SGK248 - Dr. X - Todesatem
kraftvoll und federnd.
»Ich begleite Sie selbstverständlich noch bis zur Wohnung, Miß
Ulbrandson .«
»Das ist nicht nötig, Captain. Vielen Dank! Ich komm' schon allein
zurecht. Mir geht's blendend .«
Er musterte sie wortlos, verabschiedete sich dann und wünschte
alles Gute.
Mit dem Lift ließ sich Morna Ulbrandson in die siebte Etage
tragen.
Von ihrem Apartment aus rief sie die Fluggesellschaft an und
buchte.
Laut Flugplan sollte die Maschine nach Salt Lake City in einer
halben Stunde starten. Für Morna Ulbrandson Zeit genug, um die letzten
Vorbereitungen zu treffen.
Es waren nicht allzuviel.
X-GIRL-C nahm nur einen kleinen Koffer mit, in den sie das
Notwendigste packte, als würde sie nur einen, höchstens zwei Tage von New York
abwesend sein.
Ohne sich umzuziehen oder noch einen Blick in den Spiegel zu
werfen und ihre Frisur in Ordnung zu bringen, bestellte sie telefonisch ein
Taxi und verließ das Haus.
Als Morna unten stand, rollte das Fahrzeug gerade vor den Eingang.
Sie nannte ihr Ziel, und der Driver machte ein bedenkliches
Gesicht, als er erfuhr, wann er auf dem Airport ankommen sollte.
»Das schaff ich nie !« lautete sein
Kommentar.
»Zwanzig Minuten sind viel Zeit. In einer Viertelstunde sind Sie
da, da hab' ich gerade noch fünf Minuten Zeit, mein Ticket abzuholen und zur
Maschine zu laufen ...«
»Und wer zahlt meine Strafmandate ?«
»Die können Sie dem Fahrpreis zuschlagen. Ich komme voll dafür auf .«
»Okay. Dann mach' ich mit. Wenn es nicht klappen sollte, häng' ich
mich an die Maschine dran und fahr' Sie nach Salt Lake City ... hohoho ...« Er
freute sich über den vermeintlichen Witz, den er gerissen hatte.
Doch Morna Ulbrandson verzog keine Miene.
Der Wagen machte einen Satz nach vorn, als der Chauffeur scharf
beschleunigte und sich in den fließenden Verkehr einreihte.
Als der Wagen sich vom Bordstein löste, schlug in Morna
Ulbrandsons Apartment das Telefon an...
*
Der Anrufer stand in einer mahagonigetäfelten Telefonzelle von
>Frederiks Steak Palace<. Er war über einsachtzig groß, hatte blondes
Haar und rauchgraue Augen, eine sportliche Gestalt mit sonnengebräuntem Gesicht
und war von sympathischem Äußeren. Larry Brent alias X-RAY-3 ließ mehr als
zehnmal einen Ruf abgehen. Dann legte er auf und kehrte in das Restaurant
zurück, das die Bezeichnung >Palast< wirklich verdiente.
>Frederiks Steak Palace< machte seinem Ruf alle Ehre. Das
große weiße Haus ließ schon von außen königliche Maße ahnen.
Kam man herein, wurde man von dem Prunk, von der Vielfalt und dem
Geschmack, mit dem die einzelnen Räume eingerichtet waren, förmlich erschlagen.
Überall lagen Teppiche. Da hörte man keinen Schritt.
Lautlos wie Schatten bedienten die Kellner, denen nichts entging
und die ihre Arbeit mit der Miene eines Grandseigneurs verrichteten. Zahlreiche
Korridore und Treppenaufgänge zweigten von den einzelnen Speiseräumen ab.
In jedem Teil des Hauses gab es eine andersfarbige Seidentapete,
ein anderes Mobiliar. Rustikal, antik, modern ... für jeden Geschmack etwas.
Große Ölgemälde in schweren, goldenen Rahmen zierten die Wände.
Die Bilder zeigten Szenen aus der amerikanischen Geschichte.
Larry Brent ging in den weißen Saal von >Frederiks Steak
Palace< zurück. Dort in einer Nische unter einem Rundbogen saß direkt am
hohen, schmalen Fenster sein Freund Iwan Kunaritschew und sah ihm
erwartungsvoll entgegen.
Wie Larry, so trug auch der Russe einen dunkelblauen Anzug mit
feinen Nadelsteifen, dazu eine lebhaft gemusterte Krawatte.
Es war dem vollbärtigen PSA-Agenten anzusehen, daß er sich in
diesem Aufzug nicht ganz wohl fühlte.
»Am liebsten würde ich die Maskierung ablegen«, äußerte er, als
Larry seinen Platz am weißgedeckten Tisch wieder einnahm. »Aber was tut man
nicht alles, um einen guten Whisky zu genießen. Was heißt hier gut? Der ist
kostbar ... einmalig! Dafür zwängt man sich auch mal in 'nen alten Anzug, den
mein Vater schon zur Hochzeit trug .«
»Da kann man mal sehen, wie sehr man sich in dir immer wieder
täuscht. Ich glaubte dich zu kennen. Ich denke, wir haben uns heute abend nur
hier getroffen, weil die Steaks so hervorragend sind...«
»Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen«, konstatierte der
Russe. »Das eine ist ohne das andere nichts. - Wie sieht's aus mit unserer
verehrten Kollegin? Hast du sie erreicht ?«
Morna Ulbrandson war bekannt für Pünktlichkeit.
»Leider nicht. Es meldet sich niemand
Weitere Kostenlose Bücher