SGK284 - Nacht im Horror-Hotel
Dunkelheit
ringsum wie ein Blitz den nächtlichen Himmel.
Der Strahl riss die Konturen des Mannes aus der Finsternis.
Claudine Solette hatte die Mündung so gehalten, dass der nadelfeine
Strahl über Delibres Kopf jagte und in die Wand
hinter ihm drang.
Es knisterte leise, als das
zerstörende Licht sich in die Wand bohrte. Um das Einschussloch kräuselte Rauch und leckten winzige Flammenzungen empor, die gleich darauf
wieder erloschen.
»Das nächste Mal ziele ich direkt !«
Delibre lachte nur und schien sich für die
Drohung überhaupt nicht zu interessieren. Er kam einen weiteren Schritt vor,
streckte seine Hand nach der jungen Frau aus und wollte sie an sich reißen.
Claudine drückte ab.
Delibres Verhalten irritierte sie aufs
höchste. So benahm sich kein Mensch, der Angst empfand!
Die Agentin zielte auf die Hand, die
ihr entgegengestreckt wurde. Der Strahl bohrte sich in den Handteller des
Angreifers.
Delibre zuckte nicht zusammen und gab auch
keinen Schmerzensschrei von sich.
Er lachte nur teuflisch und warf sich
nach vorn. Spätestens in diesem Moment war Claudine Solette klar, dass sie es mit keinem Menschen aus Fleisch und
Blut zu tun hatte.
Delibre - ein Spuk? Ein Untoter? Ein Dämon?
X-Girl-F machte einen Schritt zur
Seite, warf ihre Waffe auf das Bett und riss beide
Hände blitzartig nach vorn.
Sie erwischte Frederic Delibre an den Armen und packte mit einer Kraft zu, die man
diesem grazilen Geschöpf nicht zutraute. Für Delibre kam die Reaktion seines >Opfers< überraschend.
Claudine nutzte Delibres Schwung aus und verstärkte ihn noch durch eine blitzschnelle Seitwärtsdrehung
ihrerseits. Delibre taumelte, konnte den Schwung
nicht abfangen, stolperte über seine eigenen Füße und fiel zu Boden.
Die PSA-Agentin nutzte den Überraschungsmoment voll aus.
Zunächst wollte sie Licht machen,
damit die elende Dunkelheit endlich verschwand.
Leichtfüßig sprang sie aufs Bett und
schlug ihre Hand auf den flachen Schalter über dem Kopfende an der Wand.
»Nützt nichts !« erklang da Delibres Stimme aus der Dunkelheit. »Ich
habe was gegen Licht. Ist doch viel schöner so, findest du nicht auch ?«
Schon stand er wieder auf den Beinen.
Obwohl Claudine Solette den Lichtschalter berührt hatte und er deutlich knackend eingerastet war,
flammte die Glühbirne nicht auf.
Frederic Delibre tauchte als massiger Schatten neben ihr auf. Claudine reagierte diesmal eine
Sekunde zu spät. Er packte sie an den Beinen, die junge Frau verlor den Halt,
fiel auf das breite Bett, und im nächsten Moment lag Delibres schwerer Körper auf ihr.
Seine Hände umklammerten sofort ihren
Hals und drückten zu.
Claudine Solette wurde die Luft abgestellt. Ein Kampf auf Leben und Tod mit einem gespenstischen
Geschöpf begann.
Delibre wollte sie umbringen! Er war nur von
diesem einen Gedanken erfüllt ...
Da gelang es Claudine, ihre Finger
unter Delibres Hände zu schieben. Kräftig versuchte
sie die Finger des Würgers auseinanderzudrücken.
Schweiß perlte auf ihrer Stirn, vor
Anstrengung begannen ihre Muskeln zu zittern. Vor ihren Augen begann sich alles
zu drehen.
Delibre verstärkte den Druck und verlagerte
gleichzeitig sein Gewicht.
Einen Moment hob sich Claudines
angespanntes Zwerchfell. Für den Bruchteil einer' Sekunde erkannte sie die
Chance. Sie riss beide Beine an, stemmte sie unter Delibres Brust und stieß ihre Knie ruckartig in die Höhe.
Die PSA-Agentin setzte ihre ganze
Kraft in diese Abwehrbewegung.
Frederic Delibre flog über Claudine Solettes Kopf hinweg. In hohem
Bogen klatschte er gegen den halbgeöffneten Vorhang, ruderte noch mal mit den
Armen, um sich von dem großen Stoffstück zu befreien, und verschwand dann in
der Dunkelheit, als hätte sich der Boden unter seinen Füßen geöffnet.
Genau das stellte Claudine zwanzig
Sekunden später auch fest.
Sie kroch über das Bett, tastete nach
der Waffe, zog die bleistiftdünne Taschenlampe aus ihrer Handtasche und knipste
sie an. Im Schein sah sie die große, rechteckige Öffnung.
Der Boden in der Nische war nach unten
geklappt. Dunkel gähnte ihr der große Schacht entgegen. Die Sprossen einer
Leiter führten nach unten.
Irritiert hockte Claudine an der
Schachtöffnung und führte den Lichtstrahl Sprosse für Sprosse tiefer.
Kein Geräusch, keine Bewegung ...
Unter ihr sah sie die schemenhaften
Umrisse eines anderen Zimmers. Der Raum unter ihr war leer. Aber der Schacht
führte auch hier weiter. Der Boden war geöffnet, die Leiter
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