Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -
das nicht, dass Sie was Besonderes sind!«) habe ich genug von den beiden.
Beim frostigen Abschied fällt mein Blick auf das Bücherbord. Oh, großer Gott! Da steht ein Foto, scheinbar vom Urlaub, Arm in Arm mit Weinglas in der Hand, sie tiefbraun und triumphierend, er verlegen und gefangen, im Hintergrund irgendetwas Südliches.
Da war sie, die fotografische Besiegelung von weiteren langen Jahren Gefangenschaft, getarnt als Paarbeziehung.
Als ich endlich nach Hause fliehen kann, bin ich bestens gelaunt und fühle mich wie ein Glückspilz, weil ich keinen Schlüssel zu einem Platz wie »Kerker Karin« besitzen will. Armer Joachim. Ich rufe ihn nicht mehr an.
Liebe ist (k)ein Zufall
Ich habe ja meine Zweifel, ob man sein Schicksal wirklich lenken und mit den modernsten Mitteln austricksen kann, so wie einen kranken Hund, dem man bittere Pillen ins leckere Futter mischt.
Sollte man es versuchen, so wie die beiden Paare?
Liebe ist kein Zufall. So wirbt Elite, die sehr gediegen agierende Perlenkette-und-Anzug-Vermittlung der Branche, und wartet mit vielen schrecklich anspruchsvollen Akademikern auf, die sich so wertvoll gebärden, dass sie niemals mit einer Friseuse ausgehen würden.
Die Liebe mag kein Zufall sein, aber das Treffen von bestimmten Männern, das zur Liebe führen kann, ist es eben doch.
Wir lieben das Schicksalhafte und brauchen den Zufall und die Illusion, dass das Schicksal uns jemanden in Reichweite schiebt, jemanden speziellen, extra für uns angefertigt wie ein Lebkuchenmann. Vielleicht auch deshalb, weil dann die Schuld verringert wird, wenn sich aus der anfänglichen Liebesbegeisterung lähmende Langeweile entwickelt. Man kann ja nichts dafür.
Aber genug von der Liebe, die laut eines amerikanischen Songs nur »ein Wort mit vier Buchstaben ist«.
Sex hat nur drei - vielleicht denkt man deshalb öfter daran? (Und vergisst es schneller?)
Eindeutige Angebote
Wer glaubt und von Herzen bedauert , dass eine Frau über sechzig nie wieder mit eindeutig sexuellen Angeboten umgehen muss, die keineswegs nur von derangierten Perverslingen kommen, dem möchte ich Mut zusprechen.
Das heißt, wenn sie diese Form des Begehrtwerdens vermisst und daraus eine wichtige Form der Erotik zieht.
Es sieht so aus, als ob jeder - ob jung, alt, verheiratet oder verklemmt -, gern sagt, was ihn erregt und was er gern hätte. Dafür ist das Internet ja da.
Eine besondere Kategorie ist der Netzprotz, man könnte ihn auch Otto Orgasmus nennen. Es gibt ihn in allen Variationen: als Schmuseprotz, der »viele schöne Liebesstunden« verspricht, als Hardcore-Lover, der es mir »besorgen kann«. Da sind die Männer, die Sex wollen, sonst gar nichts, und eben tolle Angebote wie: »Magst du es, wenn man deine Füße verwöhnt?« Nicht ungewöhnlich auch geradeheraus gestellte Forderungen nach Analverkehr.
Ganz besonders originell finde ich, was der sexuelle Reparaturmann mir anbietet: »Hausbesuche nach Vereinbarung. Sehr diskret. Hobbys: Erotik und Sex.« Natürlich hat er, der verheiratet ist, kein Foto eingestellt, denn das darf Silke natürlich nicht wissen, dass er als »Heizungsmonteur« ein »volles Rohr« verlegen will.
Jackwolf wiederum, ganze fünfunddreißig, ist weniger scheu.
Er hat ein Foto im Halbprofil mit einem Handy am Kopf, das mir wohl sagen soll: Anruf genügt! Jedenfalls will Jackwolf nichts als Flirten und Sex, eingebettet in »eine lockere Wochenend-Beziehung«.
Noch ein paar Anfragen, denen man nur schwer widerstehen kann: Ein sexyjoe namens Johann (siebenunddreißig) schreibt nur kurz und knapp: »Hau dir meine Bilder rein, wäre an einer Affäre interessiert.« Die Fotos zeigen einen sehr blassen Sportsfreund im entsprechenden dunkelblauen Outfit mit Seitenstreifen, der in einer dieser leeren weißen, typisch männlichen Viereckwohnungen mit einem Baumarktstrahler an der Decke steht. Ein nettes Grinsen hat er.
»Suche eine gebundene, genussfähige Frau mit erotischer Ausstrahlung, die Spaß am Leben hat. Will dich entführen, verführen, will dich verwöhnen. Möchte dich genießen. Und zu allem Überfluss, das alles nicht nur einmal.« Ja, das kann einem leicht zu viel werden, besonders wenn es Karl aus Hildburghausen ist, der fröhliche Nimmersatt.
Ein anderer Kandidat, nämlich ein grau melierter Gentleman (ohne Foto), »sucht die zärtliche, anschmiegsame Dame, die bereit ist, sich fallen zu lassen, um nur noch zu genießen«. Und ja, Luft anhalten. Ich bin diese Dame. Er will mich
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