SGK248 - Dr. X - Todesatem
unnatürlich
weit aufgerissen.
»Lassen Sie mich los, auf der Stelle! Ich schreie um Hilfe...«
Ein leises, häßliches Lachen klang an ihre Ohren. »Das nützt Ihnen
nichts. Es gibt niemand, der sie hören könnte ...«
»Sie sind ein Teufel! Mein Mann ... er ist...«, alles an ihr
wehrte sich, das Wort >tot< zu gebrauchen. Nein - Tom war nicht tot. Er
war vielleicht nur verletzt ... Wenn ihm ärztliche Hilfe zuteil wurde, wenn sie
rechtzeitig nach Rocky-Town kam, war vielleicht noch etwas zu machen. » ... er
ist verletzt...«
»Nein«, antwortete ihr Gegenüber hart. »Er ist tot! Mausetot...»
Da schrie Dorothee auf. Schaurig und gequält hallte es über die
weite Fläche, wurde zum Echo in den nahen Bergen und kehrte zurück.
Sie versuchte sich loszureißen. Doch gegen die Körperkräfte dieses
unheimlichen Mannes richtete sie nichts aus.
»Ihnen wird nichts geschehen, wenn Sie tun, was wir von Ihnen
verlangen .«
»Und was ... soll ich ... tun ?«
>Frankenstein< zog sie nach vorn. Er drückte die Autotür ins
Schloß. »Das werde ich Ihnen sagen«, murmelte er tonlos mit Grabesstimme.
Sie konnte nicht mehr schreien, sich nicht mehr zur Wehr setzen.
Ihr Körper war wie ausgehöhlt, und sie fing an, an ihrem Verstand zu zweifeln.
Ohne ein weiteres Wort zog der Unheimliche sie einfach mit.
Aus tränenverschleierten Augen nahm Dorothee Collins wahr, daß
oben an der Tür zu Carolines Haus eine schattenhafte Gestalt stand.
Caroline?
Sie wußte es nicht. Auf alle Fälle aber war es eine Frau. Nur - so
richtig konnte sie das Gesicht nicht erkennen.
Von hier unten schien es Dorothee Collins, als trüge die Frau oben
auf der Türschwelle eine schwarze Halbmaske, die die obere Hälfte ihres
Gesichts verdeckte ...
*
Unablässig wälzte sich der Verkehrsstrom durch die großen Straßen,
über die Highways und eilten die Menschen, die aus der Höhe aussahen wie
Ameisen, zu den Busstationen und in die Schächte der Untergrundbahn, um nach
Hause zu kommen.
Es war New Yorks berühmte Rush hour.
Jeder hatte es eilig.
Das mutete die gutaussehende, modisch gekleidete Blondine mit den
langen Beinen und den Stöckelschuhen schon recht merkwürdig an. Sie hatte
offensichtlich Zeit und bummelte an den Auslagen der Geschäfte vorüber, um sich
über die neuesten Kreationen bestimmter Branchen zu informieren.
Die Frau, die sofort den Blick jedes Mannes auf sich zog, war
niemand anders als die Schwedin Morna Ulbrandson alias X-GIRL-C.
Mornas Modebummel währte bereits seit drei Stunden. Sie fühlte
sich weder müde, noch abgeschlagen und bekam den allgemeinen Betrieb um sich
herum überhaupt nicht mit.
In den Auslagen gab es so vieles zu sehen, was sie ablenkte und
interessierte, daß die Zeit wie im Flug verging.
Die schwedische PSA-Agentin hatte diesen Tag richtig genossen.
Sie war erst am späten Nachmittag aufgestanden, hatte ausgiebig gefrühstückt
und führte dann einige Telefonate mit Freunden und Bekannten. Außer ihr hielten
sich im Moment auch Larry Brent und Iwan Kunaritschew in New York auf; sie
hatten vereinbart, am Abend in ein Lieblingslokal des Russen zu gehen. Dort gab
es nach Iwan Kunaritschews Meinung die besten Steaks, die man sich denken
konnte.
Doch es waren nicht nur die Steaks, die den Russen dort hinzogen.
Beiläufig hatte er durchblicken lassen, daß der Wirt echten schottischen Whisky
ausschenkte, von dem gerüchteweise behauptet wurde, er sei mehr als dreißig
Jahre alt. Und als Wahrheitsfanatiker - so hatte Iwan es bezeichnet - wollte er
dieser Sache auf den Grund gehen. Morna Ulbranson warf einen Blick auf das
Zifferblatt ihrer Armbanduhr. Wenige Minuten vor sieben.
Überall waren inzwischen die Lichter angegangen, und die Autos
fuhren mit abgeblendeten Scheinwerfern.
Die attraktive Blondine mit den hohen Wangenknochen und den
nixengrünen Augen schlenderte langsam an den Schaufenstern vorüber und prägte
sich das eine oder andere ausgestellte Modell ein, weil sie beabsichtigte, es
am nächsten Tag auszuprobieren.
Es wurde langsam Frühjahr.
Man merkte es nicht nur an den steigenden Temperaturen und der
Tatsache, daß es abends länger hell blieb, sondern auch daran, daß einzelne
Straßenbäume bereits knospten und die Mode ganz auf Bunt eingestellt war.
Morna hatte sich ausgerechnet, daß sie noch eine halbe Stunde
ihren Bummel fortsetzen konnte. Dann erst wollte sie ein Taxi nehmen, um den
verabredeten Ort aufzusuchen.
Die Schwedin begutachtete gerade ein
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