SGK312 - Die 17 Kammern des Grauens
ihm van Oltsen . Aber das Manöver von X-RAY-3 rettete ihm das Leben.
Van Oltsen war wie berauscht und murmelte seinen
Dank. Er bekam nur mit, daß er unter Menschen war.
Wie er hierher kam?
»Durch den Brunnen, mit den Stahlkugeln.
Mary hat mich dahingebracht .« sagte er abwesend.
Das Wenige, das er sagte, reichte aber
aus, um Malcolms und Franklins Hinweise zu bestätigen. Mary, die von Bill Morney beschattet worden war, hatte es geschafft, einen
Helfer aufzutreiben. In ihrer Not entwickelte sie tatsächlich eine dritte
Persönlichkeit, um dem Zugriff Fitzpatricks zu
entgehen. Instinktiv ahnte sie − oder wußte es durch die andere Schicht
ihres Bewußtseins, die auf Fitzpatricks Einflüsse
ansprach, daß nach der letzten Kammer die tödliche Gefahr hockte und beseitigt
werden konnte.
Die Gefahr hockte dort im wahrsten
Sinn des Wortes.
Genau auf der entgegengesetzten Seite
dem aufsteigenden Brunnenschacht gegenüber saß auf einem Mauervorsprung eine
schwarze Gestalt. Ein ausgetrockneter, mumifizierter Leib.
Es war die Leiche Fitzpatrick John Mahon Hamptons!
*
Einige Minuten standen sie wie
erstarrt und blickten auf den schwarzen, verdörrten Leib des Toten.
»Er war das Böse in Person, quälte und
schlug andere Menschen, tötete sie, er war eine Bestie«, sagte Malcolm Hampton
heiser. Sein Gesicht war kreideweiß. »Er hat nie Ruhe gefunden. Sein
verfluchter Geist ist noch heute aktiv, seine Leiche wurde nicht in geweihter
Erde beigesetzt. Als er sein Ende nahen fühlte, hat er sich in seine
unterirdische Kammer zurückgezogen. Er ließ das Gerücht über einen Schatz
verbreiten, den es nie gegeben hat! Und aus welchem Grund? Um Neugierige
anzulocken, um sie in Tod und Verderben zu treiben. Das. Böse war sein Metier.
Und es hat ihn überdauert, so intensiv, daß es bereits wieder anfing, nach vier
Jahrhunderten zu erstarken und eine spürbare geistige Kraft zu werden. Aber
dem, Fitzpatrick John Mahon Hampton werde ich ein Ende bereiten. Deine ruhelose Seele soll endlich
ausgespukt haben .«
Er bat seinen Freund Dr. Franklin und
Larry Brent, die ausgetrocknete Leiche in den Innenhof zu bringen, der jenseits
des Gästetrakts lag.
Dort wurde die Leiche angezündet. Sie
brannte wie Feuer. Und während die sterbliche Hülle aus einem Jahrhundert
raschelnd verkohlte, lief ihnen allen ein Schauer über
den Rücken. Als der schwarze, glühende Leib in sich zusammensackte, kam über
die trockenen, mumifizierten Lippen ein langgezogenes, qualvolles Stöhnen, das
schließlich verebbte.
*
Die Asche, die übrig
blieb , wurde in einem Gefäß in geweihter Erde beigesetzt. Auf dem
Familienfriedhof der Hamptons. Der schnell alarmierte Dorfpfarrer mußte kommen,
um das Ritual durchzuführen.
Das war im Morgengrauen.
Dr. Franklin fuhr als erster weg. Er
nahm die gefesselte und geknebelte Sioban Hampton mit
in eine Klinik, in der sie sich alle Heilung von der Besessenheit und der dadurch
entstandenen Persönlichkeitsspaltung versprachen. Am späten Vormittag gelang es
endlich, Sean McCraine wach zu kriegen. Das starke
Schlafmittel hatte seine Wirkung voll entfaltet. McCraine kam nur langsam zu sich und wollte nicht glauben, daß er die Nacht, die er zur
Arbeit hatte nutzen wollen, verschlafen hatte. Dann wurde er erst recht blaß.
»Um Himmels willen !« stieß er hervor. »Meine Frau! Ich wollte sie doch anrufen und ihr Bescheid
geben, daß ich heute nacht nicht nach Hause komme .«
»Dazu ist es jetzt zu spät«, erwiderte
Larry Brent.
»Jetzt versuchen Sie ihr mal zu
erklären, weshalb es so lange gedauert hat, bis Sie sich gemeldet haben .«
»Es ist das erste Mal… Sie wird mir
nicht glauben… jetzt wird’s schwierig…«
Mit einigem diplomatischem Geschick
gelang es ihm schließlich doch, durch Larry Brent und Morna Ulbrandson, die den
immer noch unter dem Einfluß von Betäubungsmitteln stehenden Inspektor nach
Hause brachten und seiner besorgten Frau reinen Wein über die wahren Ereignisse
einschenkten.
*
Fast auf den Tag genau drei Monate
nach den Ereignissen erhielt Larry Brent in seiner New Yorker Privatwohnung ein
Telegramm. Es war von Malcolm Hampton unterzeichnet. Der irische Schloßherr
teilte ihm mit, daß in der psychiatrischen Klinik in der Behandlung seiner Frau
ein erster Durchbruch erzielt werden konnte. Er sprach die Erwartung aus, daß
seine geliebte Sioban bald als geheilt entlassen
würde.
Zwei Monate nach dieser
hoffnungsfrohen Nachricht traf ein
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