SGK294 - Madame Hypno - Iim Tempel des Bösen
hätte er
sie nicht rechtzeitig an sich genommen.
Er wankte auf den Kadavern der toten Pythons
und stand mit dem Rücken zur Wand, um die angreifenden Bestien aus der Höhe
nicht aus den Augen zu verlieren. Züngelne Kobras kamen die Felswand herab. Ihr
Zischen erfüllte die Luft. Die geblähten Hälse füllten sein Blickfeld.
Schlimmere Giftschlangen als Kobras gab es
nicht. Ihr Biß war innerhalb weniger Minuten absolut tödlich.
Ein Schuß! Der war ebenfalls tödlich ... Für
die Kobra. Wieder eine weniger, aber eine mehr zu seinen Füßen.
Was hier geschah, war absurd - und doch
grauenvolle, unglaubliche Wirklichkeit!
Die Schlangen, von ungeheurem Aggressionstrieb
erfaßt, fielen in der kleinen Kammer mitten in den Felsen aufeinander und
füllten den Raum mehr und mehr.
Selbst wenn es Larry Brent gelänge, in
blitzschnellen Aktionen eine nach der anderen zu töten, würde er schließlich
von dieser Flut der Reptilienleiber erdrückt werden oder ersticken. Bis
unterhalb der Knie watete er in toten Schlangen.
Er kam hier nicht mehr raus, es gab keine Rettung ...
*
Iwan Kunaritschew erfaßte mit einem Mal
wieder sein eigenes Ich und verdrängte die durch eine Droge aufgetretene
Benommenheit.
Als er die Augen auf schlug, sah er sie.
»Shea!«
Seine Stimme klang erleichtert, als er
bemerkte, daß sie offenbar unverletzt war. Aber wo befanden sie sich?
Da sah er ihr Grinsen.
»Wunderbar! Dann werden wir ja endlich alles
mit wachen Sinnen miterleben können. Es wäre doch schade, die Dinge nur im
Halbschlaf mitzubekommen, oder ?«
Ihre Stimme klang eisig.
»Shea ?« sagte er.
Plötzlich zweifelte er daran, noch daran zu glauben, was er sah. War das
wirklich Shea Sumaile? Die Art, wie sie mit ihm sprach ...
Sie lachte kalt.
Sein Blick wurde klarer, und da sah er erst,
daß Shea Sumaile alias Madame Hypno sich außerhalb der Gitter befand - und er
innerhalb.
Er war gefangen!
Kunaritschew richtete sich vollends von dem
kalten Plattenboden auf und näherte sich dem Käfiggitter, das die fenster- und
türlose Höhlung abschloß.
Er blickte an der Ägypterin vorbei in den
dämmrigen Saal hinter ihr.
Das war ein makabrer Tempel, in dem zahllose
kleine Altäre in Totenschädelform standen. Aus flachen Schalen, die in die
>Schädel< eingelassen waren, stieg grünlich-weißer Dampf, der sich
abermals betäubend auf seine Sinne legte und ihn verwirrte.
Doch er kämpfte mit seiner ganzen
Willenskraft dagegen an.
»Du siehst mich also immer noch als Shea Sumaile.
Aber ich bin nicht die Frau, die du in mir siehst. - Ich bin jemand ganz anders .«
»Wer bist du ?«
Die Umgebung, die er von seinem >Käfig<
aus erblickte - den Tempel, die Richtstätten, die aneinandergereihten Särge und
die schauerlich aussehenden
Gestalten - ließen seine Ahnung blitzartig
zur Gewißheit werden, noch ehe eine Antwort erfolgte.
»Ich bin eine Ganderchoe ...«
Wie in Trance näherte er sich dem Gestänge.
Madame Hypno - eine Betrügerin?
Sie waren alle von ihr getäuscht worden?!
Das konnte nicht sein ... In der
Vergangenheit hatte sie Brent und ihm geholfen. Diese Madame Hypno war eine
andere als diejenige, mit der sie bisher immer zu tun hatten!
Eine Ganderchoe hatte ihre Rolle
übernommen...
Sie schien seine Gedanken zu erraten.
»Richtig. Nach dem ersten großen Angriff auf meine Familie mußten wir uns etwas
einfallen lassen, um unsere Feinde zu täuschen, und sie gleichzeitig
veranlassen, für uns faßbar zu werden. Unsere Rache wird grausam .und tödlich
sein !, Für - dich, für Larry Brent, für Adida
Modderjee und Morna Ulbrandson ... Es war kein Problem für mich, als Madame
Hypno aufzutauchen. Zwei Mitglieder unserer Sippe sind Körperumwandler. Wir
Ganderchoe sind vielseitig und wie du siehst... heute abend nach Schluß der
Vorstellung habe ich einfach die Rolle Madame Hypnos übernommen .«
»Aber Pater Ignatius. Er hätte doch merken
müssen...«
»Nein«, fiel sie ihm ins Wort, » eben nicht.
Jener Pater Ignatius, den Madame Hypno kannte, wurde von einem unserer Helfer
abgefangen. Wir Ganderchoe treten nicht überall persönlich in Erscheinung. Wir
haben auch unsere Mittelspersonen, die uns unterstützen. Überall in der Welt,
wo das Böse angebetet und praktiziert wird. Wo auch die Ganderchoe als Mittler
für das Reich der Finsternis auftreten. Der zweite Ganderchoe in unserer
Familie, der sein Äußeres verändern kann, begleitete mich - in Gestalt des
Pater Ignatius. Dabei war es für uns
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