Sexbewusstsein - So finden Sie erotische Erfuellung
zwar nicht nur direkt (durch Forderungen, Vorwürfe, anzügliche Bemerkungen, Übergriffe im Bett usw.), sondern auch indirekt: Wenn sie ihm nicht mindestens einmal die Woche «zum Abschuss verhelfe», sei er so lange gereizt und übellaunig, bis sie ihn «ranlasse».
Selbst er gibt das unumwunden zu:
«Ich bin sehr unzufrieden, dass wir’s nur zwei-, dreimal im Monat tun und dann auch nur so Blümchensex; aus meinem Missfallen mache ich keinen Hehl. Sie bläst mir auch viel zu selten einen und wenn, macht sie es viel zu lasch. Ich habe ihr schon mehrmals erklärt, wie es richtig geht – also Deep Throat. Sie behauptet, dass sie davon einen Würgereiz bekommt. ‹Lass meinen Schwanz an der Innenseite der Wange oder am Gaumen anstoßen›, sage ich ihr, ‹dann habe ich wenigstens ein bisschen dieses tiefe Gefühl.› Sie macht es, wenn auch selten, aber ich schaff es dabei nicht zu kommen. Ich habe ihr gesagt, dass andere Frauen das gut hingekriegt haben, aber die knieten halt vor mir, haben Gas gegeben und hatten Ausdauer. Karin will einfach nicht, sie stellt auf stur. Ich habe vor meiner Ehe sehr heißen Sex erlebt. Dass es bei uns so wenig ist, gab schon immer Anlass zu Streit. Ich habe ihr auch ein Buch gekauft, wie die Frau den Mann zu verwöhnen hat. Aber sie liest es einfach nicht.›»
Da bekommt man schon vom Zuhören fast einen Würgereiz. Statt sich damit zu befassen, warum seine Frau so lustlos ist, kreist Klaus ständig nur darum, was er nicht bekommt, und drängt ihr seine Spezialwünsche auf – als habe Karin keine eigenen Empfindungen und keine eigene Sexualität. Er sieht in seiner Frau vielmehr eine Dienerin, die seinen Willen zu erfüllen hat. Dies setzt er durch mit Druck, emotionaler Erpressung und Vergleichen mit «besseren Frauen», völlig blind dafür, wie ungeheuer verletzend, manipulativ und egozentrisch das ist. Das Ergebnis kann nicht überraschen: Karin ist die Lust auf ihn und auf Sex mit ihm restlos vergangen. Sie macht dicht, lässt nur noch die auf S. 76 beschriebene verkrüppelte Form zu – und das auch bloß, weil es sonst kaum mit ihm auszuhalten ist.
«Neuerdings sage ich ihm, er soll sich doch eine Geliebte zulegen oder in den Puff gehen», erzählt Karin. «Er entgegnet jedes Mal mit Nachdruck: ‹Das wäre ja noch schöner. Ich gehe auf die 50 zu, ich will mich jetzt sexuell ausleben, bevor es zu spät ist, und zwar in meiner Ehe! Wenn das so weitergeht wie bisher, dann zieh ich die Konsequenzen.› Damit meint er: Er dreht mir den Geldhahn zu und setzt sich ins Ausland ab.»
Das wiederum ist für Karin eine unerträgliche Vorstellung, weil sie finanziell völlig von ihm abhängig und nicht sehr lebenstüchtig ist und weil sie zudem auf keinen Fall will, dass die Kinder ohne Vater aufwachsen.
Meine Aufgabe an Klaus:
Einfühlungsübung für fordernde und wenig einfühlsame Menschen
Was genau wirft Ihnen Ihr Partner vor? Wenn Sie es nicht genau wissen, müssen Sie ihn fragen. Auch wenn es schwerfällt – tun Sie es trotzdem, denn Sie wollen ja, dass sich etwas ändert. Sehr wichtig ist, dass Sie die Frage mit einer offenen und freundlichen Haltung stellen und auch exakt mit dieser Haltung zuhören. Denn wenn er/sie bei jedem zweiten Wort Ablehnung und/oder energischen Widerspruch befürchten muss, wird er nie mit der ganzen Wahrheit rausrücken.
Sie können auch um eine Liste der Punkte bitten, die ihr/ihm beim Sex mit Ihnen missfallen, oder Sie erstellen die Liste selbst.
Dann stellen Sie sich bei jedem Punkt genau vor, wie es wäre, wenn eine geliebte Person (in der Regel also Ihr/e Partner/in) etwas Entsprechendes bei Ihnen machen würde.
Drei Beispiele aus Karins Beschwerde-Liste:
Du weckst mich mitten in der Nacht oder frühmorgens, nur weil du einen Ständer hast und befriedigt werden willst.
Mindestens einmal am Tag kommt irgendeine Aufforderung oder Anspielung, wie z.B. «Du wirst doch heute Abend nicht wieder bis elf vor dem Computer sitzen? Wir könnten mal früher ins Bett gehen, damit du nicht immer so müde bist!» oder «Wenn du nicht deine ganze Energie beim Shoppen verschwenden würdest, wäre davon mehr für mich übrig!»
Selbst wenn ich meine Tage und Unterleibsschmerzen habe, klagst du dein «Recht» ein und traktierst mich mit schlechter Laune.
Klaus kann die meisten Punkte nachvollziehen – also dass sein Vorgehen bei Karin eher unschöne Gefühle anstatt Lust auslöst. «Wenn ich schlecht drauf bin, macht ihr das Schuldgefühle. Aber
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