Sexbewusstsein - So finden Sie erotische Erfuellung
Aussehen nie ein richtig gutes Kompliment macht! Sie versucht es immer wieder aus ihm herauszukitzeln, aber da kommt nichts! Sie fängt an, ihm unterschwellig Druck zu machen, z.B. durch spitze Bemerkungen und provokative Fragen. Eines Tages entfleucht es ihm: «Meine Ex-Freundin, die entsprach genau meinem Typ.» Und er zeigt ihr Bilder von der Ex: das exakte Gegenteil von Xenia! Ihr wird der Boden unter den Füßen weggerissen. Sie verfällt in eine depressive Reaktion, es schnürt ihr Hals und Magen zu, ständig tauchen die Bilder der Ex vor ihrem inneren Auge auf.
Einer «normalen» Frau mit einem stabilen Selbstwertgefühl wäre das Ganze in dieser Form kaum passiert, erstens weil sie nicht so angewiesen ist auf Komplimente, zweitens weil sie darum auch keine solche Reaktion bei ihrem Partner hervorgerufen hätte, drittens weil es sie zwar einen Moment lang kränken würde, dass die Verflossene optisch eher seinem Typ entsprach, es würde sie jedoch niemals aus der Bahn werfen oder bis ins tiefste Mark treffen.
Die Unverhältnismäßigkeit einer solchen Reaktion ist fast immer ein Hinweis auf eine tiefer liegende Störung.
«Und so ähnlich wie bei Xenia ist es auch bei Ihnen», erkläre ich Udo, «nur auf das Sexuelle bezogen». Wie so oft widerspricht er mir:
«Sehen Sie denn nicht, wie Elke mich vorgeführt hat mit ihrer Demonstration? Ein Mann sucht seine Bestätigung doch immer in der Befriedigung der Frau – einfach gesagt, ist sie der Spiegel für seinen Erfolg. Ist sie nicht zufrieden, ist er es auch nicht. Dann sieht er das als sein Versagen und strengt sich immer mehr an.»
Udo will damit sagen, dass er «ganz normal tickt», schließlich wäre
jeder
Mann von dieser technischen Demonstration genauso erschüttert; doch unbeabsichtigt liefert er uns genau hier eine ganze Ansammlung falscher Glaubenssätze. Denn es ist nicht zutreffend, was er über «den Mann» verallgemeinert (und es ist auch nicht wünschenswert!). Es trifft sehr wohl auf Udo zu und auf etliche andere auch, aber mindestens die Hälfte der Männer sieht das anders. Ich kann das so sicher behaupten, weil mir schon Tausende über ihre Sexualität und ihre Einstellung dazu berichtet haben.
Genau solche falschen Glaubenssätze, wie Udo sie uns hier aufzeigt, führen oft zu Störungen, wenn die Frau nicht «mitspielt».
Um wieder einen guten Zugang zur eigenen Sexualität zu finden, muss man in erster Linie einfach mal lockerlassen sowie die derzeitige Ungeduld oder innere kleine Panik loslassen! Stattdessen sollte man lieber in die Vergangenheit schauen und Zusammenhänge erkennen.
In seiner langen Ehe hatte Udo sehr gründlich gelernt: Egal, wie wenig es sonst passt, und egal, wie schlecht wir uns verstehen, beim Sex sind wir immer glücklich! Das heißt: Bisher war der Sex seine persönliche Insel des Friedens, des Glücks, der Liebe – etwas, wohin er sich immer retten konnte, wenn es Probleme, Konflikte oder Unfrieden gab. Sex war das, von dem er glaubte, es hielte eine Beziehung im Innersten zusammen. Im Umkehrschluss befürchtet sein Inneres jetzt: «Wenn ich das meinen Frauen und mir nicht mehr geben kann, ist es aus mit mir und der Liebe.»
«Ihre sexuelle Vitalität und Ihren inneren Frieden können Sie durchaus zurückerlangen», sage ich ihm, «aber nur wenn es Ihnen gelingt, sich von der Vorstellung zu lösen, der Superlover zu sein, der alle Frauen befriedigen kann und der vor allem deswegen geliebt und bewundert wird. Solange Ihr Selbstbild und Ihr Selbstwertgefühl so stark davon abhängen, sind Sie sehr verletzbar. Und selbst wenn es Ihnen gelänge, dieses bestimmte Ereignis zu verdrängen, kämen in Zukunft doch wieder andere Situationen, die Sie gleichermaßen verstören könnten. Ihr Körper zwingt Sie gerade, sich auch noch über etwas anderes zu definieren als fast ausschließlich darüber.»
Udo ist noch nicht bereit dazu. Er glaubt nicht, dass das, was ihn so aus der Bahn geworfen hat, in ihm selbst begründet ist. Welche Frau könne schon nachvollziehen, wie niederschmetternd der Potenzverlust für einen Mann sei, sagt er.
«Ich denke, so manche Frau könnte das durchaus», widerspreche ich. «Aber die größere Frage ist, ob es jeder
Mann
nachvollziehen könnte.»
In meinem Leben gab es auch eine Phase, in der ich meine Identität als Frau unter anderem daran knüpfte, ob man mich für «gut im Bett» hielt. Zum Glück lernte ich mit der Zeit, dass das Unsinn ist – unter anderem dank Männern, die
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