Sexualitaet mit Leib und Seele
Küssen, Streicheln und Stimulation der Genitalien, wobei dies besonders für Frauen gedacht ist, weil sie (viel) länger brauchen als Männer, bis ihre »Betriebstemperatur« erreicht ist.
Oft ist das Vorspiel der Zankapfel eines Paares: Die Frauen klagen, dass es zu kurz ist oder zu mechanisch. Die Männer jammern, dass sie es den Partnerinnen nie recht machen kön nen – oder dass sie nicht bekommen, was sie sich wünschen:
»Ich kann so lange machen, wie ich will, es ist einfach nie genug.«
»Er spult immer das gleiche Repertoire ab. Alles ist nur noch Routine.«
»Sie ist so passiv. Sie versucht gar nicht erst mich anzumachen oder sich mal auf einen Blowjob einzulassen.«
Im Yang-Sex gehen wir davon aus, dass hohe Erregung das Ziel des Vorspiels ist. Viele Männer absolvieren das ge forderte Programm, weil sie etwas damit erreichen wollen – vor Verlangen außer Rand und Band geratene Partnerinnen.
Diese hingegen sind häufig nicht ganz zufrieden mit der zielgerichteten Vorgehensweise ihrer Liebhaber, weil sie eher absichtslos genießen möchten. Sie sind gar nicht so erregt, wie sie sein sollten, und stöhnen angemessen, aber nicht wirklich ehrlich. So schleicht sich Trägheit ins Vorspiel, und dabei sollen wir doch heiß werden.
Wenn Sie in hohe Erregung geraten, so ist das eine feine Sache, es muss aber nicht unbedingt sein. Stellen Sie sich das Vorspiel lieber als ein Werben vor, mit dem wir uns zum Sex einladen. Wir spielen miteinander, um einen gemeinsamen inneren Raum zu erschaffen, in dem eine lustvolle Vereinigung möglich ist. So kommen wir miteinander an, werden füreinander bereit, schwingen uns ein. Wenn beide sich öffnen und ganz präsent spüren, was gerade ansteht, werden sie kein festgelegtes Programm abspulen.
Dann wird jedes ihrer Vorspiele ein gutes sein.
Das kann sehr kurz ausfallen, wie jeder weiß, der schon mal einen heißen Quickie genossen hat. Hier liegt es an der ungewöhnlichen, erotisch aufgeladenen Situation, die beide im Raketentempo von null auf hundert bringt.
Es gibt aber auch Paare, die das Vorspiel freiwillig ausfal len lassen. Wenn eine innige Verbundenheit gegeben ist, kann der gemeinsame innere Raum sehr schnell betreten werden, ohne dass irgendetwas fehlt.
Frauen können auf eine halbstündige Streichelorgie verzichten, wenn sie sich nur intensiv umworben und eingeladen fühlen. Doch wenn jene Berührungen nicht erfolgen, nach der Leib und Seele sich sehnen, und der Mann nur schlampig sein Programm absolviert, um endlich zum Zug zu kommen, ist das wie Weißbrotessen: Man kann nicht aufhören, wird aber nicht richtig satt davon.
Versuchen Sie nicht, den Partner partout erregen zu wollen. Laden Sie die Yin-Energie ein, vergessen Sie Ziel und Zeit. Gelingt dies, sind die Berührungen achtsam, die Küsse seelenvoll und die oralen Lustbarkeiten eine Wonne. Es werden Ihnen spontan immer neue Spielereien einfallen, die Ihnen beiden Freude machen. Und es wird völlig unwichtig werden, wie lange es dauert.
Erotische Fantasien machen süchtig
Es gibt nichts, was so unmittelbar anmacht wie erotische Fantasien. Das, was uns erregt, ist Teil unserer sexuellen Prägung, und diese ändert sich im Laufe des Lebens nicht.
Inhalte dieser Kopffilme können ganz normale Praktiken sein mit einem zusätzlichen Kick, zum Beispiel Sex mit Unbekannten, mit mehreren Männern beziehungsweise Frauen, mit dem Chef oder Celebrities. Aber sie reichen oft weiter. Was soll man davon halten, wenn man Lust dabei empfindet, vergewaltigt oder erniedrigt zu werden?
Schuldgefühle sind jedenfalls nicht angebracht. Keine Frau, die Ähnliches lustvoll fantasiert, will in der wirklichen Welt vergewaltigt werden. Betrachten Sie die Bilder in Ihrem Kopf als das Ergebnis eines kreativen Recyclings – unser Gehirn versucht Erfahrungen von Gewalt und Ausgeliefertsein – ganz gleich, ob kollektiv oder als eigenes Schicksal erlebt – zu bewältigen, indem es die Inhalte in einen Bereich verlagert, wo es damit spielen kann. Wenn wir fantasieren, haben wir die vollkommene Kontrolle darüber, in welcher Weise die Geschichte abläuft. Was man von einer realen Vergewaltigung nicht behaupten kann.
Erotische Vorstellungen auszuleben, sie zu inszenieren, ist noch schärfer, als sie nur zu imaginieren – wobei die jeweilige sexuelle Ausrichtung der Partner passen muss. Wenn sich einer gern fesseln lässt, muss der andere auch gern Fesseln anlegen. Das Ausagieren von Fantasien wird häufig als stärkste
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