SGK264 - Im Wartesaal der Leichen
vermochte.
»Nenn' mir zuerst deinen Namen.«
»Su Hang.«
»Wo kommst du her ?«
»Aus Hongkong.«
»Und wer hat dich geschickt ?«
»Mein Auftraggeber.«
»Wer ist es ?«
»Er heißt X-RAY-1 .«
»Wer ist X-RAY-1 ?«
»Ich weiß es nicht«, entgegnete die junge Chinesin mit klarer
Stimme.
Dr. X stellte die Frage noch mal. Wieder die gleiche Reaktion.
»Ist dieser X-RAY-1 der Leiter einer bestimmten Organisation ?«
»Ja.«
»Ist ihr Erkennungszeichen jene Weltkugel, die du unter anderem
als Anhänger an deinem Armband trägst ?«
»Ja.«
»Welchen Zweck erfüllt sie ?«
»Sie enthält eine vollwertige Sende- und Empfangsanlage, über die
ich mich jederzeit mit meinem Auftraggeber und den Kollegen, mit denen ich
zusammenarbeite, in Verbindung setzen kann .«
Dr. X hob kaum merklich die kühn geschwungenen Augenbrauen.
»Erzähle mir mehr darüber, Su Hang«, forderte sie die Agentin auf.
Su Hang zögerte. Nun drangen die Fragen in einen Bereich vor, wo
sich die Auswirkungen der Hypnosebarriere noch zeigten.
Dr. X wurde veranlaßt, die kreisende Bewegung der in tausend und
abertausend Facetten geschliffenen Kristallkugel zu beschleunigen.
Hektischer drangen die Farbströme in das Hirn von X-GIRL-G.
Und Su berichtete. Sie erzählte von der PSA, die es sich zur
Aufgabe gemacht hatte, dem Unheimlichen, der Bedrohung durch ungewöhnliche
Feinde und dem außergewöhnlichen Verbrechen den Kampf anzusagen.
»Und du glaubst, daß ihr das gelingt, ja ?« fragte Dr. X spöttisch.
»Ja! Das glaube ich !«
»Dann muß ich dich eines Besseren belehren... - Wie bist du auf
meine Spur gekommen ?«
»Durch Zufall.«
»Erzähle !«
Su Hang berichtete von den Vorkommnissen in Hongkong und von dem
Fall im Haus der Tsus, der sie veranlaßt hatte, Mi Tsu in das Leichenhotel zu
begleiten.
Die Frau mit den schwarzen, langen Haaren, die ein kluges, markant
geschnittenes Gesicht rahmten, lächelte eisig. »Ich will dir etwas verraten,
Su. Aber nur du wirst es wissen, und wenn du erwachst, wirst du dich nicht mehr
daran erinnern können. Es gibt im Leben nur sehr wenig
Zufälle . Und Zufall war es sicher keiner, daß du auf meine Spur gestoßen
bist. Ich habe den Köder ausgelegt... Ich will dir sagen, wie alles gekommen
ist. Seit Wochen halte ich mich hier auf der Insel auf. Wo jetzt die Herberge
für die Leichen
steht, gab es vor dreihundert Jahren noch nichts. Die Insel war
öde und unbewohnt, und nur ein Versteck existierte darauf - das Versteck für
Dr. X. Eine von vielen Unterkünften, die es überall in der Welt gibt. Davon
hast du doch schon gehört, nicht wahr ?«
»Ja.«
»Dann will ich dir noch etwas sagen. Die Verstecke wurden vor
dreihundert Jahren angelegt, um mir die Möglichkeit zu schaffen, an
verschiedenen Orten der Welt einen Brand zu entfachen, den schließlich niemand
mehr löschen kann. Ich habe starke Verbündete, die mich bei meinen
Unternehmungen unterstützen. Nicht alle Verstecke sind mir noch bekannt.
Während meines jahrhundertelangen Schlafes im Reich zwischen Leben und Tod habe
ich manches vergessen. Nach und nach erst fange ich wieder an, mich der
Möglichkeiten und Orte zu erinnern, die mir eigen sind. Dazu gehört eine Höhle
in dieser Insel, in der wir uns jetzt aufhalten. Du befindest dich in diesen
Minuten in einer besonderen Kammer. Es ist eine Art Labor, in dem ich damals
mit einem starken chinesischen Helfer Experimente durchführte, auf die man
heute nicht wieder gekommen ist - oder die nur von sogenannten >verirrten
Geistern< gedacht werden. Ich mag ein solch verirrter Geist sein ...«
Sie lachte unangenehm.
Das rhythmisch flackernde Licht lag noch immer auf Su Hangs
Antlitz. Sie hörte die Worte und begriff ihren Sinn, ohne etwas damit anfangen
zu können.
Dr. X schien eine satanische Freude dabei zu empfinden, über all
die Dinge zu sprechen, über all die Möglichkeiten, die ihr eigen waren, ohne
daß die Chinesin etwas dagegen einwandte.
»Als mein Helfer und ich damals experimentierten, konnte keiner
von uns wissen, daß die Ergebnisse in einer ferneren Zukunft, die nun meine
Gegenwart ist, von so entscheidender und wichtiger Bedeutung sein würden. Auf
dieser Insel ist der Wartesaal der Toten entstanden. Und damit wird mir eine
Armee von Helfern zur Seite stehen, die ich nicht erwartet hatte. Von diesem
Ort aus wird das Grauen seinen Weg finden. Nichts und niemand wird mich daran hindern. Auch jener Mann nicht, der sich
Larry Brent nennt und für die gleiche
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