Sexualitaet mit Leib und Seele
Sexualität« (s. S. 233) sind nicht als bloße Techniken zu verstehen, sondern als Einladungen, um sich zu öffnen und Vertrauen zu fassen. Das ist wahre Stärke:
»Er war sechzig, ich war zwanzig, seine Erektion ziemlich unzuverlässig. Sie kam eher geschlichen als gerannt. Aber mir imponierte wahnsinnig, dass er nicht das geringste Prob lem damit hatte, mir nichts beweisen musste. Er war ein unglaublich souveräner Liebhaber, die Zeit mit ihm werde ich nie vergessen.«
Orgas-Muss?
Zum Ozean werden – weibliches Lustempfinden
Ein gar nicht so geringer Prozentsatz von Frauen hat nie einen Orgasmus erlebt (fünf bis fünfundzwanzig Prozent sel ten oder nie). Viele schaffen es, bei der Selbstliebe problemlos einen Höhepunkt zu bekommen, beim Partnersex aber nicht. Anderen gelingt ein solcher nur in einer einzigen, ganz bestimmten Stellung. Und die Frauen, die in jeder Lage sehr leicht und mehrfach ekstatische Wonnen erleben können, sind relativ überschaubar. Hemmungen mögen ein Grund für schwache sinnliche Reaktionen sein, doch es gibt genügend Beispiele, dass auch schüchterne Frauen wie die Feuerwehr kommen und sexuell sehr offene schwer dafür arbeiten müssen. Experimentieren Sie ausgiebig mit Ihrem Orgasmus; jede Frau sollte ihr persönliches Maximum erreichen können. Wenn es psychische Gründe sind, die Ihr Vergnügen behindern, Sie Schwierigkeiten haben, sich gehen zu lassen, die Routine im Bett oder die erotischen Qualitäten Ihres Gefährten der Engpass sind, dann heben Sie Ihr verstecktes Potenzial. Tun Sie alles, um lustvoll und frei mit Ihrer Sexualität umzugehen, Selbstliebe ist wichtig, erforschen Sie den Beckenboden, G-Punkt, bestimmte Techniken und Stellungen.
Und anschließend lassen Sie los. Natürlich will man bei einer Bergwanderung am liebsten das Gipfelkreuz erreichen, aber wenn man grade für den Dreitausender nicht in Form ist, kann man trotzdem eine traumhaft schöne Tour genießen, die Sonne, den Wald, die Natur, den eigenen Körper in Bewegung, das Atmen, frische Luft … Wer eine Bergpartie nur macht, um ganz oben zu stehen, hat das Leben nicht begriffen. Nicht jede Frau kann, will, muss mehrfach und immer. Einen »richtigen« Orgasmus beschreiben Frauen oft wie eine Welle, die sich am höchsten Punkt überschlägt. Dabei kann man sich den klitoralen Orgasmus wie eine steile Welle vorstellen, der vaginale fühlt sich im Vergleich dazu wie eine weniger hohe, letztlich aber mächtigere Welle an, die sich ebenfalls am höchsten Punkt der Erregung bricht. Der G-Punkt – ein erogenes Drüsengewebe an der Vorderwand der Vagina – trägt maßgeblich dazu bei. Viele Frauen erleben eine Mischform aus diesen beiden Orgasmen. Gemeinsam ist, dass es dabei zu unwillkürlichen Kontraktionen des Beckenbodens kommt, einem lustvollen Pulsieren und einer Art Reset im Hirn. Für Sekunden verliert man die Kontrolle. Traumhaft.
Und was ist, wenn die Welle sich nicht überschlägt?
Dann werden Sie einfach zum Ozean.
Nahezu unbekannt ist der Muttermundorgasmus, der so breit und tief ist, dass er nicht als Orgasmus wahrgenommen wird. Er ist wie eine flach bleibende, aber dennoch machtvolle Woge an erotischem Wohlbefinden, ein Öffnen, ein Weit-Werden, eine breite orgasmische Energie. Dabei entstehen keine Kontraktionen, sondern man erfährt eher ein Strömen. Es ist eine subtile Wahrnehmung von sich ausbreitender Energie, verbunden mit tiefen Liebesgefühlen. Bei Frauen, die keinen Orgasmus erreichen und Sex trotzdem sehr genießen, sind vermutlich diese sanften und lang nachwirkenden ekstatischen Vibrationen der Grund dafür.
Ausgelöst wird diese wunderschöne Empfindung durch den Kontakt von Penis und Muttermund, der eine spezielle Energie fließen lässt. Das findet wohl auch bei starken Stößen statt, aber wenn diese Begegnung ruhig und vertrauensvoll geschieht, bekommt es eine besonders feine und intensive Qualität. Paare, die sich in ihre Erregung hineinentspannen, die nichts erreichen wollen als sich gegenseitig vor allem zu genießen, laden diese Form von Erleben ein.
Gründen Sie sich deshalb tief in der Gegenwart, im Spüren. So werden Sie alle Variationen an wonnigen Empfindungen genießen und wertschätzen können.
Gemeinsam einsam beim Orgasmus?
Das ist eine Frage, die selten gestellt wird: Muss ein Höhepunkt überhaupt sein? Eigentlich macht er doch häufig genug Probleme. Wenn es gar nicht klappt, muss man mit der Frustration umgehen. Wenn es schwierig ist, ihn zu
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