Shades of Grey - Gefährliche Liebe: Band 2 - Roman (German Edition)

Belohnung. Carpe diem, Anastasia .«
    Wieso nur habe ich den Tag nicht genutzt?
    »Ich tue es, weil ich endlich jemanden gefunden habe, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen will.«
    In stummem Gebet schließe ich die Augen und wiege mich rhythmisch vor und zurück. Bitte mach, dass der Rest seines Lebens nicht bereits vorüber ist. Bitte, bitte, bitte. Wir hatten nicht genug Zeit, wir brauchen mehr. Wir haben so viel in den vergangenen Wochen erlebt, haben so viele Fortschritte gemacht. All die zärtlichen Momente kommen mir wieder in den Sinn: der Lippenstift, als er im Fairmont Olympic zum ersten Mal wirklich mit mir geschlafen hat; der Augenblick, als er vor mir kniete und als ich ihn das erste Mal berühren durfte.
    »Ich bin noch genau derselbe wie vorher, Ana. Ich liebe dich, und ich brauche dich. Bitte, fass mich an.«
    O Gott, ich liebe ihn so sehr. Ich bin nichts ohne ihn, nichts als ein Schatten – all das Licht in mir erloschen, wenn er fort ist. Nein, nein, nein, mein armer Christian.
    »Das bin ich, Ana. So, wie ich wirklich bin … und ich gehöre nur dir. Was muss ich tun, damit du das endlich begreifst? Damit du weißt, dass ich dich will, in jeder erdenklichen Hinsicht. Dass ich dich liebe?«
    Und ich liebe dich, Christian.
    Ich schlage die Augen auf und starre erneut blicklos in die Flammen, während die Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit vor meinem geistigen Auge vorüberziehen – seine jungenhafte Ausgelassenheit auf dem Boot und beim Segelfliegen; sein charmantes, souveränes Auftreten beim Maskenball; beim Tanzen, o ja, beim Tanzen, hier in seinem Wohnzimmer zu Frank Sinatra, als er mich herumgewirbelt hat; seine leise, beinahe ängstliche Hoffnung, als er mir gestern das Haus gezeigt hat – als wir auf der Terrasse gestanden und den atemberaubenden Ausblick genossen haben.
    »Ich werde dir meine Welt zu Füßen legen, Anastasia. Ich will dich, mit Haut und Haaren, für immer.«
    Bitte, bitte, mach, dass ihm nichts zugestoßen ist. Er darf nicht für immer aus meinem Leben verschwunden sein. Er ist doch der Mittelpunkt meines Universums.
    Ein unwillkürliches Schluchzen dringt aus meiner Kehle, und ich presse mir die Hand auf den Mund. Nein. Ich muss stark sein.
    In diesem Moment tritt José zu mir. Oder war er schon die ganze Zeit da? Ich habe keine Ahnung.
    »Willst du deine Mom oder deinen Dad anrufen?«, fragt er behutsam.
    Nein! Ich schüttle den Kopf und kralle mich an seiner Hand fest. Ich bringe kein Wort heraus, und ich weiß, dass ich in einem Meer aus Tränen zerfließen werde, falls ich es doch tue, aber die Wärme und der sanfte Druck seiner Hand spenden mir keinerlei Trost.
    O Mom. Allein beim Gedanken an meine Mutter beginnen meine Lippen zu beben. Soll ich sie anrufen? Nein. Mit ihrer Reaktion könnte ich jetzt nicht umgehen. Vielleicht sollte ich lieber mit Ray reden – er lässt sich nicht von seinen Gefühlen überwältigen, nicht einmal, wenn die Mariners ein Spiel verlieren.
    Grace steht auf und tritt zu den Jungs. Offenbar kann sie nicht länger still sitzen. Mia setzt sich neben mich und nimmt meine andere Hand.
    »Er kommt zurück«, sagt sie. Ihre Stimme klingt entschlossen, nur beim letzten Wort bricht sie. Ihre Augen sind rot gerändert vom Weinen, ihr Gesicht ist bleich und ausgezehrt vor Müdigkeit und Erschöpfung.
    Ich schaue zu Ethan hinüber. Sein Blick ruht auf Mia und Elliot, der die Arme um seine Mutter geschlungen hat. Ich sehe auf die Uhr. Es ist schon nach elf. Verdammt! Mit jeder Stunde, die vergeht, gewinnt die Leere in mir weiter an Gewicht, lastet immer schwerer auf mir und droht mir die Luft abzuschnüren. Mir ist bewusst, dass ich mich tief im Innern bereits auf das Schlimmste gefasst mache. Ich schließe die Augen und sende noch ein stummes Gebet gen Himmel, während ich Mias und Josés Hand umklammert halte.
    Schließlich öffne ich die Augen wieder und stiere in die Flammen, doch das Einzige, was ich sehen kann, ist sein Gesicht. Sein Gesicht, auf dem jener Ausdruck liegt, den ich so sehr an ihm liebe – in diesen kurzen Sekunden, wenn ich einen flüchtigen Blick auf den wahren Christian erhasche: Christian mit seinen unendlich vielen Facetten. Christian, der Kontrollfreak, der CEO , der Stalker, der Sexgott, der Dom. Und gleichzeitig ist er dieser kleine Junge mit all seinen Spielsachen. Mit seinem Wagen, seinem Boot, seinem Flugzeug und Charlie Tango … in dem er nun vermisst wird. Mein Lächeln verfliegt, und der Schmerz bohrt