SGK312 - Die 17 Kammern des Grauens
Korridore und Gänge in der
Richtung verändern und auf diese Weise bestimmen, in welche Kammer des Grauens
der Eindringling zuerst geriet.
»Er war immer auf der Spur seiner
Opfer«, erklärte sie mit leiser Stimme. »Er sah immer zu, wenn sie den Tod
fanden. Und so suchte er sich manchmal aus, in welcher Kammer sein Opfer den
Tod erleiden sollte .«
»Er war verrückt«, konstatierte Larry
Brent.
»Vielleicht ein bißchen. Das würde
alles noch erklären, nicht wahr? Es war etwas viel Schlimmeres. Fitzpatrick John Mahon war das
personifizierte Böse. Es ist noch heute überall an jenen Plätzen zu spüren, wo
er sich am meisten aufhielt. Nämlich hier unten in seinem unterirdischen
Reich.«
*
»Und die Kammern liegen hier unten ?« Larry mußte an das denken, was Morna zu ergründen
versuchte.
»Die Kammern und das Labyrinth der
Korridore, die veränderbar sind…«
»Das würde erklären, wieso man Kevin
Thomas’ Leiche nicht mehr fand. Dem Mörder muß der Weg durch die verschiebbaren
Korridore bekannt gewesen sein .«
»Vermutlich.«
»Dann verstehe ich eines nicht…«
»Und das ist, Mister Brent ?«
»Weshalb Sie diese Tatsache nicht dem
Inspektor mitgeteilt haben .«
»Oh, das wissen Sie auch? Sie sind
erstaunlich gut unterrichtet. Arbeiten Sie mit Inspektor McCraine zusammen ?«
»Ganz locker, hin und wieder…«
»Dann werden Sie sicher verstehen,
weshalb McCraine von den verschiebbaren Wänden nicht
erfahren konnte. Zu dem Zeitpunkt, als ich mit ihm sprach, wußte ich selbst
noch nichts davon. Die Dinge haben sich erst am späten Abend ergeben. Diesen
Ring, Mister Brent, habe ich im Sekretär meines Mannes gefunden, und dann ist
es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Er trug den gleichen Ring, seit
jeher, er hatte sich einen zweiten nacharbeiten lassen. Er hatte Zugang zu den
Korridoren und Kammern, aber ich konnte heute abend mit niemand mehr darüber
sprechen. Ich kam nicht aus dem Bett hoch. Jemand muß mir eine besonders starke
Dosis Schlaftabletten verabreicht haben. Durch das Eindringen der Fremden
erwachte ich aber, das hat mich schockartig wach werden lassen… da, die Tür,
durch die müssen wir noch, und dann… ah…« Sie stolperte plötzlich und stürzte,
ehe Larry zupacken konnte.
Sie verzog schmerzhaft das Gesicht.
»Das hat mir gerade noch gefehlt…«
Brent war sofort neben ihr und half
ihr auf die Beine.
Sie konnte nicht richtig auftreten und
mußte sich gegen die Wand lehnen, zwei Schritte von der Tür entfernt. »Ich habe
mir den Fuß verstaucht«, sagte sie schnell atmend. »Ich kann nicht auftreten .«
Sie biß die Zähne zusammen.
»Ich werde Sie tragen .«
»Vielen Dank für das Angebot. Das ist
aber nicht nötig. Es wird gleich wieder besser sein, öffnen Sie schon mal die
Tür! Es sollte mich sehr wundern, wenn wir nicht auf die Spuren derer stoßen,
die eine nächtliche Exkursion durch die Unterwelt von Hampton-Castle machen.
Dazu gehört mit Sicherheit auch Ihre liebenswürdige Freundin, Miß Ulbrandson .«
Larry drückte die Klinke vorsichtig
herab, die Tür ging auf.
Gleißende Helligkeit blendete seine
Augen, und im gleichen Moment fühlte er den ungeheuren Sog, der ihn in das
strahlende Chaos schleudern wollte.
*
Instinktiv riß Morna ihre Beine zurück
und holte gleichzeitig aus, um den zupackenden Händen einen Schlag zu
versetzen.
»Nicht! Kommen Sie !« sagte da eine dunkle, angenehm klingende Männerstimme.
Gedämpfte Helligkeit sickerte durch
die breite Öffnung oberhalb des Bodens. Diese Öffnung war groß genug, daß ein
ausgewachsener Mensch bequem durchschlüpfen konnte.
Die Hände ließen los.
»Ich will Ihnen helfen, beeilen Sie
sich, es geht nur hier. Wenn Sie in einer der Kammern sind, kann ich nichts für
Sie tun !«
Morna hatte diese Stimme noch nie
gehört.
Sie schob ihre Beine durch die Öffnung
und blickte in die Tiefe. Der Bodenvorsprung, auf dem sie saß, verdeckte
denjenigen, der nach ihr gegriffen hatte.
»Sie können springen«, sagte die
Stimme. »Es ist nicht sehr tief .«
Morna rutschte so weit nach unten wie
es ging. Dann erst sprang sie.
Die Stimme hatte ehrlich geklungen,
und auch der Sprecher mußte schließlich irgendwo gestanden haben, um sie
festzuhalten.
Merkwürdig war nur, daß sie ihn nicht
sehen konnte.
Warum stand er hinter dem
Wandvorsprung? War der Korridor zu schmal?
Die PSA-Agentin kam sanft auf und
hörte im gleichen Augenblick das ruhige, gleichmäßige Surren, das sie
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