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Sexualitaet mit Leib und Seele

Sexualitaet mit Leib und Seele

Titel: Sexualitaet mit Leib und Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Lang-Reeves
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oder gar ideale Ausdrucksform der Sexualität gesehen, da es besonders stark stimuliert. Doch der Partner wird dabei instrumentalisiert und nicht als er selbst wahrgenommen. Vergleichbar ist das mit einer parallelen Realität – in dem Film 9½ Wochen findet man das wunderbar in Szene gesetzt: Die Protagonistin (Kim Basinger) lebt zunehmend in zwei völlig unterschiedlichen Wirklichkeiten, und die Rückkehr zu »normalem« Sex wird ihr vermutlich schwerfallen nach der bizarren Intensität der sinnlichen Spiele, zu denen sie sich (gern) verführen lässt.
    Erotische Fantasien sind Yang-Sexualität in reinster Form, die wirkliche Begegnung hat darin keinen Platz. Wenn man diese Bilder inszeniert, erlebt man eher eine Komplizenschaft mit dem Spielpartner als wirkliche Verbundenheit.
    Genießen Sie das, was Sie heimlich erregt, in Maßen und ohne abwehrende Gefühle, aber füttern Sie es nicht auch noch zusätzlich. Wenn Sie in der Yin-Sexualität die Her zensverbindung mit Ihrem Partner suchen, brauchen Sie dazu Ihren Körper, Ihre Energie, Ihre Aufmerksamkeit und Ihre Sinne – und kein Kino.
    Er muss stehen
    Die Erektion des Mannes wird in unserer Kultur in erster Linie mit Leistung in Verbindung gebracht und nicht so sehr mit Lust. Der Phallus steht für das pure Yang-Prinzip und glorifiziert es auf groteske Weise. Viele Männer tanzen um das Ding, das aus ihrer Mitte herausragt, herum wie um einen Götzen. Es ist Wahrzeichen, Stolz und Angstgegner gleichzeitig. Ein Mann definiert sein Selbstwertgefühl nicht selten über seine Erektionsfähigkeit. Wer nicht potent ist, ist kein Mann. Der Leistungsdruck ist enorm, und insbesondere die Pornografie heizt völlig übertriebene erotische Idealvorstellungen an, die diesen Druck noch steigern.
    Dabei zählt das männliche Genital selbst nicht viel, nur im erigierten Zustand ist es von Bedeutung. Woher kommt aber diese Penisverliebtheit, die an Wahn grenzt? Warum wird dieses Körperteil so überbewertet?
    Die Antwort ist einfach: Es stellt eine Schlüsselrolle in der Abgrenzung zum Weiblichen dar. Der Mann kann sich damit eindeutig als Mann definieren. Deshalb sind die Anforderungen an seinen Zauberstab auch so hoch. Groß soll er natürlich sein, die Erektion muss stehen wie eine Mit-telstreckenrakete, und auch der Abschuss soll selbstverständlich unter Kontrolle verlaufen. Der Wunsch nach einem eisenharten Riesenpenis entspringt dem Bedürfnis, eine Waffe zu haben. Und wenn er beim Sex nur hämmern will wie eine Maschine, offenbart sich die Furcht vollends: Da soll keine Verbindung zur Frau entstehen, das ist ein Wegstoßen.
    Überhaupt ist der Stress groß für einen Penis. Er muss funktionieren, und er muss ertragen, als Bösewicht angesehen zu werden. Täglich wird er mit Reizen bombardiert und meist auch ziemlich hart angefasst. Kein Wunder, dass er manchmal kapituliert. Oder so übererregt ist, dass er schon vor dem Start das Ziel erreicht. Wenn ein Mann ständig Halbmast flaggt oder viel zu schnell kommt, wäre ihm eine körperliche Ursache dafür am liebsten. Psychische Gründe empfinden die meisten als ein noch schlimmeres Versagen. Psyche ist Schwäche!
    Die männliche Lust gebärdet sich als pures Yang, lässt nicht den schmalsten Spalt dafür, schüchtern sein zu dürfen, auch mal unsicher, nicht immer topfit, sondern auch mal erschöpft. War die Leistung nur mittelprächtig, steigt sofort der Anspruch fürs nächste Mal, und so schaukelt sich das Problem hoch. Aber einen schwachen Schüler zu prügeln hat selten einen Klassenprimus aus ihm gemacht.
    Dabei ist die Erektionsfähigkeit kein Garant für ein erfülltes Sexualleben. Ohne Zärtlichkeit fehlt etwas, nicht nur den Frauen, die sich nicht selten von dem Getue um die Aufrichtungen terrorisiert fühlen – entweder weil sie zu oft stattfinden, weil sie sie bewundern müssen oder weil sie ausbleiben.
    Ein Penis, der zur Unzeit weich wird, drückt vielleicht aus, dass der Mann auch gern weich werden würde, seine Gefühle zulassen, seine Überforderung eingestehen möchte, seinen Wunsch nach tiefer Entspannung. All das, was hinter einer Fassade aus Leistungsfähigkeit und Perfektion versteckt wird.
    Darum, Männer, entkrampft euch bitte. Vielleicht bricht die Welt gar nicht zusammen, wenn die Rakete nicht abgeht. Yin-Energie bedeutet, es nicht unbedingt zu wollen, Reize zu reduzieren und auch den damit verbundenen Anspruch. Die später folgenden Anregungen und Übungen im Kapitel »Mehr Energie in der

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