Sexbewusstsein - So finden Sie erotische Erfuellung
korrigiere ich. «Und es ist fraglich, ob es für Elke wirklich ein Problem ist.»
«Aber sie kommt doch nicht!», ruft er, «Warum eigentlich nicht?»
«Nun, so seltsam Ihnen diese Antwort auch vorkommen mag: Letztlich geht es Sie nichts an. Wenn sie keine gezielte Änderung anstrebt, etwa mit einer Therapie, dann will sie nicht.»
Ich erkläre ihm, dass Elke diese Demonstration nicht von ungefähr gemacht hat: «Sehr, sehr viele Frauen spüren diesen unterschwelligen Druck, wenn der Mann sich abmüht, sie zum Kommen zu bringen, und es klappt einfach nicht. Der Druck entsteht ja allein schon dadurch, dass er mehr als einmal nachfragt, dass er es immer wieder probiert, manchmal auch einen Tick zu lang (und sogar Hilfsmittel anschleppt).
Viele Männer fühlen sich zu sehr verantwortlich für den Orgasmus der Frau, anstatt recht bald auf den Gedanken zu kommen, dass sie ja selbstbewusst und erwachsen genug ist, um selbst dafür verantwortlich zu sein, und dass sie vielleicht einfach nicht will. Manche Frauen machen in dieser Hinsicht auch ein wenig dicht, wenn sie das Gefühl haben, der Mann ist zu ehrgeizig im Bett. Sie denken dann, es geht ihm genauso sehr um seine eigene Bestätigung wie um ihre Befriedigung.»
Ich sage Udo, dass ich das von wirklich vielen Frauen höre. Da platzt er heraus:
«Dann denk’s nicht! Ganz einfach. Das kann der Mann doch nicht beeinflussen, ob du das
DENKST . Ich bumse dich, solange du es willst, so wie du es willst.» (Manchmal verlangt mein Job ganz schön viel Wohlwollen und Geduld …!) «Wie soll man’s sonst machen? Länger, raffinierter, abwechslungsreicher, romantischer?»
Diese Antwort macht deutlich, wozu Udo tendiert: Noch mehr zu tun, anstatt das, was eher angezeigt wäre, nämlich das Gegenteil: aufzuhören mit dem Anstrengen und damit, sich zuständig zu fühlen für etwas, wofür die Frau die Hauptverantwortung hat. Es reicht ja, wenn sie weiß, dass ihm daran liegt und er ihr gerne hilft. Und er muss darauf vertrauen, dass sie es ihm schon deutlich sagt, falls sie seine Hilfe möchte.
Ein Mann, der zu viel tut, erzeugt in der Frau ein ganz ähnliches Gefühl wie das, was Udo hatte, als Elke vergeblich versuchte, seinen Penis zum Stehen zu bringen: «Erniedrigend» nannte er es. Da kommen Gefühle der Scham, Ohnmacht und Aggression auf. Und wenn der Partner es dann immer wieder versucht oder ständig neue Techniken ausprobiert, spürt die Frau ihr «Defizit» immer stärker, und sie
will
nicht mehr, dass der Mann ihr Problem zu lösen sucht. Sie will die Autonomie über ihren Körper, ihre Sexualität, ihre Art behalten, so defizitär sie ihm auch erscheinen mögen.
Udo versuchte sich nun zu «heilen», indem er Dates hatte wie ein Verrückter und versuchte, eine Frau nach der anderen abzuschleppen. Ich sagte ihm, dass das kein sinnvoller Weg ist. Der bessere Weg ist unbequem und unangenehm: herausarbeiten, was das eigene Selbstbild ausmacht, die eigenen bewussten und unbewussten Glaubenssätze ergründen, alles in Frage stellen, einiges über Bord werfen, ein paar echt schmerzhafte Erkenntnisse über die eigene Person haben, manches ändern – und schließlich bei einer reiferen, besseren Version seiner selbst ankommen.
Udo dachte, dass er längst zu einer tollen Persönlichkeit gereift sei, an der es kaum etwas zu verbessern gebe. Seine jetzige Krise zeigt allerdings überdeutlich, dass das zum Teil auf Illusionen basierte und dass da einiges neu einsortiert werden muss. Unter anderem ist es ungesund, sich zu sehr über seine Sex-Qualitäten zu definieren. Ich erläuterte ihm das an einem Beispiel: Es gibt Frauen, die sehr darauf fixiert sind, dass sie jung, attraktiv und stylish wirken (dafür tun sie auch viel – zu viel!), und es steht im Mittelpunkt ihrer Selbstwahrnehmung. Warum? Weil sie tief im Innersten die unerschütterliche Überzeugung hegen, dass sie nur
dann
liebenswert sind und geliebt werden (zu diesem Zweck stellen sie sich auch die ganze Zeit unter Selbstbeobachtung, viel mehr als andere Menschen).
Das funktioniert eine Weile ganz gut, falls auch die Natur diejenige begünstigt hat – handfeste Krisen entstehen aber genau dann, wenn die Schönheit schwindet oder wenn der Partner sie verlässt wegen einer anderen, die hübscher oder auch weniger hübsch ist.
Nun stelle man sich vor, eine solche Frau (nennen wir sie Xenia) verliebt sich Hals über Kopf in einen Mann, der zwar alle Zeichen des Verliebtseins zeigt, aber ihr zu ihrem
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