Sexualitaet mit Leib und Seele
unendliche Wut der Frauen akzeptieren, selbst wenn sie sich unschuldig fühlen, und sich ihrer Angst vor allem Weiblichen stellen. Sie können dadurch weich und hingebungsvoll sein und zugleich Männer bleiben.
Frauen müssen den Mut aufbringen, sich trotz ihrer Wunden und ihrem oft berechtigten Misstrauen hinzugeben, zu vertrauen und zu vergeben. Damit können sie ihre destruktive Wut zügeln und zu ihrer weiblichen Kraft finden.
Den Boden für Heilung bereitet ein »weiblicher« Umgang in der Partnerschaft. Das bedeutet:
• Hören Sie auf, alles ausdiskutieren zu wollen,
und versuchen Sie, Gefühle gemeinsam anzuerkennen.
• Lassen Sie sich beim Handeln nicht von Schmerz
und Zorn leiten, sondern von der Absicht,
sich aufrichtig zu versöhnen.
• Taktieren Sie nicht, verzichten Sie darauf, recht haben
zu wollen. Sagen Sie stattdessen von innen heraus Ja
zu dem, was ist.
Diese innerliche Haltung bereitet die Basis dafür, sich auf die Yin-Sexualität einlassen zu können. Und damit gelangen Sie vom Orgasmus zur Ekstase, von der Penetration zur Vereinigung, vom Geschlechterkampf zur Liebe – und gehören zur Avantgarde einer neuen Beziehungskultur. Eine Sexualität mit Leib und Seele schafft Versöhnung in den Betten und eine wirklich neue Mann-Frau-Partnerschaft, die lustvoll, kraftvoll und friedlich ist.
Eine neue Sexualität
Energie fließt auch in der Entspannung
Yin-Sexualität ist ganz und gar nicht langweilig, selbst wenn man es auf den ersten Blick befürchten könnte. In ihr steckt ein Potenzial, das nahezu unbekannt ist, dabei ist es im Kern einfach und revolutionär: Sexuelle Energie fließt nämlich auch in der Entspannung. Diese Energie ist nicht heiß und geil, sondern eher strömend. Sie beschränkt sich nicht auf die Genitalien, sondern erfüllt den ganzen Körper. Entspannte Sexualität kann wohlig bis ekstatisch sein, auf alle Fälle aber befriedigend, wenn auch anders befriedigend als üblicher Sex.
Um Spannung zu erzeugen, benötigen Sie Reize. Um sexuelle Energie zu erwecken und zu lenken, bedarf es Können: Aufmerksamkeit, Körperpräsenz und ein wenig »Gewusst wie!«. Für Spannung müssen Sie auf die Jagd gehen, Energie fließt dagegen mit höherer Wahrscheinlichkeit im geschützten Raum einer vertrauensvollen Beziehung. In der Yang-Energie können Sie hundertmal die Partnerin wechseln, Sie kommen irgendwann immer wieder an den Punkt, wo Sie sagen: »Baby, du machst mich nicht mehr an.« Und danach geht es wieder von vorne los. Mit der Yin-Energie interessiert uns die Stimulation im Außen nicht mehr besonders, wir finden die Sexualkraft in uns selbst. Ist das gegeben, können wir mit Leib und Seele lieben anstatt mit Kopf und Schwanz.
Auf zur Ekstase
Sexuelle Energie, so wird allgemein angenommen, ist gleichbedeutend mit der Erregung, die im Becken aufwallt und anschließend danach drängt, über den Sexualakt gleich wieder entladen zu werden. Um die Yin-Sexualität zu verstehen und sie zu genießen, müssen wir diese Vorstellung erweitern.
Sexuelle Energie ist pure Vitalenergie, und wenn wir sie nicht einfach wieder abreagieren, sondern sie im Körper verteilen, manifestiert sie sich als Lebensfreude und Inspiration. Das ist eine der Kernaussagen im Tantra: Dort geht es darum, die Sexualenergie zu kultivieren und letztlich in Eks- tase zu verwandeln – Sie können es auch Glück und Vitalität nennen.
Wenn es Männern gelingt, ihre Energie vom Becken nach oben in den Körper zu lenken, machen sie die Erfahrung, dass sich ihr Getriebensein in Lebenskraft und Charisma verwandelt. Frauen gewinnen eine weiblich-kraftvolle Ausstrahlung von innen heraus, die nicht auf ein Schwenken der Hüften und einen tiefen Ausschnitt angewiesen ist. Es ist eine Souveränität, die selbstbewusst und weich zugleich in Erscheinung tritt.
Neue Wege in der Sexualität zu beschreiten bedeutet, sie umfassender zu definieren als üblich: Sex besteht nicht mehr allein aus dem Dreiklang Vorspiel, Akt und Orgasmus, sondern Sex ist, wenn Energie fließt.
Es ist spannend, unser gängiges erotisches »Inventar« unter dem Blickwinkel der Yin-Sexualität zu betrachten. Zu sehen, wie sich der eine oder andere Knoten löst – und vielleicht ein paar heilige Kühe dran glauben müssen.
Vorspiel und andere Hürden
Zankapfel Vorprogramm
Was das Vorspiel betrifft, herrscht ein weit verbreiteter Konsens: Es ist dazu da, die Erregung zu steigern, bis die Penetration möglich ist, und es besteht vor allem aus
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