SGK300 - Die Gedankenmörder kommen
Bett, das im Gegensatz zu dem Kunaritschews mit
großen Rollen versehen war.
Der Raum hatte beigefarbene, nackte Wände. Kein Bild, kein
Blumenstrauß, und auch hier kein Fenster.
Was Kunaritschew beim ersten Lauschen für Atmen gehalten hatte,
wurde von einer Maschine verursacht.
Es war ein Beatmungsgerät, an das ein Mensch angeschlossen war,
der bleich und bis auf die Knochen abgemagert im Bett lag.
War dies ein Krankenhaus?
Die Szene ließ daran keinen Zweifel zu.
Hier wurde ein Mensch, der sich aus eigener Kraft nicht mehr
erhalten konnte, künstlich am Leben gehalten.
Mit gemischten Gefühlen trat Kunaritschew näher.
Es war eine Frau die im Bett lag.
In ihre Venen führten mehrere Kanülen.
Dies nahm Kunaritschew nur beiläufig auf. Mehr schockte ihn ein
anderes Bild.
Die Frau war völlig kahlgeschoren.
Deutlich waren die roten Operationsnarben und Einstiche um den
Schädel zu sehen. Die obere Schädeldecke war ihr offensichtlich abgenommen und
wieder aufgesetzt worden.
Mitten aus dem Kopf ragten zwei dünne, chromblitzende Stäbe. Sie
hatten den Durchmesser eines Streichholzes.
Im gleichen Moment, als Iwan Kunaritschew noch einen weiteren
Schritt näher kam, um sich aus nächster Nähe die Unglückliche anzuschauen,
schoben sich die beiden Antennen teleskopartig aus dem Schädel und vibrierten
leise wie Fühler, die Kunaritschew registrierten. Dann hörte Iwan die fremde
Stimme in seinem Bewußtsein ...
*
Morna Ulbrandson alias X-GIRL-C hielt den Atem an, als sie hörte,
daß jemand Schlüssel in die Wohnungstür steckte.
Die Schwedin verließ sofort das Wohnzimmer und trat auf den Flur.
Julie Jackson kehrte zurück, genau wie Larry es nach den
Ereignissen auf dem Flughafen erwartet hatte.
Die mädchenhaft wirkende junge Frau schien im ersten Moment nicht
zu merken, daß das Licht im Flur noch brannte. Sie hatte es beim Weggehen
ausgeschaltet, dies aber bei all den Aufregungen, die inzwischen auf sie
eingestürmt waren, wohl vergessen.
Julie Jackson nahm die Gestalt im Flur nicht wahr, als sie die
Wohnungstür zudrückte.
Erst in dem Moment, als sie sich umwandte, um in den Living- Room zu gehen, sah sie Mary Suncan !
Man konnte förmlich beobachten, wieder Körper der jungen
Amerikanerin sich spannte. Ihre Augen weiteten sich.
»M-a-r-y ... ?« : fragte sie heiser und
stockend.
»Mary Suncan « nickte kaum merklich. »Ja,
Julie ... ich bin’s, Mary .«
Julie Jackson stand wie angewurzelt.
Ihr Herzschlag beschleunigte, Schweiß bildete sich auf ihrer
Stirn. »Aber . das kann nicht . sein, ich träume . ich phantasiere . du bist doch . tot, Mary .«
»Eben nicht, Julie«, sagte ihr dunkelhaariges Gegenüber. »Ich bin
aus Fleisch und Blut, wie du .«
Julie Jackson schloß zitternd die
Augenlider. »Ich bin nicht verrückt . egal, was auch
passiert ist«, erwiderte sie halblaut und bemühte sich, mit fester Stimme zu
sprechen.
Der Klang ihrer eigenen Stimme schien eine gewisse beruhigende
Wirkung auf sie zu haben.
»Was für einen Tag haben wir heute, Mary ?«
Sie kam näher und streckte ihre Hand nach der Freundin aus.
Mary Suncan lächelte. »Es ist alles in
Ordnung mit mir. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin kein Geist ... keine Halluzination . hier nimm, meine Hand
.«
Julie Jackson berührte sie vorsichtig und zuckte zusammen
als sie Widerstand fühlte. Morna Ulbrandson nannte ihr den
heutigen Tag. »Es ist nicht die Zeit von damals ... wir leben beide in der
Gegenwart. Ich bin zurückgekommen .«
»Von woher bist du gekommen ?«
»Aus meinem Versteck, in dem ich mich sehr lange aufgehalten habe.
Nun ist es Zeit, abzurechnen! Der Unfall damals, Julie, war keiner: Er war ein
Mordanschlag! Nur traf er nicht mich, sondern eine Bekannte, die zufällig in
der fraglichen Stunde meinen Wagen fuhr .«
»Das . kann nicht sein . ich selbst,
Mary, . war in der Leichenhalle . mußte dich noch . «, man sah ihr an, wie schwer ihr das folgende Wort
fiel das nur wie ein Hauch über ihre Lappen kam, ». identifizieren, ich habe
dich trotz der starken Verbrennungen . erkannt . du kannst nicht Mary Suncan sein !«
Ihre Stimme klang plötzlich eine Nuance scharfer.
Gleichzeitig glomm ein rätselhaftes Licht in ihren Augen, das sich
langsam verstärkte.
»Heute ist schon soviel passiert . «,
stieß Julie Jackson hervor. Ihr Gesicht zeigte wieder Farbe, sie war erregt.
»Da geht etwas vor . seit Bert Coovers
Tod .«
»Deshalb bin ich gekommen, Julie«, fiel Morna ihr
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