Sexpertin in Mord
bewundern: Sie sang
mit brüchiger Stimme ein italienisches Liebeslied, schritt entschlossen auf den
Brunnen zu und verstreute unterwegs ihre Textilien. Der Anblick ihres Gerippes,
das jetzt nur mehr in einem antiken BH und überdimensionalem Schlüpfer steckte,
war zuviel für meinen leeren Magen. Ich ging eilig hinaus und schlug das Tor
hinter mir zu.
»Dieses Geräusch«, beharrte
Peter, »es hört sich an, als ob jemand sterben will .«
»Höchstens hinterher vor
Verlegenheit«, erklärte ich ihm. »Der berühmte Filmstar Gina Neapolitano tritt soeben den Beweis an, daß das ganze Leben
nur aus Illusion besteht .« Ich schüttelte mich bei der
Erinnerung. »Und das im Wollschlüpfer!«
4
Peter brachte mich gegen drei
Uhr nachmittags ins Hotel, nachdem er mich vorher erst noch zum Lunch
eingeladen hatte. Zu dieser Zeit redete ich überhaupt nicht mehr mit ihm, denn
diesem dummen Menschen schien es gar noch zu gefallen, als ich ihm berichtete,
Martin Goodman sei eben jener Marty, der mir abends zuvor ein Messer an die Kehle
gesetzt hatte. Das bewiese ja gerade, wie dicht sich Eurospan schon an den
Prinzen herangearbeitet habe, sagte er; was für ein Glück sei es doch, daß wir
beide in Capri weilten, wenn Seine Hoheit dort eintraf. Ich erklärte ihm, wenn
er unbedingt Selbstmord begehen wolle, dann von mir aus, aber ohne mich. Da
wurde Peter ungemütlich und ließ Bemerkungen fallen von wegen, was er der
Polizei über mich und den Mord am armen Frank erzählen könne, und da wurde ich
bösartig und hieb ihm einen Teller mit Cassata an den Kopf, aber das half auch
nichts. Er wischte sich einfach mit der Serviette das Gesicht ab, trat mir
unterm Tisch auf den Fuß und sagte, er werde mich am nächsten Morgen gegen acht
am Hotel abholen, und wir würden nach Neapel fahren; ich solle mich ja
bereithalten, sonst...!
Als ich in meinem Zimmer
anlangte, war ich richtig erschöpft, schon durch die Hitze und den vielen
Chianti, den wir zum Essen getrunken hatten. Peter hatte von dieser
italienischen Sitte der »Siesta« erzählt, das heißt, man geht dort nachmittags
schlafen, wie es auch die Mexikaner tun, nur braucht man sich dazu nicht mit
einem großen Hut an eine Straßenecke zu setzen, man kann sich einfach ins Bett
legen. Ich hielt das im Augenblick für eine fabelhafte Idee, zog meinen
Hosenanzug aus, hängte ihn in den Schrank und streckte mich aufs Bett. Von
Schlaf konnte natürlich keine Rede sein, dachte ich, dazu hatte ich viel zuviel
im Kopf, seit ich in diese verrückte Eurospangeschichte verwickelt war und
alles — und seit Peter Brook mich erpreßte. Ich hätte den Kerl hassen mögen,
aber jedesmal, wenn ich ihn ansah, lief es mir heiß über den Rücken, ich konnte
mir nicht helfen. Aber im gleichen Augenblick, als mein Kopf aufs Kissen sank,
da schlossen sich auch schon meine Augen, und weg war ich.
Ich weiß nicht, wie lange ich
geschlafen hatte, aber als ich die Augen aufschlug, herrschte Halbdunkel im
Zimmer, und ich hielt das für die Dämmerung. Trotz des ausgiebigen Schlafs
fühlte ich mich nicht erholt, weil ich nämlich das unangenehme Gefühl hatte,
ich habe Stimmen in meinem Zimmer gehört, und ich dachte, es müsse ein Alptraum
gewesen sein. Im nächsten Moment wurde der Alptraum aber Wirklichkeit, denn ein
Arm legte sich um meinen Hals, und die Hand hielt ein Messer, das sie an meine
Kehle drückte.
»Nicht schreien, mein Kind«,
sprach die unangenehm bekannte Stimme. »Allmählich sind Sie ja nun dran gewöhnt .«
»Mit dem Messer müssen Sie ein
wahrer Künstler sein«, gurgelte ich hilflos.
Das Messer wurde von meinem
Hals genommen, und Martin Goodman tauchte von hinten auf und setzte sich auf
die Bettkante. Ich war sehr froh, daß er das Messer weggenommen hatte, wenn er
es auch immer noch einsatzbereit in der Hand hielt, und nun war ich statt
nervös verlegen, denn schließlich saß ich da nur in einem BH aus Spitzen und
passenden Höschen, und keines von beiden war der rechte Schutz und Schirm gegen
den durchbohrenden Blick aus Martys babyblauen Augen.
»Es hat wohl wenig Sinn, danach
zu fragen, wie Sie hereingekommen sind«, sagte ich. »Aber seit wann sind Sie
nun eigentlich schon in meinem Zimmer ?«
»Lang genug, um’s zu durchsuchen, mein Kind .« Er grinste breit. »Sie sahen so hübsch aus, wie Sie da schliefen, da dachte
ich, es sei ein Jammer, Sie zu wecken .«
»Ich habe Stimmen gehört«,
meinte ich.
»Das waren nur Freunde, die Sie
bewundert
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