SGK318 - Lady Draculas Vampir-Villa
merkwürdig, daß in einem
solchen Fall Gladys’ Eltern noch keinen Bescheid bekommen hatten.
Der ungarische PSA-Agent rief umgehend das nächste Polizeirevier
an und erkundigte sich, ob man etwas von einem Unfall wüßte, an dem eventuell
eine junge Dame namens Gladys Moon beteiligt gewesen war.
Ein solcher Fall war nicht bekannt.
Die Angelegenheit wurde immer mysteriöser.
Laszlo Ferencz war fest entschlossen, der Sache auf den Grund zu
gehen.
Er zündete sich einen seiner superdünnen Zigarillos an und
telefonierte dann nochmal mit Gladys’ Vater. Laszlo Ferencz teilte dem Mann
mit, daß er losfahre. Er wollte selbst zum Institut. Auf dem Weg nach Windsor
kam er durch den Londoner Vorort, in dem Gladys’ Eltern wohnten.
»Ich möchte mich über das, was Sie mir vorhin sagten, Mister Moon,
gern ausführlich unter vier Augen mit Ihnen unterhalten. Ich bin in etwa
zwanzig Minuten bei Ihnen .«
Die Moons wohnten ganz am Ende der Straße. Der Vorort hatte
dörflichen Charakter. Es gab Vorgärten, viel Grün, und außer in der
Hauptstraße, die mitten durch den Ort führte, kaum Verkehr.
Ein niedriger Zaun umgab das Anwesen der Moons. Das Haus war aus
roten Ziegeln gebaut, die Fenster hatten Sprossen und waren mit weißer Farbe
frisch gestrichen.
Es war ein kleines Haus, genau wie Gladys es ihm beschrieben
hatte. Zum Vorgarten hin gab es einen mit Blumen geschmückten Erker.
Mister Moon stand an der Haustür, als Ferencz’ Leihwagen, ein
cremefarbener Bentley, sein Lieblingsfahrzeug, anrollte.
Die beiden Männer hatten sich noch nie gesehen, und doch waren sie
sich nicht fremd.
Sie begrüßten sich mit Handschlag.
James Moon war Mitte fünfzig, groß, hatte schütteres Haar. Er trug
eine braune Hose und ein großkariertes Hemd. Moon bat den Gast ins Haus.
Mrs. Moon begrüßte ihn in der kleinen quadratischen Diele. Als
Ferencz die Frau sah, mußte er unwillkürlich an Gladys denken. Sie sah ihrer
Mutter sehr ähnlich.
Eine zierliche, grazile Person, dunkelhaarig und sehr lebhaft.
Beide Eltern waren ernste Naturen. Auch in der Zwischenzeit hatte
Gladys sich noch nicht gemeldet.
»Wir stehen vor einem Rätsel, Mister Ferencz«, sagte die Frau.
»Vielleicht kommen wir ihm näher, wenn Sie, Mister Moon, mir etwas
mehr über die Andeutungen erzählen, die Gladys Ihnen gegenüber gemacht hat.
Vielleicht hat sie Ärger bekommen.« Er schwächte seine Worte gleich ab, um
Gladys’ Eltern nicht zusätzlich zu ängstigen. »Möglich, daß man Gladys zu einem
Gespräch unter vier Augen gebeten hat .«
Das klang unwahrscheinlich, Ferencz wußte das. Er machte sich
ernsthaft Sorgen über das lange und ungeklärte Ausbleiben seiner Freundin.
Bei einem Drink besprach der Ungar mit Moon, was der Mann über
Gladys’ merkwürdige Andeutungen noch zu berichten hatte. Es stand fest, daß
Gladys herausgefunden hatte, daß die Geschäfte von Lady Agatha offensichtlich
nicht ganz reell verliefen.
»Sie scheint irgendwelche verbotene Substanzen zu benutzen oder
gar kriminelle Aktivitäten zu entfalten, wenn es darum geht, ihren Kundinnen
Jugend und Schönheit zu verkaufen. Gladys ließ uns nur soviel wissen, daß sie
fürchtete, auf der Stelle entlassen zu werden, wenn sie darüber redete. Falls
es nur bei einer Entlassung bleiben würde .«
»Was meinte sie damit?« hakte Ferencz sofort nach.
Moon zuckte die Achseln. »Weiß ich nicht . Aber sie scheint
wirklich Angst zu haben, daß etwas von dem, was sie herausgefunden hatte, ans
Licht der Öffentlichkeit drang .«
Das Gespräch war keineswegs dazu geeignet, Laszlo Ferencz’
Stimmung zu heben.
Er entschloß sich erneut dazu, sich ans Steuer des Bentley zu
setzen.
Er fuhr Richtung Windsor.
Trübe Gedanken erfüllten ihn. Etwas stimmte da nicht. Sollte
Gladys eine Dummheit gemacht haben?
Hielt man sie fest, weil man sie bei irgendwelchen, für die
Betreffenden unangenehmen Recherchen gestellt hatte?
Trotz der Kürze ihrer Begegnungen glaubte Laszlo Ferencz Gladys
Moon gut genug zu kennen, um zu wissen, welchen Charakter sie hatte.
Sie war aufrichtig, beweglich, und es paßte zu ihr, daß sie sich
eigene Gedanken über gewisse Dinge machte .
Ferencz fuhr so schnell er konnte.
Auf dem Weg nach Windsor benutzte er, so weit es ging, die
Autobahn, nur auf dem letzten Rest des Weges die Landstraße.
Sie war außerhalb der Orte zu beiden Seiten mit Alleebäumen
flankiert. Er passierte Windsor-Castle, das von mehreren Seiten mit starken
Scheinwerfern angestrahlt
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