Sexualitaet mit Leib und Seele
gleichen Stelle zu spüren sein darf. Bisher war bei ihnen das Vorspiel ein bisschen unbefriedigend gewesen, obwohl beide eigentlich Lust darauf hatten. Der Grund: Wenn Michael sich zärtlich und erotisch aufgeladen fühlte und viel geben wollte, wurde er sanfter und sanfter – was Anja nervös machte. Und umgekehrt fasste Anja bei steigernder Erregung ihren Partner recht kräftig an, was dieser zwar schweigend über sich ergehen ließ, aber anregend fand er es nicht. Ihre für ihr weiteres Liebesleben segensreiche Erkenntnis war nach der Massage: »Den anderen nicht so zu berühren, wie man es selbst mag, sondern wie er es mag!«
Mit Vertrauen auf den erotischen Basar
Oft kennen wir die Wünsche des anderen, er hat sie uns schon oft mitgeteilt, aber wir wollen oder können sie nicht erfüllen. Sex in der Öffentlichkeit, Analverkehr, diverse ande re Praktiken – es gibt so vieles, was als erotische Verlockung auftaucht. Manche bekommen davon funkelnde Augen, andere verdrehen sie eher.
Man muss nicht alles mögen, was auf dem erotischen Basar gehandelt wird, was man irgendwo gesehen hat, was andere geil finden. Aber um herauszufinden, welche sinnlichen Abenteuer Sie mit dem Partner teilen möchten, müssen Sie sich zumindest an bestimmte Dinge heranwagen. Wenn das kategorische Nein wie ein Fallbeil niedersaust, vergibt man sich die Chance, vielleicht etwas herrlich Sinnliches zu erleben.
Es müssen gar keine ausgefallenen Wünsche sein, die abgeblockt werden. Menschen mit schlechten Erfahrungen lassen oft nur ein ganz enges Spektrum an Erotik zu. Es ist wichtig, dies zu respektieren. Doch in einer vertrauensvollen Beziehung sollte man nach und nach versuchen, die Grenzen behutsam zu erweitern.
Erforschen Sie zuerst Ihre Sehnsüchte, wie Sie selbst am liebsten aktiv sein möchten. Am besten tun Sie das wiederum nach der »Erst du, dann ich«-Methode. Jeder Partner hat fünf Minuten, in denen er erzählt, wie er den anderen am liebsten berühren, welche neuen Erfahrungen er ausprobieren möchte. Und danach vereinbaren Sie, ob Sie etwas davon in die Tat umsetzen wollen. Machen Sie nichts dem Partner zuliebe, wenn Ihnen dieses oder jenes völlig widerstrebt. Aber vielleicht ist auch etwas dabei, was Sie gemeinsam erforschen möchten.
Thomas möchte Lena intim berühren, aber sie hatte das bisher kategorisch abgewehrt. Sex ja, Fummeln nein. »Vielleicht war da mal was, als ich noch klein war«, meinte sie. Sie vereinbarten aber schließlich, es doch auszuprobieren. Sie wollten miteinander in Flüsterkontakt bleiben und sofort abbrechen, sollte es Lena überhaupt nicht gefallen.
Oft ist es sinnvoll, wenn der erste Schritt zur Umsetzung der Wünsche vom zurückhaltenden Partner kommt. Lena atmete tief durch und meinte: »Ich glaube, mit Massageöl würde es mir leichter fallen.« Thomas berührte Lena aufmerksam und langsam und erzählte, was er gerade tat: »Jetzt liebkose ich deine süßen Lippen … und jetzt streiche ich mit meiner Hand nach hinten in die Pofalte …« Hier unterbrach Lena: »Halt, bitte, ich bekomme Angst. Lass deine Hand erst mal da liegen, wo sie ist.« Thomas spürte zwar einen fast unbezähmbaren Wunsch weiterzumachen, aber er ließ seine Hand ruhig zwischen ihren Beinen. Lena sagte nichts mehr. Thomas bedrängte sie nicht, sondern bot eine Alternative an. »Magst du dich umdrehen? Ich massiere dann deine Pobacken.« Jetzt reagierte Lena wieder: »Ja, ich glaube, das könnte ich genießen.«
Obwohl scheinbar nicht viel an neuen Berührungen statt gefunden hatte, waren am Ende beide sehr berührt und glücklich. Lena hatte ein altes Tabu aufgeweicht und viel Vertrauen zu Thomas aufgebaut. Sie möchte gern weitermachen, nächs tes Mal mehr zulassen. Thomas ist stolz darauf, seine Freundin so souverän begleitet zu haben. Beide spüren, dass sie in Zukunft über alles sprechen können, dass es keine schwarzen Löcher mehr gibt, in denen ihre Lust verloren geht.
Doch was ist, wenn Wünsche ziemlich konkret geäußert werden, als reizvolle Varianten, und der Partner bockt beziehungsweise blockt? Oder wenn er bereitwillig auf diese eingeht, es sich aber »irgendwie gewollt« anfühlt und wenig Spaß macht? Und wie soll man ihm erklären, was er Falsches anstellt, wenn man es selbst nicht weiß: »Er versucht alles richtig zu machen, aber das ist das Problem! Mir fehlt etwas, und ich weiß nicht, was.«
Wenn die Wunscherfüllung sich hohl anfühlt, wie eine Packung ohne Inhalt, werden Ihnen
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