Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -
freundlich, lädt mich in sein Haus ein und macht mir alles sehr schmackhaft.
Bisher wollte ich keine Reisen für einen fremden Mann unternehmen, aber ein Besuch bei Freundin Kathrin in Stuttgart steht sowieso an, und das lässt sich doch gut mit einem Treffen mit Gerd verbinden.
Er findet die Idee toll, ich schreibe, dass ich mich auf ein Treffen freue und vorher nicht meinen Pony schneiden würde, damit er nicht gleich beim ersten Glas Sekt auf die Idee käme, meine Stirnfalten glätten zu wollen. Und auch, dass ich meinen Wonderbra anziehen und auf Hochglanz bringen würde, er also seine Gelkissen in der Praxis lassen könnte.
Das ist natürlich ein Scherz, ich besitze keinen Wonderbra - was vielleicht ein Fehler ist.
Er findet das amüsant und hofft sehr, mich bald in Person mit oder ohne Wonderbra zu sehen. Ich hoffe das eigentlich auch und arrangiere den Trip nach Stuttgart. Er schickt mir ein Foto von seinem sehr teuer aussehenden modernen Haus mit viel Glas in einem Vorort und schlägt noch einmal vor, dass ich unbedingt in einem seiner Gästezimmer schlafen solle.
Ich sei völlig sicher, scherzt er, denn seine Tochter Tatjana würde ja noch bei ihm wohnen. (Mit sechsundzwanzig!)
Ich frage Sarah, was sie davon hält. Nichts.
»Immer auf eigene Kasse reisen«, ist ihr Motto, und außerdem sieht sie überall Gefahr lauern.
Toni, die jüngere Generation, die zweckdienlich ausgerichtet ist, meint: »Na klar machst du das, ist doch lustig. Da kannst du schon mal sehen, ob du da leben könntest!«
Ich bin gern in fremden Häusern, sie sind aussagekräftiger als Handlesen. Schlotternde Angst vor libidinösen Herren ist mir fremd, denn ich habe in jungen Jahren sehr erfolgreich den einen oder anderen Springinsfeld, der nachts in Hotels oder Privathäusern an meine Tür geklopft hat, ohne Zuhilfenahme von Knüppeln oder Brotmessern abgewiesen.
Also, wo ist das Problem? Gebucht, gepackt und ab nach Stuttgart.
»Vielleicht springt’ne neue Nase dabei raus«, sagt Karen. »Aber bitte keine Riesentitten«, setzt Sarah schnell dazu.
Als ob ich beides bräuchte!
Im Zug denke ich an die faszinierende Welt der Schönheitschirurgen, die mich so verblüfft wie die der Psychiater - beides Berufe, deren Popularität (und offensichtlich auch der Bedarf dafür) riesig zugenommen hat.
Früher wäre jeglicher Wunsch nach solchen Helfern für Körper und Seele sorgsam verborgen worden, heute gibt man fast angeberisch zu, dass man leicht lädiert ist. Ich kenne die tollsten Geschichten von Frauen, die kurzzeitig mit einem Schönheitschirurgen zu tun hatten. Und scheinbar ist das so, als würde man mit Luzifer persönlich in der Hölle eingeschlossen sein.
Eine Freundin von mir wollte sich lediglich die vielen braunen Flecken wegmachen lassen, die ich bequemer-, aber fälschlicherweise »Sommersprossen« nenne. Aber einmal da, ließ der satanische Schnippler mit seinen gelifteten Argusaugen nicht von ihr ab. So, als wäre sie ein renovierungsbedürftiges antikes Möbelstück, das nach der geschickten Hand des Restaurators dürstet. Beherzt griff er in ihre Wangen und zog die Haut zu den Ohren, schob mit dem Daumen kurz die Augenbrauen hoch, nickte mit einer Mischung aus Mitleid und gewieftem Fachwissen und schlug ein paar drastische und teure Eingriffe vor. Die Freundin, charakterstärker als ich dachte und nicht sehr reich, verließ den Faltenflüsterer relativ fluchtartig.
Gerd holt mich vom Bahnhof ab, in einem ziemlich schönen alten Mercedes 190 SL in Feuerrot. Das Überraschende ist, dass er besser aussieht als auf dem Foto - jünger, frischer.
Oh nein, denke ich, er hat sich doch nicht noch schnell für mich aufgepolstert?
Ich finde zunächst, dass er eine irritierende Ähnlichkeit mit Wolfgang Joop hat, der ja vor lauter Lifting kaum noch aus den Augen gucken kann. Er telefoniert kurz. »Meine Tochter«, lächelt er, und wir düsen los.
Das Haus ist sehr schön, etwas kühl, wie solche Betonklötze oft aussehen, aber sonst genau das, was ich gebrauchen
könnte. Ich sehe mich bereits auf der bambusgesäumten Terrasse sitzen und entferne im Geiste im Wohnzimmer die riesige weiße Ledercouch, den merkwürdigen Aluminiumschrank und die vielen künstlichen Orchideen.
Mein Zimmer ist Standard, alles weiß. Ich finde ja weiß überbewertet, ich brauche Farben, um mich lebendig zu fühlen.
Es ist später Nachmittag, und wir trinken teuren Wein im Wohnzimmer. Gerd hat gerade gesagt, dass ich schöne Haut
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