SGK216 - Draculas Vampirfalle
Anbau, passierten den Korridor
und kamen zu der Treppe, von der Larry Brent erzählt hatte. Hinter der
steinernen Brüstung der Galerie blickten sie nach unten. In den als Tempel
eingerichteten Kellersaal brannte keine Kerze mehr. Der Geruch von kaltem Rauch
stand jedoch in der Luft. Sie atmeten ihn ein.
Larry war so weit, dass er sich aus eigener Kraft bewegen konnte. Zum
Glück hatte er bei dem Unfall außer der Kopfwunde, blauen Flecken und Kratzern,
keine schweren Verletzungen davongetragen. Nichts war gebrochen.
Die beiden Freunde blieben dicht zusammen. Larry fühlte sich schwach
und erschöpft, ließ sich das aber nicht anmerken.
Dies war ihre Stunde. Kunaritschew hatte den Dingen vorhin den
richtigen Namen gegeben.
Ohne Zwischenfall erreichten sie das Ende der Treppe. Dann ging's
durch das Kellergewölbe. Iwan wagte es sogar, seine Taschenlampe aufflammen zu
lassen. Hier in der Finsternis hätten sie sonst keinen Schritt vor den anderen
setzen können, ohne irgendwo anzustoßen.
Dann standen sie vor der Tür, hinter der die steinernen Särge lagen,
wie X-RAY-3 vermutete.
Die Tür war nicht verriegelt und verschlossen. Vorsichtig öffneten
Kunaritschew und Brent die beiden Türflügel. Dahinter lag ein kahler und
riesiger Raum.
Als der Strahl von Kunaritschews Taschenlampe das Dunkel verscheuchte,
hatten die beiden Freunde das Gefühl an der Grenze zu einem rätselhaften und
unheimlichen Friedhof aus Stein zu stehen.
Da reihte sich Gruft an Gruft, die nur zum Teil mit steinernen Deckeln
abgesichert waren.
Soweit das Auge reichte, bedeckten die rechteckigen Öffnungen bis zur
hintersten Wand den Boden. Zwischen jeder Gruft gab es einen schmalen,
steinernen Streifen, auf dem man gerade stehen konnte.
Die vorderen Grüfte waren abgedeckt. In alle Steinplatten war das
gleiche graviert.
ICH BIN DRACULAS DIENER
Gebannt kamen die beiden Freunde näher.
Iwan leuchtete die äußersten Ecken und Winkel aus, um sich zu
vergewissern, dass ihnen niemand auflauerte Die Wahrscheinlichkeit war - gering. Doch unter diesen besonderen Umständen die sie um Wonja kennengelernt
hatten mussten sie auch andere Dinge in Betracht ziehen.
Aus den Bemerkungen, die sie gehört, und den Überlegungen, die sie
angestellt hatten, war die Erkenntnis geworden, dass Wonja der Herr und Meister
dieser neuen Gruppe war, die nach dem Leben des Grafen Dracula ihr Dasein
fristete. Wonja schien die treibende Kraft zu sein, dass eine neue Generation
von Vampiren die Schatten der Nacht belebte.
Doch nicht nur die Nächte wollten diese unheilvollen Geschöpfe, die
ein unschuldiges Opfer nach dem anderen in einen verderblichen Strudel
hineinreißen können, erhaschen, sondern auch den Tag. Sie wollten unabhängig
werden vom Licht, von der Sonne, die sie jetzt noch töten konnte, wenn sie sich
ihr aussetzten.
Ohne dass ein Wort zwischen den beiden Männern fiel, nahmen sie von
ihren Gürteln die kleinen Geräte, die nicht größer waren als eine
Streichholzschachtel. Sie hatten die Farbe des Gürtels.
Iwan Kunaritschew hob mit einem scharfen Ruck die erste steinerne
Platte an und zog sie zur Seite Was sie zu sehen bekamen, verwunderte sie nicht
mehr.
Auf dem Boden der Gruft lag wie in einem Sarg eine Gestalt. Die Wände
ringsum und der Boden waren mit einem dichtflorigem Roten Veloursteppich
austapeziert.
Die bleiche Gestalt mit ihrem schwarzen Anzug wirkte in scharfem
Kontrast zu diesem kräftigen, blutigen Rot.
»Rot und Schwarz - Blut und Nacht«, murmelte Larry. »Die Farbe
Draculas...«
Eine halbe Minute lang starrten die beiden Männer in die Tiefe. Sie
wollten es nicht glauben. Dass die Gestalt dort wirklich nicht lebte, nicht
atmete, und dass kein Herz, in ihrer Brust schlug.
Sie wurde nur am Leben gehalten in der Nacht wenn sie sich mit dem
frischen Blut Unschuldiger gesättigt und aus dem Opfer gleichzeitig einen neuen
Diener gemacht hatte.
Diese Gruft war gleich einem Sarg, in dem ein Toter lag, der schon
längst in Verwesung übergegangen war. Doch die Tatsache dass sie hier einen
jungen Menschen liegen hatten, machte es schwer zu glauben, dass auch diese
Gestalt schon längst tot war und nicht mehr leben konnte. Vor ihnen lag einer
von insgesamt 14 oder 15 Toten, die in den Grüften dieser abgelegenen Ruine ein
fast perfektes Versteck gefunden hatten. Wären Kunaritschew und Brent in jener
Nacht nicht zufällig Zeuge der Vorfälle geworden - lange Zeit noch hätte man herumgerätselt,
wo wohl die Vampire sich aufhalten
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