Sexbewusstsein - So finden Sie erotische Erfuellung
unsere intimsten Bereiche und unsere Verletzlichkeit involviert sind. Wenn Sie zu oft achtlos essen, sind Sie am Ende schlimmstenfalls dick und nicht besonders gesund. Wenn Sie zu oft achtlos Sex haben, vergeht Ihnen oder Ihrem Partner dauerhaft die Lust auf gemeinsame Erotik – meist sogar beiden.
Das Ziel lautet also unter anderem, dass Sie (noch) mehr Achtsamkeit für sich selbst entwickeln, einen (noch) besseren Zugang zu Ihren Gefühlen und «wahren» Bedürfnissen bekommen und (noch) besser für sich sorgen (in einem sehr umfassenden Sinn) – also auch eine geschärfte Wahrnehmung: für die Dinge, die Ihnen guttun und nicht guttun, und für die Widerstände, auch für die ganz kleinen. Denn jeder davon gibt uns einen Hinweis auf unsere «wunden Punkte», unsere Schutzmechanismen, unsere eigentlichen Wünsche.
Dass ich Ihnen das nur sage, reicht allein nicht aus, denn dann erreicht es nur die oberste Schicht des Bewusstseins – es wirkt dort in aller Regel nicht nachhaltig genug, und der größte Teil verfliegt schnell wieder. Daher «vertiefen» und festigen wir es mit Hilfe von Hausaufgaben. Dazu dienen auch Übungen zur Schärfung der Sinne, etwa die folgende:
Ess-Übung
Zunächst achten Sie ein paar Tage lang strikt darauf, beim Essen nicht abgelenkt zu sein! Also: Nicht dabei fernsehen, Radio hören, lesen, sich unterhalten, herumlaufen, aufräumen oder was auch immer. Kosten Sie stattdessen Bissen für Bissen, als wären Sie Restauranttester oder als äßen Sie etwas zum ersten Mal und müssten entscheiden, ob das jetzt in Ihre Top-50-Hitliste eingeht. Versuchen Sie, jede Geschmacksnuance zu erfassen. Riechen und lecken Sie an Ihrem Essen, kauen Sie langsam und bedächtig, schmecken Sie noch einmal ganz bewusst, bevor Sie schlucken.
Ich hoffe, Sie durften als Kind wenigstens ein bisschen mit Essen spielen und experimentieren. Bei den meisten Erwachsenen ist der Essvorgang von vorn bis hinten reglementiert, angefangen bei den Zeiten und dem, was es dann jeweils gibt: keine Kartoffeln zum Frühstück, kein Müsli zu Mittag, kein Kuchen zum Abendessen. Aufs Brot gehört Butter, zum Käse passt kein Honig. Nudeln brauchen Soße, und für Joghurt nimmt man einen Löffel.
Kombinieren Sie Speisen einmal unkonventionell. Und benutzen Sie die Finger statt Besteck. Mümmeln Sie Brot und Vollkornnudeln «ohne alles». Kauen Sie etwas nicht, bearbeiten Sie es mit der Zunge und lassen Sie es so lange im Mund, bis es fast flüssig ist. Oder lassen Sie es im Mund herumwandern (hinten auf der Zunge schmeckt es anders als vorn oder seitlich!). Kauen Sie nur mit den Vorderzähnen. Essen Sie mit verbundenen Augen. Lernen Sie, mit asiatischen Stäbchen umzugehen, und essen Sie zum Spaß zwei Tage lang alles damit.
Wenn Sie etwas in der Art öfter machen, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass diese Haltung – also ein sehr bewusster Umgang damit, was Sie tun – sich auch auf andere Bereiche erstreckt. Achtsamkeit bedeutet nämlich auch Fürsorglichkeit. Hier ein abschreckendes Beispiel von jemandem, der gar nicht achtsam und fürsorglich mit sich selbst umgeht:
20 Jahre Diabetes ignoriert und zu viel Alkohol: Gesundheit, Körper, Penis kaputt
Rüdiger (37) schreibt:
«Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder und sexuell läuft’s nicht gut. Ich bin Diabetiker Typ 1, seit 20 Jahren, habe große Probleme mit dem Penis, ständig Entzündungen unter der Vorhaut, sie geht bei Erektion nicht zurück. Habe auch bei langer, intensiver Stimulation keine ausreichende Steife. Wenn es überhaupt zum Sex kommt, halte ich auch nicht lange durch, Ejakulation geht eh nicht mehr. Anscheinend sind die Organe blockiert.
Ich will ehrlich sein: Ich halte mich an keine Regeln, ich habe die Zuckerkrankheit nie akzeptiert, komme einfach nicht damit klar. Ich trinke auch seit etwa 17 Jahren zu viel Bier (ungefähr acht bis zehn Flaschen pro Tag) und habe mich verpfuscht: Übergewicht, Bewegungsmangel, Bluthochdruck, eine angehende Polyneuropathie; deutliche Nervenschäden in den Beinen.
Gibt’s da noch etwas zu retten? Was kann ich tun, damit es endlich wieder Spaß macht, mit meiner Frau zu schlafen, und nicht immer weh tut? Ich habe meine Frau leider stark vernachlässigt, was sie nur schwer ertragen hat, nun droht sie mir mit Trennung.»
Was Rüdiger macht, nennt sich in der Fachsprache «prolongierter Suizid»: Selbstmord auf Raten. Dass er noch lebt, ist fast ein Wunder. So etwas zu lesen macht mich derart wütend,
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