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Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -

Titel: Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Bernstein
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andere Mitte fünfzig. Sie lechzten nach »Sex satt« und waren bereit, sich keine Gelegenheit entgehen zu lassen. Sie benutzten dazu die bekannte, sehr liberale Allround-Webseite Craigs List , die es auch auf Deutsch für deutsche Städte gibt.
    Vielleicht lag es daran, dass diese zwei Frauen Kalifornierinnen sind? Das Wetter, die wunderschöne Umgebung und eine üppige Natur laden zu sehr romantischen Fantasien ein und lassen wahrscheinlich die Libido so sinnlich erblühen wie die Hibiskusbüsche dort.
    Eine der beiden beschrieb sich als »übergewichtig« und lebte seit zehn Jahren in einer sexlosen Ehe, die andere hatte nur gewalttätige sexuelle Erfahrungen mit Männern - und glaubte nicht so recht an Sex aus Spaß. Aber nun wollten sie es endlich wissen, und der Nachholbedarf muss immens gewesen sein, denn die Männergeschichten wirkten teilweise grotesk, verzweifelt, peinlich, manchmal aber auch komisch und sehr wahrhaftig.
    Immerhin hatten die zwei Damen in vier amerikanischen Bundesstaaten unter Zuhilfenahme von 45 000 gemailten Wörtern sechsundreißig Dates und dreizehn Liebhaber in elf Monaten.
    Mehr als ich und all die jungen und alten Frauen, die ich kenne! Irgendwie war ich neidisch auf diese zwei wirklich freizügigen Weiber, die die gefühlvollen Vorstellungen, die man hauptsächlich Frauen zuordnet, in den Hintern traten. Wie wird man zur sexuellen Aggressorin und holt sich, was man braucht? Das war ja schon einmal das große Thema in den emanzipatorischen Siebzigerjahren. Aber kriegt man je seine verklemmte Erziehung aus dem System?
    Eine der Frauen hatte eine recht gesunde Attitüde, wenn man das so sehen will. Sie wollte keine Partnervermittlung
bezahlen und sie war offen für jede Art Mann - solange er gut küssen konnte. (Das kann ich nun wirklich gut verstehen.) Obendrein erklärte sie, dass sie ihre Vagina wie beim Telefonieren auf so etwas wie »anklopfen« und »makeln« einstellen würde, damit sie nichts versäumt. (Telekom, bitte eine Notiz für die ferne Zukunft machen!) Amerikanische Effizienz, nehme ich an.
    Ihre Freundin, die mit dem zehnjährigen Sexentzug, kam auch gleich zur Sache. Sie hielt sich nicht mit höflichem Geplänkel auf, sondern klickte gleich die berüchtigte Kategorie »Lockere Treffen« an, da weiß nämlich jeder, dass es um Sex geht und nicht um schöngeistige Dates mit romantischen Abenden am Kamin, wertvolle Gespräche oder Museumsbesuche.
    Zimperlich war sie nicht. Sie traf sich auch in Sex-Clubs und schwärmte von dem Ex-Sträfling, der ihr eine volle Stunde lang oralen Sex bescherte, dass es eine Freude war.
    Miteinander bekannt wurden die beiden Frauen online, weil es einen flotten Dreier geben sollte, der aber dann aus Mangel an sprühender Lust nicht stattfand. Sie fanden sich gegenseitig netter als den Typen und entschieden sich, zusammen auf Männerjagd zu gehen. Und einfach war’s. Auf jede einigermaßen willige Frau wartet »ein riesiger Süßigkeiten-Shop mit den größten Leckereien, die nur vernascht werden wollen«, vermeldeten die Frauen.
    Wow! Vielleicht sind Amerikaner trotz ihrer legendären Prüderie doch lockerer als alle Europäer zusammen?

Geile Alte
    Das Prinzip Bonbonladen für ältere Naschkatzen will sich, soweit ich das sehen kann, zumindest in den Online-Anzeigen und in Zeitungen in Deutschland nicht einstellen. Das gilt als unseriös.
    Vielleicht liegt es an der wenig lustbetonten deutschen Sprache und der »anständigen« Kultur, die nichts mit Selbstironie und spielerischen Andeutungen zu tun haben will. Bei uns verstecken höchstens mal ältere Männer, die auch dafür größere Freiräume als Frauen haben, ihre sexuellen Wünsche hinter »junge, aufgeschlossene Asiatin zwecks zwangloser Vergnügen gesucht«, ohne dass es jemanden schert.
    Frauen müssen sich vorsichtiger und gewählter ausdrücken, um nicht als billige, durchtriebene Sex-Seniorin geächtet zu werden. So wird im Hamburger Abendblatt von einer Sechzigjährigen sehr gediegen »ein zweiter Frühling erwünscht, damit der Herbst goldene Früchte trägt«. Es werden von sportlichen, fitten, jung gebliebenen, aufgeschlossenen und gebildeten Golferinnen und Kulturliebhaberinnen natur- und tierliebe Partner gesucht, die schrecklich viel Herz und Feinsinn haben - und nach Möglichkeit ebenso viel Kohle.
    Das alles hört sich so an wie in einer noblen Novelle von der Art, wie sie immer so schön von Engländern verfilmt werden und in denen Judi Dench und Vanessa Redgrave

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