SGK306 - Dr. Tschang Fu - Der Unheimliche kehrt zurück
verbünden, der ihn ausstößt. In Toshio Kawasakos Leben ist alles möglich
...«
»Wann fliegen Sie, Komaso ?«
»Sobald es hell wird .«
»Wieviel Plätze gibt es in Ihrer Maschine ?«
»Zwei, Miß Ulbrandson.«
»Wunderbar. Dann werde ich hinter oder neben Ihnen sitzen, je
nachdem, wie der Flieger gebaut ist. Die Hälfte der Charterkosten geht auf
meine Rechnung. Ich nehme an, Sie haben nichts gegen meine Begleitung
einzuwenden ?«
Er war einen Moment verdutzt. Diese Frau war von einer
Selbstsicherheit und Selbständigkeit, die ihn verwirrte. Sie wußte genau, was
sie wollte.
»Aber nein, natürlich nicht... die Charterkosten können Sie
vergessen. Die Maschine gehört einem Freund, er hat sie mir schon öfter
geliehen. Ich muß nur für den Sprit aufkommen .«
»Dann teilen wir uns wenigstens diese Kosten. Bei den heutigen
Preisen...«
Sie besprachen, wie sie vorgehen wollten.
Um neun Uhr morgens sollte Morna auf dem Flugplatz sein. Dort
wollten sie sich treffen.
Der Vorschlag, erst so spät zu starten, kam von X-GIRL-C.
»Wenn Sie mich schon daran hindern, Kawasakos Haus bei Dunkelheit
aufzusuchen, werden Sie wohl nichts dagegen haben, wenn ich es bei Tag
nachhole. Einen Blick hineinwerfen möchte ich auf jeden Fall, um mir einen
Eindruck zu verschaffen.
Sie blieben noch bis Mitternacht zusammen.
Vom Restaurant aus unternahm Morna Ulbrandson doch noch einen
Versuch und wählte Toshio Kawasakos Nummer.
Komaso stand in der geräumigen Zelle neben ihr und wurde Zeuge des
erstaunlichen Dialogs, der sich entspann.
Zweimal schlug der Apparat auf der anderen Seite der Strippe an.
Dann wurde abgehoben.
»Ja ?« fragte eine leise Männerstimme.
»Spreche ich mit - Mister Kawasako ?«
»Am Apparat... oh, Miß Ulbrandson!« Der Sprecher rief es erstaunt
aus. »Was ist denn los mit Ihnen? Ich mache mir schon Sorgen. Sie wollten doch
gegen neun Uhr da sein. Es ist jetzt nach Mitternacht. Hatten Sie eine Panne?
Ist Ihnen etwas dazwischengekommen, und Sie konnten mich nur nicht erreichen ?«
Zum ersten Mal in ihrem Leben brachte Morna Ulbrandson keine
plausible Entschuldigung oder Ausrede zustande.
Die Tatsache, daß Kawasako sich meldete, sich sogar noch an ihren
Besuch erinnerte, berührte sie eigenartig.
Eine Ausrede zu suchen, hatte keinen Sinn.
Es war am besten, bei der Wahrheit zu bleiben.
»Ich glaube da liegt ein Irrtum vor, Mister Kawasako«, sagte sie
verwundert. »Ich bin wie verabredet zur vereinbarten Zeit an Ihrem Haus
gewesen. Leider mußte ich feststellen, daß niemand anwesend war ...«
»Aber das kann nicht sein, Miß Ulbrandson .«
Morna glaubte, ihren Augen nicht trauen zu können.
Das klang überzeugend!
»... ich war den ganzen Abend über zu Hause .«
»Ich habe geklingelt und geklopft, Mister Kawasako, aber niemand
hat mir geöffnet .« Mornas Stimme klang in keinem
Augenblick nervös. »Überall im Haus war es dunkel. Was ist los mit Ihnen,
Mister Kawasako? Gibt es Probleme? Haben Sie Angst, mit mir zu sprechen wegen
der Selbstmorde ?«
Die PSA-Agentin wartete auf eine Antwort.
Die Leitung blieb stumm.
»Hallo, Mister Kawasako? Können Sie mich hören ?«
Da erst knackte es leise. Auf der anderen Seite wurde aufgelegt,
ohne daß Kawasako ein weiteres Wort gesagt hätte.
Wortlos legte auch Morna auf.
Da versuchte es auch Komaso noch mal. Er ließ es mehrere Male
läuten. In Kawasakos Wohnung nahm niemand mehr ab.
»Er will Sie neugierig machen«, sagte der Zeitungsreporter
nachdenklich. »Eine solche Situation, eine solche Auskunft - spricht für sich .«
»Ich denke gerade darüber nach, Komaso ... können Sie sich
vorstellen, wie ein Geist telefoniert ?«
»Ich kann es mir sogar recht gut vorstellen. Man kann Geister
fühlen, hören und sehen ...«, lautete die kluge Entgegnung. »Würden Sie jetzt
gehen, würden Sie alle Vorsicht fahren lassen - das wäre Ihr sicherer Tod, Miß
Ulbrandson. Toshio kann einfach nicht zu Hause sein, es ist ein anderes Ich,
etwas absolut Böses, Körperloses, das vom Haus Besitz ergriffen hat .«
»Was aber ist es, Komaso? Hat es einen Namen ?«
Er zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Professor Mota hat es
bestimmt gewußt, aber Mota ist tot. Durch ihn aber hat wahrscheinlich alles
begonnen .« Er tippte auf das abgegriffene,
ledereingebundene Tagebuch seines Freundes und Kollegen, das Morna ihm wieder
zurückgegeben hatte. »Toshio hat diesem Buch viel anvertraut, aber nicht alles.
Er weiß noch viel mehr - gerade über Mota
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