Sexbewusstsein - So finden Sie erotische Erfuellung
vor Augen führt. Der «Kümmerer» wiederum fühlt sich dann unnütz und weggeworfen.
Wie ich bereits betonte: Es ist nicht gut, Ihr Selbstwertgefühl davon abhängig zu machen, wie Ihr Partner auf Sie reagiert oder ob Sie ihn zufriedenstellen können. Für Udo ist es kaum vorstellbar, gelassen zu bleiben, wenn die Frau ihm zeigt, dass sie seine Sexversiertheit zwar ganz nett findet, aber darauf eigentlich genauso wenig angewiesen ist wie auf ihn.
Bis jetzt lebte Udo zudem in der schönen Vorstellung, jede Frau sowohl sexuell als auch in allen anderen Belangen beglücken zu können, sowie immer Herr über seinen Körper zu sein. Der Vibro-Schock war die Vertreibung aus seinem persönlichen Paradies sowie eine Konfrontation mit der Unkontrollierbarkeit der Dinge. Damit muss Udo sich erst einmal versöhnen. Diese Versöhnung ist der Schlüssel zur Heilung. Sie klappt aber nur, wenn man seine bisherigen Einstellungen und Glaubenssätze hinterfragt und teilweise auch revidiert. (Wie man das anstellt, steht im nächsten Kapitel.)
Frage an Sie:
Was bedeutet Sex für Sie?
Denken Sie mal einen Tag lang darüber nach. Und fragen Sie, wenn möglich, auch Ihren Partner.
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Kapitel 7 Was behindert unsere erotische (Selbst-)Entfaltung?
Tja, was ist es, das uns daran hindert, unser ganzes sexuelles Potenzial zu entwickeln und auszuschöpfen? Die Ursache dafür wird, wenn man nicht gerade zu denen gehört, die sich notorisch selbst kleinmachen, am häufigsten beim Partner gesucht: Er will zu viel oder zu wenig oder er ist nicht sensibel genug. Das liegt zwar nahe, aber letztlich haben die Entfaltungs-Hemmnisse eher mit uns selbst zu tun; es sind vor allem folgende Faktoren:
Unangenehme Empfindungen (Schmerz, auch seelischer; Scham; Probleme damit, Grenzen zu setzen, wodurch der Sex oder die Paardynamik in eine ungute Richtung gehen kann).
Angst vor oder Erwartung von unangenehmen Empfindungen.
Unrealistische Ansprüche (siehe Kapitel 6).
Problemfixiertheit (siehe ab S. 163).
Unbewusste sowie bewusste Widerstände – die wiederum sehr eng verknüpft sind mit diesem Punkt:
Entwertende, einschränkende und andere kontraproduktive Denkmuster bzw. Glaubenssätze; die Entwertung kann sich dabei auf einen selbst beziehen (etwa «Ich bin nicht gut genug»), auf den anderen (etwa «Männer sind eh nur auf das Eine aus») sowie auf Praktiken, Situationen, Zutaten (etwa «Fesseln ist doch nur etwas für diese bekloppten SM -Typen» oder «Alles, was in Richtung anal geht, ist pervers»). Nicht unbedingt entwertende, aber einschränkende Glaubenssätze können sein: «Ich darf die Kontrolle nicht verlieren», «Ich muss dieses oder jenes sein oder machen», «Ich darf nicht … (zu geil wirken, gierig sein, mich zu sehr gehen lassen usw.)». Einen unguten Einfluss üben auch Überzeugungen aus wie: «Ich kann nur dann in dieser Beziehung bestehen, wenn ich dies und jenes erfülle», «Wenn ich nicht mit ihm schlafe, ist er frustriert / sucht er sich vielleicht irgendwann eine andere», «Egal was ich tue, es bringt sowieso nichts».
Glaubenssätze – unsere geheimen inneren Kontrolleure
Welche Botschaften hat Ihr Hirn parat, um Sie von etwas abzuhalten oder zu bestimmten Verhaltensweisen zu bewegen? Gibt es eine innere Stimme, die Ihnen etwas einflüstert, was für Sie «normal» sein mag, aber Sie in Konflikte bringt (mit sich selbst und/oder mit Ihrem Partner)? Oder setzt es Sie vielleicht sogar unter Druck? Womöglich ist da auch so eine Art «fieses Männchen» in Ihrem Kopf, das Sie mit hinterhältigen Äußerungen blockiert und Ihnen Gemeinheiten zuflüstert (etwa «Das schaffst/kannst du eh nicht»)?
Diese «geheimen» Botschaften nennen Psychologen «Glaubenssätze» – tief verankerte, fixe und praktisch unverrückbare Überzeugungen und Normen, die man in Bezug auf sich selbst, auf andere und auf alles Mögliche hat.
Die meisten dieser Glaubenssätze kommen aus unserer Kindheit. Ein Kind ist vollkommen von seinen Bezugspersonen abhängig. Wird es abgelehnt, ausgeschlossen oder nicht mehr beachtet, muss es befürchten, nicht mehr versorgt und beschützt zu werden, also unter Umständen nicht zu überleben. Deshalb ist das, was die Bezugspersonen sagen und tun, von ungeheurer Wichtigkeit für das Kind. Also sammelt es, je nach seiner Wesensart, alle möglichen Erfahrungen und Richtlinien und macht sich seinen eigenen Reim darauf – unter anderem aus vielen nonverbalen Reaktionen der
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