SexLügen | Erotischer Roman | Band 2: Sex, Leidenschaft, Erotik und Lust (German Edition)
ich nie in ihm gesehen.
Er schüttelte sich eine Pall Mall aus dem Päckchen und steckte sie an. Langsam blies er den Rauch aus.
»Mir schwebt etwas anderes mit dir vor, Denise.« Er starrte auf einen imaginären Punkt an der Decke, den nur er zu sehen imstande war.
»Und was?« Ich bemerkte, dass ich ungeduldig klang.
»Du sprichst wie viele Sprachen?«
Wenn man Spanisch, Italienisch und Deutsch dazuzählte – die ich soweit beherrschte, um mir ein Bier und eventuell Brötchen zu kaufen – waren es ...
»Fünf«, nahm Bruce meinen Gedankengang vorweg. »Du warst auf dem College und kannst am Tisch essen, als würdest du ›zu denen da oben‹ dazugehören. Und du kannst tanzen, das weiß ich noch von früher. Wie weit hast du die Kurse gemacht? Bis Bronze? Silber?«
Bis Gold, aber das spielte jetzt wohl keine Rolle. Ich konnte tanzen. Foxtrott, Walzer, Samba, Cha Cha Cha, Jive ... aber nichts Exotisches. Nichts, was ein Mann an einer chromüberzogenen Stange sehen wollte oder das, was Go-go-Girls so boten. Obwohl ... ich hatte mich schon für Burlesque interessiert, da hatte noch niemand etwas von Dita Von Teese gehört.
»Du hörst mir nicht zu, Denise.«
»Was?« Ich räusperte mich.
»Ich sagte, ich suche das Besondere für einen sehr exklusiven Kundenkreis. Und du kannst mir glauben, diesen exklusiven Kundenkreis habe ich.«
»Also ... Edelcallgirl?« Wenn das mal nicht besser klang als Nutte!
»Ach Menschenskind, Denise – es geht nicht um Sex. Zumindest nicht primär. Ich will dich für meinen Escort-Service.«
»Escort – du meinst Begleitung? Begleitung wohin?«
»Überall hin«, rief er quietschfröhlich und entblößte zwei Reihen gelblich verfärbter Zähne. »Firmenweihnachtsfeiern, Geschäftsessen, Opernbesuche, Gala-Diners, Empfänge – es geht um Sehen und Gesehenwerden.«
Ich lachte auf. »Das wäre genau mein Ding. Aber kein Mann bezahlt eine Frau, um mit ihr in die Oper zu gehen – umgekehrt scheint es mir eher wahrscheinlich.« Ich lachte wieder.
»Du würdest dich wundern.« Er zog an seiner Zigarette und büßte dafür mit einem Hustenanfall. »Bei den Festivals, egal ob Mount Hood Jazz oder Waterfront Blues – sind wir permanent ausgebucht. Dito gilt für die Aufführungen des Oregon Ballet Theatres.« Er schnaufte außer Atem. »Premierenabend in der Portland Opera – mir fehlt das Personal. Gala Konzert – ich hänge nur noch am Telefon und versuche, weibliche Gesellschafterinnen aufzutreiben.« Er zuckte mit den Schultern. »Du hast keine Ahnung, wie viele aufstrebende Abteilungsleiter bei mir eine schöne, intelligente Frau buchen, um bei der Weihnachtsfeier ihren Chef zu beeindrucken. Oder wie viele Männer mit einem Engel an der Hand auf einer Party aufkreuzen – nur um das vor Zorn grüne Gesicht ihrer Ex-Partnerin zu erleben.«
»Nein, habe ich nicht«, bestätigte ich.
»Da geht es um Neid, Denise. ›Wieso hat der so ein heißes Teil an seinem Arm und ich nicht?‹«, imitierte er einen Totalversager.
Ich musste grinsen. Nein, ich lachte.
»Da geht’s um ›Selber schuld, liebste Ex, dass du mich in den Wind geschossen hast – schau mal, was für eine Zuckerstange ich statt deiner an meiner Seite habe.‹ Und in dieser Tonart geht es weiter. Die wollen ihre Leute eifersüchtig machen. Und manch einer kann es sich gar nicht leisten, ohne schöne Frau gesehen zu werden – denn dann heißt es gleich, er hätte seinen ›Charme verloren, seine Ausstrahlung, seinen Sex-Appeal‹. Neid, Missgunst, Eifersucht ... etwas darstellen wollen – das sind die Zutaten.« Seufzend hielt Bruce inne. »Es tut gut, dich lächeln zu sehen, Denise. Ich muss mir um dich doch keine Sorgen machen, oder?«
Ich tat seine Bedenken mit einer Handbewegung ab und kaute auf meiner Unterlippe herum. Konnte tatsächlich etwas an der Sache dran sein? Es kam mir zu einfach vor. Wo war der Haken?
»Mit wie viel könnte ich pro Abend rechnen?«
»Das kommt auf die Stundenanzahl an. Minimum sind drei Stunden à dreihundert Dollar. Ich bekomme dreiunddreißig Prozent.« Langsam blies er die Luft aus. »Manche meiner Damen sind die ganze Nacht ausgebucht.« Er sah mir tief in die Augen. »Denise, du bist hübsch und du hast Manieren – du erfüllst die Kriterien.«
»Die buchen die Frauen nicht nur, um gesehen zu werden«, entgegnete ich hustend. Meine Nase brannte vom Zigarettenqualm.
Er zog teuflisch grinsend an seiner Pall Mall. Die Glut glomm bis kurz vor den Filter, dann drückte
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