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Sex und Folter in der Kirche

Sex und Folter in der Kirche

Titel: Sex und Folter in der Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Herrmann
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7,15), wird in der kirchlichen Verkündigung ausschließlich nach außen gewandt, auf falsche Propheten bezogen. Doch weder Geschichte noch Gegenwart der Christenheit decken dieses Verfahren. Innerhalb der Kir-57
    che sind genügend Belege für die These greifbar, es handle sich um eine Wolfsgesellschaft. Christen sind dem Anspruch nach hoffende, in Wirklichkeit in Angst gehaltene Menschen. Sie konnten, um ihre Seele zu retten, meist nicht anders, als vom vermeintlich sicheren Pferch aus um sich zu schlagen. Sie mußten jene verfolgen, die ihnen als Feinde Gottes bezeichnet worden waren. Ihre Angst trieb sie dazu, allen frei Denkenden und Fühlenden sowie den alternativ Handelnden aggressiv zu begegnen.52
    Christliches Denken, Fühlen und Handeln sind offensichtlich
    durch Ängste vor einer diesseitigen oder jenseitigen Macht zu kor-rumpieren. Menschen werden nicht so sehr durch Opportunismus
    und Karrierestreben verdorben, als durch die seit früher Kindheit eingeimpfte Denkhemmung, offenliegende Sachverhalte anzuerkennen und die entsprechenden Folgerungen zu ziehen. »Metaphysische Zivilcourage« (Günther Anders) bleibt Ausnahme, Aggression gegen Aufklärung Regel.
    Nun ist der Tatbestand Christentum nicht schwer zu erkennen:
    Mittlerweile liegen die Beweise aus Geschichte und Gegenwart
    hundertfach vor, und kein Hirte vermag sie schlüssig zu widerlegen.
    Jeder Mensch kann sich über Daten, Fakten, Hintergründe informieren, Quellen befragen, Zeitung lesen. Niemand darf sagen, er habe es nicht gewußt oder wissen können. Wer freilich, wie zum Beispiel viele sogenannte Linke, noch immer die Kirchen, diese Staatsaffären, mit Sonntagsaffären verwechselt,53 lernte die Ge-fährlichkeit religiöser Organisation nicht kennen.
    Dem Licht standhalten oder sich ins Dunkel flüchten? Heim ins Reich des vermeintlich Wahren, Edlen, Guten, in den Pferch, wo alle Schafe sich um ihre Hirten scharen und eitel Liebe herrscht?
    Diese Flucht in das Gewohnte, Unangetastete, Abgesicherte hat ihre Reize: Viele Menschen wollen zurück zu einem verbindlichen Verständnis der Bibeltexte und zu einem vertrauensvollen Gehorsam gegen die Hirten. Sie versprechen sich davon einen sicheren Verhaltenskatalog für ihr Leben und Sterben. Ob aber alle, die flüchten, wissen, daß Sicherheit eine üble Kehrseite hat? Daß sie, geschichtlich bewiesen, eine Foltermentalität zur Folge hat? Daß sie dazu führt, den anderen in Wort und Tat zu zeigen, wer die Wahrheit besitzt und sie mit Zähnen und Klauen verteidigt? Denn jeder gläubige Fanatiker ist ein Schuft aus Gewissensgründen.54
    Die einen können es bedauern, andere schwer darunter leiden, die 58
    Wirklichkeit spricht: Offenbar ließ sich der christliche Glaube nur mit Gewalt durchsetzen und halten. Doch welcher Mensch
    griffe zur Gewalt, um naturwissenschaftliche Wahrheiten, mathe-matische Gesetze zu beweisen?55 Braucht nur religiöse Wahrheit Gewalt? Seit wann hat die Barmherzigkeit einen Stachel? Seit wann muß Nächstenliebe foltern uund morden? Der Theologe Herbert
    Vorgrimler spricht im Zusammenhang mit den infernalistischen
    (höllengläubigen und -bewehrten) Kreisen der Gegenwart, die im Ausschluß der beharrlich Irrenden den Vollzug wahrer Chri-stusliebe sehen56 und damit nur wiedergeben, was über Jahrhunderte hinweg offizielle Kirchenlehre war, von einem förmlichen Blutdenken, gerade in bezug auf die Eucharistie.
    Aus einem einschlägigen Blatt: »Während zwei Meßfeiern im
    ›vorkonziliaren Ritus‹ im Allgäu 1970 zeigten sich auf einmal auf verschiedenen Altartüchern Flecken, die als von Menschenblut
    stammend identifiziert wurden. Da vierhundert Jahre zuvor das alte ›Missale Romanum‹ eingeführt worden war, wurde der Vorfall sogleich als ›Blutwunder‹ und als ›Fingerzeig des Himmels‹ identifiziert, nach dem wohl niemand mehr ernsthaft behaupten wolle,
    ›daß die überlieferte Heilige Messe nach dem Ordo Pius' V. und der Novus Ordo Missae von 1969 als dogmatisch wie spirituell gleichwertig anzusehen sind‹. Eine Prämie von fünfzehntausend D-Mark wurde für den Nachweis ausgesetzt, daß sich eine solche Begeben-heit bei einer Messe im nachkonziliaren Ritus je einmal zugetragen habe.«57
    Prämien für Blutwunder? Geld für Magie statt für die Erfor-
    schung historischer Verbrechen der Kirche? Angesichts der wach-senden fundamentalistischen Bewegung in beiden Großkirchen
    und ihrer über diese hinausreichenden politischen Zielsetzung ist es ein

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