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SGK312 - Die 17 Kammern des Grauens

SGK312 - Die 17 Kammern des Grauens

Titel: SGK312 - Die 17 Kammern des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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ihn
erinnert.
    Eine Frau. Er kannte nur ihren
Vornamen. Sie nannte sich Mary.
    Sie war blond und hatte dunkle Augen,
einen sanft geschwungenen, lieben Mund.
    Auf der linken Wange trug sie einen
dunklen Schönheitsfleck.
    Van Oltsen traf Mary zum erstenmal in Dublin. Das war vor sieben
Monaten. Damals arbeitete er aushilfsweise bei einer Möbelfirma, und die Frau
hatte ihn gesehen, wie er ein Klavier in den Wagen wuchtete, als sei das die
selbstverständlichste Sache der Welt.
    Mary sprach ihn an. Sofort mit seinem
richtigen Namen. Sie erinnerte sich, vor rund fünfzehn Jahren ein Plakat von
ihm gesehen zu haben, auf dem van Oltsen − mit
einem Fell bekleidet wie Herkules − fünfzehn Männer abwehrte, die ihn
angriffen. Mit Messern und Dolchen. Die Zirkusleitung war so vermessen, demjenigen eine Prämie zu versprechen, dem es gelang, van Oltsen auch nur den kleinsten Kratzer beizubringen.
    Die Prämie wurde niemals ausbezahlt.
Dabei betrug sie tausend Pfund. Eine hübsche Summe.
    Mary lud van Oltsen zu einem Glas ins nächste Lokal ein.
    Wie sie sich kleidete, was sie
einkaufte, ließ den Schluß zu, daß sie nicht auf Geld zu achten brauchte. Er
erlebte sie selbst dabei, wie sie es mit leichter Hand ausgab. Es rieselte ihr
durch die Finger wie Sand.
    Sie sprach davon, daß er von Stunde an
keinerlei finanzielle Sorgen mehr zu haben brauchte, wenn er derjenige sei, der
Mauern einreißen, Ketten sprengen und Gegner besiegen könne.
    Sie sagte ihm, daß er für sie eine
Arbeit erledigen sollte, über die sie später, nicht jetzt, sprechen würde.
    Sie war nicht nur großzügig, sondern
auch sehr sympathisch.
    Er mochte sie. Und er war bereit,
alles für sie zu tun. Auch ohne einen Penny.
    Aber davon wollte sie nichts wissen.
Jede Arbeit sei ihres Lohnes wert, sagte sie. Und von der ersten Begegnung an
überwies sie regelmäßig zweihundertfünfzig Pfund, postlagernd. Das Geld wurde
jedesmal bar bei einem Postamt in Dublin einbezahlt. Als Absender stand nur
Mary auf dem Abschnitt.
    In den sieben Monaten seit ihrer
ersten Begegnung waren insgesamt sechs weitere Treffen hinzugekommen. Das
letzte fand auf ihren Wunsch, den sie auf den Zahlkartenabschnitt schrieb, in
Limerick statt.
    Da machte sie zum erstenmal Andeutungen darüber, daß seine Arbeit nun bald bevorstünde.
    Es sei eine Arbeit, die sehr viel
Kraft erfordere, Kraft, die nicht durch eine Maschine ersetzt werden könne, die
von einem Menschen geleistet werden müsse.
    Er solle sich in Cock’s Kneipe einfinden, und zwar am 24. August. Dieses Datum war heute.
    Abends gegen einundzwanzig Uhr wolle
sie dann kommen und ihm die letzten Instruktionen geben. Nach getaner Arbeit
wären ihm noch mal tausend Pfund sicher.
    Welcher Art die Arbeit war, hatte sie
bisher nicht gesagt, aber sie hatte ihn ausgehorcht, um herauszufinden, ob er
auch bereit war, etwas Ungesetzliches zu tun.
    »Wenn es nicht gerade Mord ist −
ja. Aber sobald ein Mensch dabei zu Schaden kommt, lehne ich ab, Mary .« Das hatte er ihr wörtlich gesagt.
    Er wußte, daß sie etwas Bestimmtes von
ihm wollte, etwas nicht Alltägliches. Deshalb ließ sie sich die Sache etwas
kosten. Und van Oltsen hatte sich inzwischen an diese
Finanzspritzen derart gewöhnt, daß er kaum noch ohne sie auskam.
    Seitdem trank er um so mehr, mit einem
Unterschied allerdings, daß er nicht mehr anschreiben ließ, sondern jede
Flasche bar bezahlte.
    Sein Blick ging zur Tür, als sie sich
wieder öffnete. Aus dem nahen Dorf, das drei Meilen entfernt lag, kamen wieder
zwei Männer.
    Mary ließ sich noch immer nicht sehen.
    Van Oltsen war irritiert. Bisher war sie stets pünktlich gewesen. Nun war es schon eine
Viertelstunde über die Zeit.
    Er ließ sich ein neues Glas, frisches
Eis und eine kleine Flasche Mineralwasser bringen, und der Wirt brachte es ihm
mit süßsaurem Lächeln. Diesmal sprach er ihn auf den Drink an, den der Gast
erhielt.
    »Vielleicht sollten Sie’s mal anders
versuchen, Sir«, begann der rothaarige Mann mit den Sommersprossen vorsichtig.
»Wenn ich Ihnen einen Tip geben darf, haben Sie vielleicht noch mehr Genuß mit
dem Whisky .«
    Van Oltsen hob den Blick. »Ich laß mich immer gern beraten, wenn der Rat gut ist, warum
nicht. Worum geht’s ?«
    »Man trinkt ihn am besten pur oder mit
normalem Wasser − ohne Kohlensäure. Und vor allem sollten Sie das Eis
weglassen, auch wenn Sie’s sonst noch so gern mögen. Das ist nur ein Vorschlag.
Irischer Whisky ist etwas Besonderes, Sir .«
    Van Oltsen

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