Shades of Grey - Gefährliche Liebe: Band 2 - Roman (German Edition)
zurückzuholen, meinen Christian.
Die Vorstellung, einen anderen Menschen zu dominieren, ist entsetzlich. Mir wird übel, wenn ich nur daran denke, dass ich mich wie Christians Domina verhalten könnte. Damit wäre ich ja genauso wie sie – die Frau, die ihm das angetan hat.
Der Gedanke lässt mich erschaudern. Bittere Galle steigt in meiner Kehle auf. Ich kann so etwas nicht tun. Ich will es nicht tun. Niemals.
Es gibt nur einen Ausweg: Ohne den Blick von ihm zu wenden, lasse ich mich auf die Knie sinken.
Der Holzboden fühlt sich hart unter meinen Schienbeinen an. Mit einer abrupten Handbewegung wische ich mir die Tränen ab.
Nun sind wir ebenbürtige Partner, auf Augenhöhe. Dies ist der einzige Weg, wie ich ihn aus dieser Finsternis herausholen kann.
Seine Augen weiten sich kaum merklich, als ich ihn ansehe, doch ansonsten verändert sich nichts, weder seine Miene noch seine Position.
»Du brauchst das nicht zu tun, Christian«, flehe ich. »Ich werde dich nicht verlassen. Ich habe es dir wieder und wieder gesagt. Und ich sage es dir noch einmal – ich werde dich nicht verlassen. Alles, was passiert ist … Es ist zu viel für mich. Ich brauche nur etwas Zeit, um in Ruhe nachzudenken. Ein bisschen Zeit für mich. Wieso musst du immer automatisch vom Schlimmsten ausgehen?« Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Ich kenne die Antwort nur allzu gut. Weil er so voller Selbstzweifel, voller Selbsthass ist.
Elenas Worte kommen mir wieder in den Sinn. Weiß sie, was für eine schlechte Meinung du von dir hast? Weiß sie über deine Probleme Bescheid?
Oh, Christian . Abermals packt mich die kalte Angst. »Ich wollte vorschlagen, dass ich in meine Wohnung zurückgehe und heute Nacht dort bleibe«, sage ich. »Du gibst mir nie Zeit, um in Ruhe über alles nachzudenken.« Ich schluchze, und seine Miene verfinstert sich kaum merklich. »Ich will nur ein bisschen Zeit zum Nachdenken. Wir kennen uns kaum, und all der Ballast, den du mit dir herumschleppst … Ich … ich brauche etwas Zeit, um mir Gedanken darüber zu machen. Und jetzt, da Leila … Was auch immer sie für dich ist, jedenfalls treibt sie sich nicht länger auf der Straße herum und ist keine Bedrohung mehr … Ich dachte … ich dachte …« Ich lasse meine Stimme verklingen. Sein Blick ruht eindringlich auf mir. Ich glaube, er hat mir tatsächlich zugehört.
»Dich mit Leila zu sehen …« Ich schließe die Augen, als mir die schmerzliche Erinnerung an die Zärtlichkeit, mit der er seine einstige Sub behandelt hat, wieder in den Sinn kommt. »Es war so ein Schock. Es hat mir einen Einblick in dein früheres Leben gegeben … und …« Die Tränen kullern über meine Wangen, tropfen auf meine ineinander verkrallten Finger. »Ich habe begriffen, dass ich nicht gut genug für dich bin. Ich habe gesehen, wie du früher gelebt hast, und habe solche Angst, dass du dich irgendwann mit mir langweilen wirst und mich verlässt, und dann werde ich so wie Leila enden … als Schatten. Denn ich liebe dich, Christian, und wenn du mich verlässt, werde ich in einer Welt ohne Licht leben. Ich werde in der Dunkelheit leben. Ich will dich nicht verlassen. Aber ich habe solche Angst, dass du mich verlässt …«
Erst in diesem Augenblick, als ich die Worte ausspreche – in der Hoffnung, dass er mir zuhört –, wird mir bewusst, wo mein wahres Problem liegt. Ich kann mir nicht vorstellen, wieso er etwas für mich empfindet. Das konnte ich noch nie , die ganze Zeit nicht.
»Ich verstehe einfach nicht, wieso du ausgerechnet mich attraktiv findest«, fahre ich fort. »Du bist … na ja … und ich bin …« Ich zucke mit den Schultern und sehe ihn an. »Ich kapiere es einfach nicht. Du bist wunderschön und sexy und erfolgreich und gut und nett und liebevoll – all das – und ich nicht. Von all den Dingen, die du gern machst, verstehe ich nichts. Ich kann dir nicht geben, was du brauchst. Wie könntest du jemals glücklich mit mir sein? Wie soll ich dich halten können?« Meine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern, als ich ihm meine tiefsten Ängste gestehe. »Ich habe noch nie verstanden, was du überhaupt an mir findest. Und als ich dich vorhin mit ihr gesehen habe, ist mir das erst so richtig bewusst geworden.« Schniefend wische ich mir mit dem Handrücken über die Nase und blicke in seine ausdruckslose Miene.
Herrgott nochmal, rede endlich mit mir!
»Willst du die ganze Nacht hier knien?«, schnauze ich ihn an. »Denn falls ja, werde ich es auch
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