Sexpertin in Mord
die
Familienbäder eingeführt hat, verstehn Sie? Warum
fragen Sie eigentlich ?«
»Ich habe das komische Gefühl,
als würden Sie bald Ihre Meinung ändern«, antwortete ich.
Sie starrte mich einen
Augenblick an, als habe ich nicht alle Tassen im Schrank, dann zuckte sie die
Schultern. »Carla sagt, Sie wollen uns auf Capri Gesellschaft leisten ?«
»Ich glaube, ja«, sagte ich.
»Das heißt, wenn ich morgen noch am Leben bin .«
»Ein guter Witz, aber als Frau
muß man hier tatsächlich sehr auf sich aufpassen .« Sie
schauderte wohlig. »Also, diese Süditaliener!« Ihre Stimme senkte sich zu einem
vertraulichen Geflüster. »Als ich letztesmal dort
war, hat mich doch einer von ihnen wahrhaftig ins Hinterteil gekniffen .«
»Nein !« sagte ich und riß ungläubig die Augen auf.
»Unglaublich, nicht wahr?« Sie
lächelte grimmig. »Ich habe natürlich keine Sekunde gezögert, ihm die richtige
Antwort zu erteilen. Nach der guten alten Eins-zwei-Methode, verstehen Sie ?«
»Eins-zwei?«
»Das hat uns die Turnlehrerin
im Internat beigebracht«, erklärte sie schadenfroh. »Das Knie in den Bauch
und...« Sie streckte Zeige- und Mittelfinger ihrer Linken wie Krallen aus. »...und
in jedes Auge einen Finger. Das läßt sie ihre schmutzigen Gedanken vergessen,
verlassen Sie sich drauf .«
»Ich glaub’s gern«, sagte ich benommen.
Sie leerte ihr Glas mit drei
schnellen Schlucken. »Na, mein Glas ist schon wieder leer, ich muß den Butler
suchen gehen. Ich sage Carla ja dauernd, daß Ausländer keine guten Dienstboten abgeben.
Ich hatte mal ein französisches Dienstmädchen, sie war völlig unmöglich, wollte
einfach nichts von vernünftiger Unterwäsche hören. Jedenfalls, ich muß diesen
Butler auftreiben. Wenn wir uns hier nicht mehr sehen, dann also bis Capri.
Goodbye, Miss...?«
Es war wie auf dem
Hauptbahnhof; zwei Sekunden nach ihrem Abgang erschien Peter. Er brachte ein
Mädchen mit, dessen Kopf voller silberblonder Locken war. Es hatte graue Augen
und einen großen Mund, zu einer Art grimmigem Grinsen verzogen. Sie besaß eine
athletische Figur, und einen Minirock konnte sie mit ihren Beinen recht gut
tragen.
»Mavis...« Peters Hand nahm
meinen Ellbogen, als sei er sein Eigentum. »Ich möchte Ihnen Jackie Kruger
vorstellen .«
»Tag«, sagte die Silberblonde
in unverwechselbarem Amerikanisch. »Die Contessa hat uns gerade erzählt, daß
Sie mit nach Capri kommen. Ich freue mich riesig drauf — das gibt ein tolles
Fest !«
»Davon bin ich überzeugt .« Ich blitzte Peter wütend an. »Wo doch Marty ebenfalls mit
von der Partie ist .«
»Marty?« Seine Stimme klang so
verständnislos und unschuldig, daß ich ihn am liebsten umgebracht hätte.
»Ein kleiner dicker Kerl mit
ungekämmten blonden Haaren, die ihm über die Ohren wachsen«, schnarrte ich.
»Erinnern Sie sich jetzt ?«
»Ich fürchte, nein .« Er schüttelte den Kopf. »Marty wie?«
»Sicher Martin Goodman, der
Künstler«, sagte Jackie Kruger lebhaft. »Der ist ein As. Wir müssen ihn auf
Capri einmal abends vollaufen lassen, damit er seinen Partytrick zeigt .«
»Partytrick ?« murmelte ich.
»Er ist ein toller Messerwerfer«,
sagte sie beiläufig. »Als er’s letztes Mal gemacht hat, war ich beschwipst
genug, um als Zielscheibe mitzumachen — freiwillig! Er stellte mich an eine
Wand, und sich selber mindestens sechs Meter weit weg, und dann hat er mich von
Kopf bis Fuß mit Messern eingerahmt — und alle nicht mehr als einen Zentimeter
von meiner Haut entfernt. Aber keins hat mich auch nur gekratzt. Phantastisch,
nicht wahr?«
»Phantastisch ist nicht das
richtige Wort .« Ich schloß die Augen und schluckte.
»Ich glaube, ich möchte jetzt lieber in mein Hotel zurückkehren, ehe ich vor
Angst sterbe, wenn ich mir noch mehr von Jackies Geschichten anhöre .«
»Selbstverständlich«, sagte
Peter bereitwillig. »Carla hat irgendwo zu tun, deshalb meine ich, wir
verdrücken uns einfach still und leise. Bye, Jackie.«
»Tschau«, sagte die
Silberblonde. »Bis Capri.«
»Wenn ich noch lebe, gern«,
murmelte ich.
Peter nahm meinen Arm, und wir
gingen hinaus, dann quer durch den Hof zum Tor in der Mauer. Er trat zuerst auf
den kleinen Platz hinaus und hielt mir das Tor auf. Und gerade, als ich den Hof
verlassen wollte, ertönte aus dem Hintergrund ein irres Lustgebrüll.
»Was, zum Teufel, ist denn das ?« fragte Peter überrascht.
Ich blickte über die Schulter
zurück, rechtzeitig genug, um die ehrbare Pamela Waring zu
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