleibt, als antike, »heidnische« Exekutionsform, weit hinter der fortentwickelten christenmenschlichen Technik zurück.
    Die Säge102: Die Methode wird im Alten Testament erwähnt (2 Sani 12,31); die Christenheit war eine gelehrige Schülerin. Die Geschichte des Abendlandes ist voll von Opfern, die dieses Los erlitten, ein von Menschen herbeigeführtes Schicksal, das wahrscheinlich noch schlimmer ist als Verbrennen auf dem Scheiterhaufen oder Eintauchen in siedendes Öl. Im lutherischen Deutschland wartete die Säge auf einige Führer der aufständischen Bauern, und noch im Spanien des ausgehenden achtzehnten Jahrhunderts ist sie Exekutionsmittel in der Armee. Die Gefolterten, in der Strafjustiz meist Homosexuelle103, wurden dabei planmäßig, also keineswegs in irgendeinem Wahn oder Blutrausch, mit dem Kopf nach unten
    aufgehängt. Das sicherte die Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff und dämmte den Blutverlust ein. Das Opfer verlor, so Berichte aus dem frühen neunzehnten Jahrhundert, erst das Bewußtsein, wenn die zwischen den Beinen angesetzte Säge den Nabel erreichte — oder gar die Brust.
    Der Pfahl: Die verbreitete Folter- und Exekutionsart benutzte einen Holz- oder Eisenpfahl, auf den das Opfer mit weitgespreizten Beinen gesetzt wurde. Der Pfahl sollte nur mäßig zugespitzt, fast abgestumpft sein, um bei seinem Eindringen in den Leib keine
    lebenswichtigen Organe zu verletzen; diese sollten »nur« beiseite geschoben werden, um die Qual zu verlängern. Der Folterer konnte den gemarterten Menschen langsam, Stück um Stück, in die Spitze
    hineindrücken und hineinhämmern; der Pfahl durchbohrte das
    Opfer vom vorher eingeölten104 After her und trat mit der Zeit an der Schulter, aus der Brust oder aus dem Magen wieder heraus.105
    Pfählszenen waren in Europa zwischen 1300 und 1700 keine Sel-
    tenheit. Ein Spezialfall der Pfählung106 berichtet davon, daß die Exekutoren ihrem wahrscheinlich homosexuellen Opfer, dem eng-lischen König Edward II., im September 1327 mit einem glühenden Schürhaken, den sie vorsorglich in ein Kuhhorn gesteckt hatten, um wenig Spuren zu hinterlassen, vom After her die Eingeweide durchbohrten. Der Leichnam wurde anschließend - ohne sichtbare Verletzungen aufzuweisen - dem Volk gezeigt und in Ehren begraben.
    Die Kirche sorgte für das Requiem.
    209
    Das Pendel: Das Ausrenken der Schultern durch Hochziehen der auf den Rücken gebundenen Arme

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