Sexualitaet mit Leib und Seele
reflexhaft zurückzubellen, wenn man sich angegriffen, missverstanden oder beleidigt fühlt, sondern bei der eigenen Wahrheit bleibt, kann es anders laufen. Dann antworten Sie vielleicht so: »Ich möchte es aber gern. Ich habe den Wunsch, dich zu spüren, dir anders zu begegnen, neue Seiten von dir kennenzulernen.«
Wenn Sie Ihre Wünsche klar und liebevoll formulieren, besteht eine reale Chance, dass aus dem »Jetzt auf einmal!« ein »Schön, dass du willst!« wird. Aus dem »Für so etwas haben wir doch keine Zeit« ein »Wir nehmen uns wichtig genug« und aus dem »Was passt dir denn nicht?« ein »Lass uns unsere erotischen Wünsche erforschen«. Ist das gegeben, können Sie richtig einsteigen. Wie gesagt: Für eine Sexualität mit Leib und Seele braucht es die Bereitschaft von beiden, wirklich mitzumachen.
Eigentlich lieben wir uns doch
Oft ist unser Kommunikationsverhalten verletzend, ohne dass wir das wollen, beabsichtigen oder begreifen. »Das habe ich nicht so gemeint!« ist ein Kernsatz bei allen Missverständnissen, die nicht nur verbal, sondern auch nonverbal ablaufen können. Auf eine bestimmte Weise den Mundwinkel zu verziehen oder ein unpassendes Lachen können bereits sehr verletzend sein. Und die Diskussionen, die sich darüber entspinnen, sind selten fruchtbar. Meist haben wir es nicht besser gelernt, weil schon unsere Eltern mit unproduktivem Herumstreiten ihren Beziehungsfrust vertieft haben.
Jeder kennt das: Eigentlich will man sich nur über ein bestimmtes Thema austauschen, und dann ist man plötzlich bei Grundsatzdebatten, landet bei Vorwürfen, und womöglich endet das Gespräch sogar im Streit. Oder man wiederholt ständig die gleichen Argumente, wodurch man sich zwangsläufig im Kreis dreht. Da unbewusste Kommunikationsmuster so häufig sind, hier ein paar Anregungen, wie man sie verbessern und so den Austausch über erotische Themen fruchtbarer gestalten kann.
Zu den wahren Wünschen finden
Kennen Sie im Bett Wortwechsel wie diese?
»Fummle doch nicht immer so hektisch rum!« – »Kann man es dir eigentlich auch recht machen?«
»Du gibst dir überhaupt keine Mühe!« – »Wie soll ich auch, wenn von dir nie was zurückkommt?«
»Du könntest dir doch mal was Netteres anziehen.« – »Aber ich komme mir verkleidet vor in dem Zeug, das dir so gefällt!«
Den Aussagen vor den Gedankenstrichen sieht man nicht unbedingt an, dass sie versteckte Wünsche sind. Und die Antworten, die meist wie aus der Pistole geschossen kommen, sind keine überlegten Antworten, sondern instinktive Reaktionen. Das ist ein wichtiger Unterschied, der für den Fortgang der Unterhaltung Folgen hat.
Wenn wir die ungeschickt formulierten Wünsche und Sehnsüchte genauer betrachten, enthalten sie heimliche oder offene Vorwürfe. Zwischen den Worten schwingt mit: »Du machst mir Stress«, »Du bist nicht richtig«, »Du sollst dich ändern«.
Anklagen – auch verdeckte – werden zu Recht als Angriff wahrgenommen, und unsere Reaktion darauf ist Gegenangriff oder Unterwerfung. Oft folgt darauf das typische und sehr frustrierende Argumente-Pingpong, das nie zu einer wirklichen Lösung führt. Man kennt zwar die eigenen Rechtfertigungen und die des Partners, aber der jeweils andere will sie nicht akzeptieren. So eskaliert die Situation. Oder man beendet sie einfach irgendwann genervt.
Damit das nicht geschieht, muss man lernen innezuhalten. Eine instinktive Reaktion erfolgt blitzschnell und spontan, doch für eine wirkliche Antwort braucht es etwas länger.
Also: nicht gleich kontern. Und wenn Sie sich und Ihren Partner aus der Kommunikationsfalle befreien wollen, sollten Sie sich darin üben, Du-Botschaften sein zu lassen und zu Ich-Botschaften zu finden. Nur so entdecken Sie am ehesten die dahinterliegenden, die wahren Vorstellungen. Anstatt mit einer schnellen Reaktion zu parieren, stellen Sie lieber gute Fragen – damit laden Sie den Partner ein, sich zu öffnen.
Bei den obigen drei Beispielen könnte es mit folgender Frage gelingen: »Was wünschst du dir wirklich?« Als Antworten könnten dann kommen:
»Ich wünsche mir, sanft und mit mehr Gefühl berührt zu werden. Du kannst ruhig ein wenig drücken, das mag ich gern.«
»Ich bin traurig darüber, dass du so wenig Interesse an der körperlichen Begegnung mit mir hast.«
»Ich finde hübsche Wäsche einfach total anziehend und würde dich gern darin bewundern.«
Solche Aussagen führen in der Kommunikation weiter, da sie nicht verletzend sind
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