SGK324 - Phantomjagd auf Morna U
sondern Abbilder einer grauenvollen
Wirklichkeit.
Sie konnte nur Bruchstücke ihrer Vermutungen
zusammensetzen, sie hatte über nichts Gewißheit.
Plötzlich merkte sie, daß jemand hinter ihr
stand ...
*
X-GIRL-C wirbelte herum.
Im Zwielicht vor ihr stand hochaufgewachsen
ein Mann.
Josephines Vater!
Morna Ulbrandson erkannte ihn auf den ersten
Blick.
Dennoch stellte sie ihre Frage. »Wer sind
Sie?«
Ihre Stimme kam ihr eigenartig fremd vor in
dem dunklen Versammlungssaal.
Der Mann blickte sich nervös um.
»J-o-s-e-p-h-i-n-e ...« fragte er stammelnd. »Wo .. .ist... sie?«
Er streifte Morna nur mit flüchtigem Blick,
schien sie gar nicht richtig wahrzunehmen, und was sie gesagt hatte, schien er
auch nicht vernommen zu haben.
Er streifte Morna Ulbrandson. Ein kühler
Luftzug begleitete seine Nähe.
X-GIRL-C fühlte die Körperlichkeit des
Mannes, der wie ein Geist in diesem Zimmer auftauchte, ohne daß man Sekunden
zuvor etwas gemerkt hätte.
»Sie sind Monsieur Laroche, nicht wahr?«
Laroche war Josephines Mädchennamen gewesen.
»Ich muß ... zu ihr ... wo ist... sie?« hörte
Morna das aufgeregte, heisere Flüstern.
André Laroche stieß einfach einen Stuhl zur Seite
und ging weiter in den großen Raum.
»Warum antworten Sie mir nicht, Monsieur?«
fragte Morna. Sie kam plötzlich auf eine verzweifelte Idee, als wieder keine
Reaktion erfolgte. »Vielleicht kann ich Ihnen etwas über Josephine sagen ...
ich bin mit ihr befreundet. Seit langem ...«
Der Mann war jetzt vor den Bildern der
Stirnwand.
Morna wollte ihm folgen, als sie erkannte,
daß im Halbdunkel eine Tür offenstand, die ihr bisher nicht aufgefallen war.
Da waren plötzlich die Hände da!
Stark und eiskalt, wie Schraubenzwingen
legten sie sich um den Hals der Agentin.
Morna Ulbrandson setzte sich sofort
verzweifelt zur Wehr.
Sie kämpfte gegen ein Phantom!
Sie sah nur einen grünlich-fahlen Schemen vor
sich und versuchte vergebens, die Hände zu fassen, die ihr die Kehle
zudrückten.
Sie konnte ihre Finger nicht unter die des
Würgers schieben, weil sie keine fühlte! Trotzdem wurde sie stranguliert! Mit
einer Kraft und Gewalt, der sie nichts entgegenzusetzen vermochte, da sie den
Gegner nicht wahrnahm ...
Lautlos brach Morna Ulbrandson zusammen.
*
Maurice Fuñé blieb wieder mal länger im Büro.
Den ganzen Tag über hoffte er auf
umfangreichere Informationen im Fall Ludeux. Da war auch einiges
hereingekommen, aber dennoch war Fuñé nicht zufrieden. Er ließ die
Personen, von denen er annehmen konnte, daß sie ein gewisses Interesse daran
hatten, in den Genuß des Erbes zu kommen, inzwischen beschatten.
Das Testament war indessen auch bei einem
Pariser Notar ausfindig gemacht und durch Gerichtsbeschluß geöffnet worden. Bis
auf einen geringen Geldbetrag, der gleichmäßig unter seinen beiden Angestellten
aufgeteilt werden sollte, gehörte die gesamte Hinterlassenschaft einem Pariser
Waisenhaus. Jean Ludeux war selbst in einem solchen Haus groß geworden und
schien bei der Abfassung seines Testaments daran gedacht zu haben, wie schlecht
es ihm gegangen war.
Fuñé glaubte nun nicht mehr an die Theorie, daß
ein Angestellter oder eine von Ludeux’s zahlreichen weiblichen Bekanntschaften
beim Tod des Mannes aus niederen Beweggründen seine Finger im Spiel hatte.
Noch immer aber wurde er das Gefühl nicht
los, daß zwischen dem Tod des Antiquitätenhändlers und seiner Anwesenheit im
Gebiet um den Bahnhof Clingnancour ein Zusammenhang bestand.
So machte er nach Dienstschluß von seinem
Recht Gebrauch, nochmal gründlich die Ludeux-Villa im vornehmen Pariser
Stadtteil Neuilly zu überprüfen.
Das war bisher nicht geschehen. Das Haus war
von seiten der Polizei versiegelt worden, um keinem Außenstehenden die
Möglichkeit zu geben, die Räume zu betreten. Fuñé hoffte, Hinweise darauf zu finden, was Ludeux
im fraglichen Quartier gesucht hatte. Lange konnte er diese Geheimniskrämerei
allerdings nicht aufrecht erhalten, das wußte er selbst. Es fehlte jede
rechtliche Grundlage dazu, wenn bekannt wurde, daß der gerichtsmedizinische
Befund negativ ausgefallen war.
Fuñé nutzte die Zeit, die ihm noch zur Verfügung
stand, um seine Mission am Rand der Legalität noch auszuführen.
Er fuhr zur Villa.
Das große Gittertor war verschlossen. Mit dem
Schlüssel der Putzfrau, die regelmäßig jeden zweiten Tag kam, und die auch
keine Erklärung für die Anwesenheit Ludeux’ um Clingnancour hatte, öffnete
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