Shades of Grey - Geheimes Verlangen: Band 1 - Roman (German Edition)
wahrer Liebe fähig ist. Er schafft es ja noch nicht einmal, sich selbst zu lieben. Ich muss wieder daran denken, mit welchem Selbsthass er über sich gesprochen hat; darüber, dass Mrs. Robinsons Liebe die einzig annehmbare Form für ihn gewesen sei. Eine Liebe, die daraus bestand, bestraft, ausgepeitscht, geschlagen und Gott weiß was noch alles zu werden. Er scheint zu glauben, er verdiene es nicht, geliebt zu werden. Aber warum? Wie kommt er nur darauf? Seine Worte kommen mir wieder in den Sinn. Es ist sehr schwer, in einer perfekten Familie aufzuwachsen, wenn man selbst nicht perfekt ist.
Ich schließe die Augen und versuche mir vorzustellen, wie schmerzhaft all das für ihn sein muss, doch es gelingt mir nicht einmal annähernd. Erschaudernd denke ich daran, was ich im Schlaf preisgegeben haben könnte. Was habe ich gesagt? Welche Geheimnisse habe ich enthüllt?
Ich halte den BlackBerry in der Hand und starre auf das Display, in der vagen Hoffnung, dass es mir vielleicht Antworten auf meine Fragen gibt. Aber wie nicht anders zu erwarten, entpuppt er sich als wenig hilfreich. Da wir noch am Boden sind, beschließe ich, Christian eine Mail zu schicken.
Von: Anastasia Steele
Betreff: Auf dem Heimweg
Datum: 3. Juni 2011, 12:53 Uhr EST
An: Christian Grey
Sehr geehrter Mr. Grey,
wieder einmal sitze ich in der ersten Klasse, wofür ich mich bei Ihnen bedanken muss. Ich zähle bereits die Minuten, bis ich Sie heute Abend wiedersehen und Ihnen möglicherweise unter
Gewaltanwendung die Wahrheit über meine nächtlichen Geständnisse entlocken kann.
Ana X
Von: Christian Grey
Betreff: Auf dem Heimweg
Datum: 3. Juni 2011, 09:58 Uhr
An: Anastasia Steele
Anastasia, ich freue mich schon, dich bald wiederzusehen.
CHRISTIAN GREY
CEO, Grey Enterprises Holdings, Inc.
Stirnrunzelnd lese ich seine Antwort – so knapp und förmlich; keine Spur von seinem gewohnt witzig-spritzigen Stil.
Von: Anastasia Steele
Betreff: Auf dem Heimweg
Datum: 3. Juni 2011, 13:01 Uhr EST
An: Christian Grey
Liebster Mr. Grey,
ich hoffe, mit der »Situation« ist alles in Ordnung. Der Tonfall Ihrer Mail macht mir etwas Sorgen.
Ana
Von: Christian Grey
Betreff: Auf dem Heimweg
Datum: 3. Juni 2011, 10:04 Uhr
An: Anastasia Steele
Anastasia,
es könnte besser laufen. Ist die Maschine schon abgeflogen? Wenn ja, solltest du keine Mails mehr schreiben. Du bringst
dich selbst in Gefahr, was einen klaren Verstoß gegen die Regeln zu deiner persönlichen Sicherheit darstellt. Was ich über die Strafe gesagt habe, war ernst gemeint.
CHRISTIAN GREY
CEO, Grey Enterprises Holdings, Inc.
Mist. Okay . Was hat ihn jetzt schon wieder verärgert? Vielleicht ist ja »die Situation« schuld. Vielleicht hat Taylor ihn hängen lassen, oder aber er hat eine Million Dollar auf dem Aktienmarkt verloren, keine Ahnung.
Von: Anastasia Steele
Betreff: Überreagiert
Datum: 3. Juni 2011, 13:06 Uhr EST
An: Christian Grey
Sehr geehrter Mr. Miesepeter,
die Türen sind noch geöffnet. Wir haben Verspätung, aber nur zehn Minuten. Mein Wohlergehen – und das meiner Mitpassagiere – ist also gewährleistet. Sie können Ihre juckende Hand also vorläufig noch in der Hosentasche lassen.
Miss Steele
Von: Christian Grey
Betreff: Entschuldigung – Juckende Hand verstaut
Datum: 3. Juni 2011, 10:08 Uhr
An: Anastasia Steele
Sie und Ihr vorlautes Mundwerk fehlen mir, Miss Steele. Kommen Sie sicher nach Hause zurück.
CHRISTIAN GREY
CEO, Grey Enterprises Holdings, Inc.
Von: Anastasia Steele
Betreff: Entschuldigung angenommen
Datum: 3. Juni 2011, 13:10 Uhr EST
An: Christian Grey
Gerade werden die Türen geschlossen.Von mir hörst du keinen Mucks mehr – was bei deiner Schwerhörigkeit nicht weiter schwierig werden sollte.
Ciao, ciao
Ana
Ich schalte den BlackBerry aus.Trotz allem gelingt es mir nicht, mein Unbehagen abzuschütteln. Irgendetwas stimmt mit Christian nicht. Vielleicht ist »die Situation« ja aus dem Ruder gelaufen. Ich sehe zum Gepäckfach hinauf. Mit Moms Hilfe habe ich es heute Morgen noch geschafft, Christian ein kleines Geschenk zu kaufen, als Dankeschön für das Upgrade und den Ausflug zum Segelfliegen. Das Segelfliegen – was für ein Morgen. Ich muss lächeln, als ich daran denke. Noch bin ich nicht sicher, ob ich ihm mein albernes Geschenk überhaupt geben soll. Vielleicht findet er es ja kindisch – oder er kann nicht darüber lachen, weil er wieder einmal miese Laune hat.
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