Sexbewusstsein - So finden Sie erotische Erfuellung
dichtmachte, wenn sie sich verliebt hatte und mit dem Mann eine richtige Beziehung im Entstehen war. Als ich sie fragte, wovor sie sich da eventuell schütze, sagte sie:
«Am Ende wird man doch eh nur verletzt, verarscht, ausgenutzt.» Ich bat sie, ihren dazugehörigen Glaubenssatz auf den Punkt zu bringen: «Was bedeutet es denn, zu lieben?» Sie antwortete: «Wer liebt, verliert.»
Beispiele für ungute weibliche Glaubenssätze können auch sein:
«Wenn ich zu wenig Lust habe, hält er mich für frigide (und verachtet mich).»
«Nur wenn ich einem Mann Sex gebe, sooft er will, wird er mich lieben.»
«Wenn ich einem Mann Sex gebe, sooft er will, dann denkt er, er hat Macht über mich.»
Im ersten und zweiten Fall wird die Frau fast jeden Verkehr über sich ergehen lassen, selbst wenn sie überhaupt keine Lust hat. Im dritten Fall wird sie den Mann hingegen sehr oft abblocken, was dann meist auch noch zu dem berühmten Teufelskreis führt: Er hätte gern mehr Sex und drängelt, sie blockt noch stärker, er drängelt noch mehr usw.
Beispiele für ungute männliche Glaubenssätze können sein:
«Ich darf keine Schwächen zeigen, sonst hält sie mich für einen Versager.»
«Wenn ich nicht immer Lust habe, hält sie mich für schwul.»
«Ein echter Mann hat sich jederzeit komplett unter Kontrolle.»
Oftmals steuern Glaubenssätze nicht nur unser Verhalten, sondern auch unsere Wahrnehmung von der Welt, und zwar teilweise so sehr, dass wir uns die Welt zurechtbiegen, bis sie zu unseren Glaubenssätzen passt. Die oben genannte Klientin war absolut davon überzeugt, dass Männer im Grunde alle Schweine sind und eine Frau letztlich nur verlieren kann. Oder Udo glaubte steif und fest, dass er nur dann ein richtiger Mann sei, wenn er jede Partnerin zum Orgasmus bringt, und zwar möglichst jedes Mal. Ihm war kein bisschen bewusst, dass das mit seinen Glaubenssätzen zu tun hatte und Druck auf seine Freundin ausübte, was letztlich seine ganze Problemspirale in Gang setzte.
Nun könnte man ja denken, dass es ganz leicht sein müsste, seine ungünstigen Glaubenssätze, sobald man sie ausgemacht hat, über Bord zu werfen. Leider ist dem nicht so. Man muss sich immer wieder bewusstmachen, wann und in welcher Form sie auftreten, wie sie einen lenken und – dass man die meisten eben heute gar nicht mehr braucht! Eine Frau, die z.B. über längere Zeit im Bett auf die Bremse trat, weil sie glaubte, dass ihr Partner sonst zu viel von ihr fordern könnte, wird sich schwertun, nun von der Bremse zu gehen. Ich kann Ihnen nur raten: Probieren Sie’s einfach mal aus! Im Notfall können Sie ja jederzeit auch mitten im Akt stopp sagen. Wenn Sie die Thematik mit Ihrem Partner besprechen und wenn er ein guter Partner ist, wird er dafür Verständnis haben, dass die Dinge unerwartete Wendungen nehmen können.
Erinnern Sie sich immer wieder daran, dass fast jeder in bestimmten Situationen dazu neigt, unbewusst-emotional auf eine frühere Ebene zu rutschen, und dann immer die zugehörigen Mechanismen aktiviert werden können. So ist das auch bei der zarten Ines, für die sich Sex oft «überfordernd» anfühlt, weil sie einerseits unsicher und nicht mit Lust dabei ist (also auch nicht von der Lust geleitet werden kann), andererseits alles richtig machen will, damit es Jens auch ja Spaß macht.
«Diese Vorgänge weisen auf mehrere Ängste hin», sage ich ihr, «ahnst du, welche?»
«Versagensangst. Angst, dass ich ihm nicht entsprechen kann und seine Erwartungen nicht erfülle»,
antwortet sie. Welche Sichtweise wird hier deutlich? Sie kommt «von unten»: «Ich bin klein und auf sein Urteil über mich angewiesen. Er ist derjenige, der entscheidet, was aus mir wird. Wenn er mich nicht gut findet, lässt er mich fallen. Also muss ich mich anstrengen, alles gut zu machen.»
Diese Anstrengung drückt sich in einer Anspannung aus, die sie daran hindert, völlig gelöst zu sein, und die auch das Gehirn ergreift. Oft merkt man das selbst gar nicht mehr, weil es ein sehr gewohnter Zustand ist. Viele, die das betrifft, erleben dieses Gefühl des völligen Gelöstseins nur unter Alkohol oder Drogen. Ich würde das nie verurteilen, sondern betrachte es als gutes Zeichen: Die betreffende Person ist also durchaus in der Lage, diesen Zustand zu erreichen.
«Wie wär’s, wenn du eher mal schaust, ob er
deine
Erwartungen erfüllt?», sage ich.
Diese einfache Sichtweise hat Ines bisher nie eingenommen:
«Ich habe da gar keine Erwartungen an
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