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Sexbewusstsein - So finden Sie erotische Erfuellung

Sexbewusstsein - So finden Sie erotische Erfuellung

Titel: Sexbewusstsein - So finden Sie erotische Erfuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Poschenrieder
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Typen sexuell rumzumachen.»
    Was da wirkt, ist ihr Über-Ich, eine Art moralische Instanz im Gehirn. Es wird vor allem in der Kindheit gebildet; dabei werden die eigenen Einstellungen, Normen und Wertvorstellungen an diejenigen der Menschen angeglichen, mit denen man sich identifiziert.
    Ines’ Beschreibung illustriert, wie ihr Über-Ich sie aus der Erregung und der «ungehörigen» Situation herauszieht und sie davon abhält, sich dem Sex, dem Genuss oder was auch immer hinzugeben.
    «Oder wovon hält es dich ab? Und wovor schützt es dich?», frage ich.
    «Zu viel zu machen, zu viel zuzulassen», antwortet sie. «Es schützt mich davor, dass ich angreifbar werde. Denn Sex und Nacktheit sind für mich eine riesige Fläche der Verletzbarkeit.»
    Wir arbeiten den dahinterstehenden Glaubenssatz heraus: «Wenn du Sex hast, bist du angeschmiert; dann bist du Objekt; und angreifbar; und Frau.» Denn für Ines besteht der Unterschied zwischen einem Mädchen und einer Frau darin, dass Ersteres keinen Sex hat.
    Ich weiß noch sehr gut, wie ich mit 16 nach meiner Entjungferung dachte: «Jetzt bin ich eine Frau.» Mir gefiel dieser Gedanke. Für Ines ist es kein erstrebenswerter Zustand.

Identifizieren Sie sich mit Ihrem Geschlecht?
    Fühlen Sie sich als Mann, als Frau wohl?
    Fühlt sich Mannsein oder Frausein für Sie leicht und selbstverständlich an oder nicht? Falls nicht: Warum?
    Für Ines fühlt sich Frausein anstrengend an. Und zwar erstens, weil sie durch ihren Perfektionismus enorm hohe Ansprüche an sich selbst hat (der Körper muss superschlank und straff sein, Haare und Outfit super gestylt usw.). Zweitens kommt nun heraus, dass sie unbewusst ihre Weiblichkeit ablehnt. So erklärt sich auch, warum sie an ihrem Körper ausgerechnet ihre Brüste und Genitalien hässlich findet und warum sie in der Pubertät angefangen hat zu hungern. Bloß keine fraulichen Rundungen entwickeln, lieber knabenhaft schmal bleiben wie ein Kind!
    Als ich sie frage, was so erschreckend oder bedrohlich daran sein könnte, eine «frauliche Frau» zu sein, kommen zuerst ein paar kopfgesteuerte Antworten wie «Ich finde Dünnsein halt gut, es fühlt sich gut an». Ich erwidere: «Das erklärt nicht, warum du dich als Frau nicht besonders wohl fühlst und warum du gerade deine Geschlechtsmerkmale nicht magst.»
    Ich bitte sie, schnell aus dem Bauch heraus folgenden Satz zu ergänzen: «Frau sein, heißt …»
    «Frau sein heißt Opfer sein», antwortet sie.
    Da steht er, Ines’ Kern-Satz, in all seiner fundamentalen Wucht: «Frau sein heißt Opfer sein. Wenn ich zur Frau werde und mich dem Mann als Frau hingebe, dann wird es mir genauso gehen wie …» (Den genauen Zusammenhang darf ich Ihnen nicht verraten; nur so viel: Es war eine Reihe unglücklicher Umstände, die bei ihr als Kind diesen Eindruck hinterließen, allerdings kein Missbrauch.)
    Auch Vera lehnt ihr Frau-Sein ab; bei ihr zeigt es sich aber eher darin, dass ihr ihre Menstruation schwer zu schaffen macht, dass sie ihre Rundungen seit der Pubertät unter Schlabberklamotten verbirgt und dass sie ihre Weiblichkeit nicht unterstreicht, sondern eher wie ein Neutrum umherschleicht, so unauffällig wie möglich. (Menstruationsbeschwerden, etwa Reizbarkeit, Erschöpfung, Unterleibskrämpfe, Kreislaufstörungen, Kopf- und Rückenschmerzen, können – müssen aber nicht – ein Hinweis darauf sein, dass eine Frau es nicht gutheißt, weiblichen Geschlechts zu sein.)
    «Meine Eltern förderten nicht das Mädchen- bzw. Frauenhafte in mir; so fühlte ich mich eher als Junge», erzählt Vera. «Von meinem Vater kam zu wenig Akzeptanz und Freude, dass ich ein Mädchen bin. Und ich wollte nie werden wie meine Mutter, so hysterisch und labil
.» Vera ist nie bewusst gewesen, dass Frau-Sein für sie fast nur mit negativen Assoziationen besetzt ist: schwach, instabil, unbeherrscht.
    Ich muss ihr erst einmal deutlich machen, dass es viele Frauen gibt, die sehr weiblich und gleichzeitig auf eine schöne Art kraftvoll sind; dass es «typisch weibliche» Eigenschaften gibt, die erstrebenswert sind, wie Wärme, Güte, Weichheit, Fürsorglichkeit, Einfühlsamkeit, und die durchaus vereinbar mit innerer Stärke und Gelassenheit sind.
    Wir erfinden zusammen eine neue «wahre Vera», die sich aus positiven Vorbildern zusammensetzt und die so ist wie die Frau, die bereits in Vera steckt, aber noch darauf wartet, herausgelassen zu werden: frech und neugierig wie eine Göre, attraktiv, unabhängig und

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