Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
Atem stockte und sie ihren Flug abrupt stoppte. Er hatte kein T-Shirt an. Das Laken bedeckte ihn nur bis zur Hüfte, so dass sie seinen Bauchnabel sehen konnte. Sie musterte seinen Oberkörper ausgiebig. Und da gab es einiges zu mustern.
Dann betrachtete sie sein Gesicht. Er sah so friedlich aus im Schlaf. Seine Wimpern berührten seine Wangen. Sein Haar fiel ihm in unordentlichen Strähnen bis auf die Augenbrauen. Ihr Herz machte einen Sprung, und sie fühlte, wie sie sich ihm näherte – in den Raum hinein, in sein Bett, in seinen … Kopf.
Nein! Sie stoppte sich gerade noch im letzten Moment.
Sie hatte mit den Mädels abgemacht, über Derek hinwegzukommen. Ihn hinter sich zu lassen. Dummerweise hatte ihr Unterbewusstsein die Nachricht anscheinend nicht erhalten. Dann, als würde die Schwerkraft oder vielleicht ihr eigener Wille zurückziehen, ließ sie sich fallen und segelte durch die Wolken des Schlaflandes zurück in ihr eigenes Bett.
Sie erwachte schlagartig, als wäre sie mit Gewalt in ihren Körper zurückgeworfen worden. Sie rang nach Atem und angelte sich ihr Kissen, um das sie fest die Arme schlang. Das Bild des schlafenden Dereks ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Nein! Nein! Nicht an Derek denken. Denk an Lucas.
Lucas, der mit ihr im Mondlicht getanzt hatte. Lucas, der sie so zärtlich geküsst hatte. Lucas, dessen Blut sie jedes Mal zum Rasen brachte, wenn sie bei ihm war.
Sie schloss die Augen und sank wieder in tiefen Schlummer. Ins süße Nichts des Schlafes. Plötzlich stand sie in einem Zimmer aus Wolken und vor ihr Lucas. Sie dachte sofort an Red, aber Lucas sprach sie an. »Ich bin’s. Fühl mal. Ich bin warm.« Er streckte den Arm aus und nahm ihre Hand. Seine Berührung sandte eine Welle von Wärme durch ihren Körper.
Sie erinnerte sich, dass sie bewusst an Lucas gedacht hatte vor dem Einschlafen, und sie fragte sich, ob sie langsam lernte, ihr Traumwandeln zu kontrollieren. Es erfüllte sie mit einem gewissen Stolz, etwas geschafft zu haben, wo doch so viele Dinge in ihrem Leben gerade unbekannt und außer Kontrolle schienen.
Er lächelte sie aus seinen verschlafenen blauen Augen an. »Ich hab schon gedacht, du würdest mich nie wieder in meinen Träumen besuchen.«
Plötzlich lösten sich die Wolken wie Morgennebel auf, und sie standen wieder draußen vor dem Speisesaal, wo sie zuvor getanzt hatten. Der Mond und die Sterne warfen zauberhafte Schatten auf die nächtliche Welt. Nur dass dieses Mal die Nacht die Musik spielte. Grillen zirpten und vereinzelt rief ein Vogel. Das alles fügte sich in das gleichmäßige Konzert des Windes, der durchs Unterholz fuhr und die Blätter der Eichen zum Rascheln brachte.
»Wollen wir tanzen?« Er hielt ihr die Hand hin.
Sie wollte gerade ihre Hand in seine legen, als sie bemerkte, dass er gar kein T-Shirt anhatte. Und statt einer Jeans trug er nur locker sitzende Boxershorts. Von der Sorte, wie sie Jungs zum Schlafen anzogen – wenn sie nicht nackt schliefen. Und wie die Shorts, die Filmstars auf den sexy Fotos immer trugen.
Sie schluckte nervös. Er sah verdammt gut aus. So warm und so nah. Und fast nackt. Als ob es nur einer kurzen Handbewegung bedurfte, ihn ganz entblößt vor ihr stehen zu lassen.
»Ähm …« Sie fuchtelte mit der Hand vor ihm herum. »Solltest du dir nicht was anziehen?«
Er grinste und lachte dann laut los – etwas, das er nicht sehr oft tat. »Das ist dein Traum, Kylie. Du hast mich quasi angezogen. Du bist verantwortlich für meine Klamotten. Die Frage ist also … ist es das, worin du mich gern siehst?«
Sie spürte, wie ihr Gesicht anfing zu glühen. Sie wünschte, sie könnte es abstreiten, aber Holiday hatte es ihr auch so erklärt, als sie über Traumwandeln gesprochen hatten. Kylie selbst kontrollierte den Traum, angefangen bei der Person, die sie besuchte, zu allem, was während des Traums passierte. Also, was hatte es zu bedeuten, dass sie zuerst Derek besucht hatte?
Und warum hatte sie gewollt, dass Lucas fast nichts anhatte?
Okay, das war eine dumme Frage.
»Oh …« Sie verstummte, weil sie keine Ahnung hatte, was sie noch sagen sollte. Da fiel ihr Blick auf ihre eigene Kleidung. Sie trug denselben kurzen Pyjama, mit dem sie ins Bett gegangen war – er bestand aus einem hellblauen enganliegenden Trägertop und engen dunkelblauen Hotpants. In einem Bikini hätte sie zwar mehr Haut gezeigt, sie fühlte sich aber dennoch ziemlich nackt.
Sie war sich nicht sicher, wie sie ihre Kleidung
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