Shades of Grey - Gefährliche Liebe: Band 2 - Roman (German Edition)
fahren?«
»Nein.«
»Wieso nicht?«
»Du weißt genau, warum. Und noch etwas, sag künftig Bescheid, wenn du das Büro verlässt. Sawyer war dort, um ein Auge auf dich zu haben. Offenbar kann ich dir doch nicht vertrauen, dass du auch wirklich gut auf dich aufpasst.« Beim Anblick seiner finsteren Miene komme ich mir wie ein unartiges Kind vor – wieder einmal. Am liebsten würde ich ihm widersprechen, aber er ist ziemlich sauer wegen Elena, und ich will es nicht auf die Spitze treiben. Einen Kommentar kann ich mir allerdings nicht verkneifen.
»Ich dir genauso wenig«, murmle ich. »Du hättest mir sagen können, dass Sawyer mich observiert.«
»Willst du dich darüber etwa auch noch streiten?«, schnauzt er mich an.
»Mir war nicht bewusst, dass wir uns streiten. Ich dachte, wir kommunizieren bloß«, brumme ich gereizt.
Er schließt für einen Moment die Augen und ringt sichtlich um seine Beherrschung, während ich ihn beklommen ansehe.
»Ich muss jetzt an den Schreibtisch«, sagt er schließlich leise und verlässt das Zimmer.
Ich stoße den Atem aus – mir war gar nicht bewusst, dass ich ihn angehalten hatte –, lasse mich in die Kissen zurückfallen und starre an die Decke.
Können wir jemals ein normales Gespräch führen, ohne dass es in einen Streit ausartet? Es ist so ermüdend.
Wir kennen uns schlicht und einfach nicht besonders gut. Will ich allen Ernstes bei ihm einziehen? Ich weiß ja noch nicht einmal, ob ich ihm einen Tee oder einen Kaffee machen soll, während er arbeitet. Soll ich ihn überhaupt bei der Arbeit stören? Ich habe keine Ahnung, was er mag und was nicht.
Wie es aussieht, hat er das Thema Elena gründlich satt – und natürlich hat er völlig Recht. Ich sollte es gut sein lassen. Wenigstens erwartet er nicht, dass sie meine Busenfreundin wird, und ich hoffe, dass sie endlich damit aufhört, mich zu einem Treffen mit ihr überreden zu wollen.
Ich stehe auf, öffne die Balkontür und trete hinaus vor die verglaste Brüstung, auch wenn ich mich dort nie recht wohlfühle. Die Luft hier oben ist ziemlich kühl.
Ich blicke auf das glitzernde Lichtermeer von Seattle hinab. Christian ist so verdammt isoliert in dieser Festung, so weit weg von allem und für niemanden greifbar. Gerade eben hat er mir gestanden, dass er mich liebt, und dann passiert dieser ganze Mist. Nur wegen dieser grässlichen Frau. Ich verdrehe die Augen. Das Leben mit ihm ist so verdammt kompliziert. Er ist so verdammt kompliziert.
Mit einem letzten Blick auf die Stadt, die wie ein goldener Teppich zu meinen Füßen ausgebreitet daliegt, gehe ich wieder hinein und beschließe, Ray anzurufen. Es ist schon eine ganze Weile her, seit wir das letzte Mal voneinander gehört haben. Unser Gespräch ist wie gewohnt kurz, aber ich vergewissere mich, dass es ihm gut geht und ich ihn störe, weil gerade ein wichtiges Fußballspiel im Fernsehen läuft.
»Ich hoffe, mit Christian läuft es gut«, sagt er beiläufig, aber mir ist klar, dass er bloß aus reiner Höflichkeit fragt.
»Ja. Alles bestens.« Sozusagen. Und ich werde sogar bei ihm einziehen, allerdings haben wir noch nicht genau besprochen, wann.
»Ich hab dich lieb, Dad.«
»Ich dich auch, Annie.«
Ich lege auf und sehe auf die Uhr. Es ist gerade einmal zehn. Irgendwie bin ich rastlos. Unsere Auseinandersetzung hat mir gründlich die Laune verdorben.
Ich gehe unter die Dusche, kehre ins Schlafzimmer zurück und trete vor den Schrank mit den Nachthemden, die Caroline Acton bei Neiman Marcus für mich gekauft hat. Christian mault ständig, weil ich am liebsten im T-Shirt schlafe. Ich entscheide mich für das rosafarbene. Der weiche, fließende Stoff schmiegt sich um meinen Körper und liebkost meine Haut – ein Gefühl von purem Luxus. Ich drehe mich zum Spiegel um. Wow! Ich sehe aus wie ein Filmstar aus den Dreißigern. Es ist lang und elegant und – so gar nicht mein Stil.
Ich nehme den dazu passenden Morgenrock vom Bügel und beschließe, mir ein Buch aus Christians Bibliothek zu holen. Natürlich könnte ich auch auf meinem iPad lesen, aber im Moment steht mir der Sinn nach der Tröstlichkeit und Wärme eines richtigen Buches. Ich werde Christian lieber in Ruhe lassen. Vielleicht kehrt ja seine gute Laune zurück, wenn er mit der Arbeit fertig ist.
Die Bibliothek ist riesig. Allein die Titel auf den Buchrücken zu lesen, würde eine halbe Ewigkeit dauern. Mein Blick fällt auf den Billardtisch. Prompt treibt mir die Erinnerung an unser kleines
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