Shades of Grey - Gefährliche Liebe: Band 2 - Roman (German Edition)
ich. Wer ist diese Frau?
Sie lässt uns eintreten, und der Anblick, der sich mir bietet, ist ein echter Schock. Das Haus ist leer – komplett leer. Wir stehen in einem riesigen, leeren Entree. Die Wände sind in einem leicht verblassten Schlüsselblumengelb gestrichen und weisen unübersehbare dunkle Ränder auf, wo einst Bilder hingen. Die einzigen Überbleibsel des Mobiliars sind mehrere altmodische Kronleuchter an den Decken. Die Böden sind aus dunklem Hartholz.
»Komm«, sagt Christian, nimmt meine Hand und zieht mich in einen bogenförmigen Durchgang, hinter dem sich ein noch größerer Vorraum mit einer ausladenden Freitreppe mit Eisengeländer befindet. Christian durchquert auch ihn, bis wir im Wohnzimmer stehen, das bis auf einen großen Teppich – dem größten, den ich je gesehen habe – in einem ausgebleichten Goldton leer ist. Oh, und bis auf vier Kristalllüster an der Decke.
Aber inzwischen ist mir klar, was Christian vorhat. Er führt mich durch die raumhohen Türen auf eine Terrasse hinaus. Unterhalb von uns befindet sich eine gepflegte Rasenfläche von der Größe eines halben Footballfelds, doch was mir den Atem raubt, ist die Aussicht, die sich dahinter bietet.
Der unverbaute Ausblick ist der reinste Wahnsinn: Der Sound, die Bucht von Seattle, liegt im abendlichen Zwielicht vor uns. In der Ferne erkenne ich Bainbridge Island, und dahinter, jenseits des Olympic National Park, geht in leuchtenden Rot- und flammenden Orangetönen allmählich die Sonne unter. Strahlendes Zinnober verschmilzt mit dem hellen Blau des Horizonts, vermischt sich mit Opal- und Aquamarinschattierungen und vereint sich mit den dunkleren Violetttönen der vereinzelten Wolken und der Landschaft des Sounds. Es ist ein einzigartiges Naturschauspiel, eine visuelle Symphonie, orchestriert aus dem Farbenspiel am Himmel, das sich in den stillen, endlosen Tiefen des Sounds widerspiegelt. Sprachlos und völlig überwältigt beobachte ich dieses einzigartige Szenario.
Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich die ganze Zeit den Atem angehalten habe. Christian hält immer noch meine Hand. Als ich widerstrebend den Blick von dem unvergleichlichen Ausblick löse, sieht er mich beklommen an.
»Du hast mich also hergebracht, um mir die Aussicht zu zeigen?«, frage ich.
Er nickt mit ernster Miene.
»Er ist atemberaubend, Christian. Danke«, sage ich leise und lasse den Blick noch einmal über das Schauspiel schweifen.
Er lässt meine Hand los.
»Wie fändest du es, wenn du sie jeden Tag genießen könntest? Für den Rest deines Lebens?«, fragt er.
Wie bitte? Ich fahre herum und starre mit offenem Mund in seine nachdenklichen grauen Augen.
»Ich wollte immer schon an der Küste leben. Seit Jahren segle ich den Sound auf und ab. Dieses Haus hier steht noch nicht lange zum Verkauf. Ich möchte es gern kaufen, abreißen und ein neues hinstellen – für uns«, flüstert er, und ich sehe all die Hoffnungen und Träume in seinen Augen aufflammen.
Ich weiß zwar nicht, wie, aber es gelingt mir, nicht aus den Schuhen zu kippen. Hier leben! In dieser Oase der Stille und Schönheit! Für den Rest meines Lebens!
»Es ist nur so eine Idee«, fügt er vorsichtig hinzu.
Ich lasse meinen Blick umherschweifen. Wie viel mag das Haus wohl kosten? Fünf Millionen Dollar? Zehn? Ich habe keine Ahnung.
»Wieso willst du es denn abreißen?«, frage ich und wende mich ihm wieder zu.
Seine Züge verfinstern sich. O nein.
»Ich hätte gern ein nachhaltigeres Haus, ein Projekt nach den neuesten ökologischen Erkenntnissen. Elliot könnte es bauen.«
Ich sehe wieder nach drinnen. Miss Kelly steht im hinteren Teil des Raums neben der Tür. Sie ist die Maklerin. Natürlich. Erst jetzt fällt mir auf, wie riesig das Wohnzimmer ist und dass es doppelte Raumhöhe besitzt. Es sieht fast ein wenig so aus wie das Wohnzimmer im Escala. Darüber befindet sich eine Galerie, auf die man offensichtlich über die weitläufige Treppe gelangt. Es gibt einen großen Kamin und eine ganze Reihe von Terrassentüren. Der Raum besitzt einen unverkennbar altertümlichen Charme.
»Könnten wir uns ein bisschen umsehen?«
Christian zuckt mit den Schultern. »Klar.«
Miss Kellys Züge erhellen sich, als wir ins Haus zurückkehren. Sie ist entzückt, uns ein wenig herumzuführen und uns alles zeigen zu dürfen.
Das Haus ist gewaltig: über eintausend Quadratmeter Wohnfläche auf einem Grundstück von zweieinhalb Hektar. Es gibt eine Wohnküche von der Größe eines
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