SGK294 - Madame Hypno - Iim Tempel des Bösen
zuvor.
Und dann erlebte er eine Überraschung.
Etwa auf halbem Weg zum Stollenausgang -
blieb der Pater plötzlich stehen. Er führte die Flamme über die glatte Wand und
schien eine bestimmte Stelle zu suchen.
Atemlos blieben Adida Modderjee und Larry
Brent in der Dunkelheit weiter hinten stehen.
Selbst wenn die Inderin sich jetzt umgewandt
und in Larrys Richtung geblickt hätte, sie hätte den Kollegen nicht
wahrgenommen.
Der Mönch unternahm einige Manipulationen an
der Wand, die Larry nicht genau sehen konnte, weil er zu weit entfernt stand.
Vielleicht bekam Adida Modderjee sie mit...
Dann lief ein leises Knirschen durch die
Wand.
Ein Teilstück bewegte sich.
Pater Ignatius trat einen Schritt nach vorn -
und verschwand in der Wand, an der vor zwei Tagen der Suchtrupp, Larry Brent
und Iwan Kunaritschew vorübergegangen waren, ohne etwas Besonderes
festzustellen!
Es gab einen dritten Stollen, einen geheimen
Gang, der quer durch die Wand führte.
Kaum war der Mönch ihrem Blickfeld
entschwunden, lief Adida Modderjee geduckt an der Wand entlang und sah den Mann
vier Schritte entfernt um einen Mauervorsprung biegen.
Die Inderin verlor keine Zeit.
Die Wand schloß sich automatisch wieder. Der
Spalt war nur noch schmal. Adida überlegte nicht, auf welche Weise sie wieder
zurückkommen würde. Jetzt war es für sie erst mal wichtig, Pater Ignatius, der
über so hervorragende Lagekenntnisse verfügte, auf den Fersen zu bleiben.
Auch für Larry gab es kein Zögern, als er
sah, daß die Wand seitlich wieder herausglitt und die Öffnung sich rasch
verkleinerte.
Er schaffte es gerade noch, sich
durchzuzwängen, er mußte sich nach vorn werfen, um im letzten Augenblick nicht
noch eingeklemmt zu werden.
Mit dumpfem Poltern traf die ausfahrbare
Wandhälfte gegen die starre Seite.
Der unruhige Lichtschein, von Pater Ignatius’
Feuerzeug herrührend, war so schwach und fern, daß er kaum mehr als Glosen zu
bezeichnen war.
An dem Wandvorsprung warf Adida Modderjee
erstmals einen Blick zurück. Sie ahnte mehr die schlanke Gestalt des blonden
Mannes, als daß sie den Verfolger sah.
Er hatte es also noch geschafft.
Die Inderin atmete auf und setzte ihre
Verfolgung fort.
Der Stollen jenseits des geheimen Durchlasses
sah ganz anders aus als der, durch den sie gerade gekommen waren.
Die Wände waren alt und rissig, Feuchtigkeit
schimmerte auf ihnen. Der Stollen war fast doppelt so breit wie der »Korridor«
auf der anderen Seite. Aber überall lagen Steine und Felsbrocken herum, die
teilweise so groß waren, daß man sie umgehen mußte.
Die Luft war sehr schlecht.
Modrig und abgestanden. Dabei drang von
irgendwoher aus der Finsternis ein Luftzug. Larry Brent spürte ihn auf seinem
Gesicht.
Auch X-RAY-3 benutzte den bisher unbekannten
Zugang, den die überlebenden Ganderchoes offensichtlich für ihre Flucht benutzt
hatten.
Jetzt verschwand auch der letzte Lichtschein,
und absolute Finsternis umgab Brent wieder.
Er ging vorsichtig nach vorn und benutzte die
Wand rechts neben sich als Leithilfe.
Die Oberfläche der Stollenwand war rauh und -
morsch, als wäre das Gestein hier uralt. X-RAY-3 wartete eine halbe Minute und
riskierte dann, seine mit der Hand abgeblendete Taschenlampe anzuknipsen.
Er wollte mehr wissen über seine neue
Umgebung.
Der Stollen kam ihm nicht ganz geheuer vor.
Es schien, als wäre er der Vorgänger zu jenen anderen, die direkt durch das
Haus führten und einen Teil des Kellers bildeten.
Loses Gestein lag zu seinen Füßen, morsche
Brocken, die aus der Wand herausgebrochen waren. Er machte die Probe. Mit
bloßen Händen konnte er einen kopfgroßen Stein lösen und viele andere kamen
nach, ohne daß er das wollte.
Das dumpfe, kullernde Geräusch war nicht zu
überhören. Larry Brent schalt sich im stillen einen Narren, daß er sich so weit
vorgewagt hatte.
Aber er hoffte, daß das Glück ihn nicht
verließ.
Steinschlag war hier üblich. Die Brocken auf
dem Boden redeten ihre eigene Sprache. Wahrscheinlich würde der Mönch gar
keinen Verdacht schöpfen.
Als die Geräusche verebbt waren, mußte er
feststellen, daß die Schritte sich weiter von ihm entfernten. Ignatius hielt es
nicht mal für angebracht, überhaupt stehenzubleiben...
Zwanzig Meter weiter wurde für Larry guter
Rat teuer.
Der Stollen erweiterte sich hier zu einer Art
Höhle, die dreigeteilt weiterführte.
X-RAY-3 stand vor den Durchlässen, ohne zu
wissen, welchen Weg Ignatius und Adida Modderjee gegangen waren
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