SGK306 - Dr. Tschang Fu - Der Unheimliche kehrt zurück
einem Mädchen
namens Suki Yama. Das schrieb er klipp und klar in seinem Tagebuch. Er erwähnte
sogar, daß er beabsichtigte, mit Suki eine feste Bindung einzugehen.
Aber dann tauchte ein anderer Name auf.
Amaiko, die Frau eines Beamten ... Aus den Aufzeichnungen ging
nicht hervor, wie lange Toshio Kawasako diese Frau schon kannte. Die
Bekanntschaft mußte ganz plötzlich erfolgt sein.
Liebe auf den ersten Blick - zur Frau eines anderen. Toshio
vertraute den Seiten seines Tagebuchs an, daß er bereit sei, mit Amaiko aus
Tokio zu verschwinden und irgendwo in der tiefsten Provinz, wo niemand sie
kannte, neu zu beginnen.
Auf der einen Seite Suki - auf der anderen Amaiko ...
Das Verwirrspiel wurde größer.
Zu einem Zeitpunkt, als Kawasako offensichtlich noch keinen oder
nur sporadischen Kontakt zu Professor Mota pflegte, überlegte er, welchen Sinn
es wohl haben könnte, daß so viele Menschen als Selbstmörder in den >Wald
des Todes< gingen. Vor allem war es die Zunahme der Fälle, die ihn
beschäftigte.
Morna erfuhr manches neue, viele Fragen fanden Beantwortung, aber
keine Antwort gab es darauf, was wirklich in Motas Haus vorging.
»Wie kommen Sie darauf, Komaso, daß Menschen, die dort hineingehen,
nicht mehr wiederkommen ?« fragte sie unvermittelt, als
sie eine Lesepause einlegte.
»Das Haus selbst ist eine Falle - wie der >Wald ohne
Wiederkehr< eine ist«, entgegnete der Japaner. »Es ist schwer zu erklären
... ich kann nur das sagen, was Toshio selbst ausgesprochen hat. Ich habe in
seinem Tagebuch auch schon versucht, ganz präzise Erklärungen zu finden. - Es
gibt nichts darüber in seinen Aufzeichnungen .«
Morna blätterte weiter.
Sie entdeckte eine Eintragung, die sie betraf. Toshio Kawasako
erwähnte das Telefonat mit ihr, notierte ihren Namen und sprach von der
Europäerin.
So erhielt sie auf diese Weise Komasos Worte bestätigt, der sofort
schaltete, als er die blonde Frau wahrnahm.
Das Gespräch kam noch mal auf die letzten Minuten, die Komaso mit
Kawasako verbracht hatte.
»Ich hatte gehofft, nach meiner Arbeit Toshio noch mal zu treffen.
Ich war überzeugt davon, daß er auf mich warten würde. Als ich kam, war er
verschwunden - ich sprach bereits davon. Ich rief bei ihm zu Hause an, es
meldete sich aber niemand ...«
»Eigentlich merkwürdig, finden Sie nicht auch ?« fiel die PSA-Agentin ihm ins Wort. »Wenn man anruft, erhält man doch
normalerweise von Toshio Kawasakos Geist Antwort .«
»In der Regel, ja ... Aber Geister sind unzuverlässig. Sie tun
heute dies - morgen jenes ... was Mota auch immer beschworen und erweckt haben
mag: es lebt und atmet in jenem Haus, es hat Kawasakos Geist vergiftet... aber
ich werde es bald genauer wissen«, fügte er plötzlich hinzu. Einen Moment hatte
er gezögert, aber dann sprach er es doch aus.
Morna wurde hellhörig.
Von der gediegenen Atmosphäre, von den Menschen und dem Treiben
ringsum bekam sie kaum etwas mit. Das Gespräch mit Komaso zog sie völlig in Bann.
»Und wie wollen Sie das bewerkstelligen, Komaso ?«
»Indem ich Toshio suche ... «
»Sie vermuten ihn im >Wald des Todes<, haben ihm selbst
davon abgeraten, dorthin zu gehen, und nun wollen Sie selbst...«
»Ja. Ich kann nicht anders. Ich werde morgen früh fliegen. Ganz
allein. Ich habe mir eine Sportmaschine gechartert und werde mehrere Stunden
über dem Waldgebiet kreuzen. Toshio hat mit Sicherheit ein Funkgerät dabei. Mir
ist - auch durch die Lektüre seines Tagebuches - im Lauf des heutigen Tages
einiges klar geworden. Toshio braucht Hilfe. Er hat die Entscheidung, in den
>Wald des Todes< zu gehen, in einem Augenblick geistiger Umnachtung
getroffen. Ich habe herausgefunden, daß er seinen Aufbruch dennoch nicht ganz
unvorbereitet angetreten hat. Er hat Proviant mitgenommen. Er trug sich mit der
Absicht, Amaiko zu suchen. Das allerdings ist eine Schnapsidee. In dem
ausgedehnten Waldgebiet kann er sie nicht finden .«
»Aber Sie glauben ...«
»Ich hoffe es, Miß Ulbrandson. Wenn er auf mein Funksignal
antwortet, ist schon viel gewonnen. - Ich habe noch nicht alles gesagt...
Amaiko war nicht der alleinige Grund. Ich glaube, daß es noch einen anderen
Antrieb gab, der Toshio veranlaßte, Hals über Kopf abzureisen. Er suchte das
Grauen, das in den letzten Monaten vielen Tokiotern und Bewohnern aus der
Umgebung zum Schicksal geworden ist. Und hier gibt es zwei Gründe: entweder er
will den Ruf von dort, der immer neue Opfer erreicht, eindämmen - oder sich mit
dem
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